Knallharte Schale - Zuckersueßer Kerl
herum.
„Danke, Mom. Du musst wirklich nicht kommen.“
„Wenn du meinst ...“
„In der nächsten Woche habe ich außerdem einige Termine, die ich nicht verschieben kann.“
„Mit dem Footballspieler?“
Sarahs Gesicht verschloss sich für einen Moment, als sie an das gestrige Telefonat mit dem wortkargen Dupree Williams dachte. In der nächsten Woche würde sie ihn treffen und sah dieser Begegnung mit Magenschmerzen entgegen.
„Frag’ ihn doch bitte nach zwei Autogrammen für deine Brüder. Die beiden sind große Fans und bekommen sich vor lauter Aufregung, dass du ihn kennst, gar nicht mehr ein.“
„ Ich kenne ihn nicht wirklich ...“
„Du erstellst seine Werbekampagne, Schatz.“ Mit einem amüsierten Laut kicherte ihre Mom in den Hörer. „Das ist doch schon etwas.“
„Natürlich frage ich ihn nach den Autogrammen“, entgegnete Sarah, da sie keine Lust hatte, ihrer Mom erklären zu müssen, weshalb sie auf den Star-Tackle der New York Titans nicht gut zu sprechen war. Nachdem sie versprochen hatte, sich in den kommenden Tagen wieder zu melden, legte sie auf und griff nach einem Stift, um sich ein paar Notizen zu ihren kommenden Terminen zu machen, doch schon bald schweiften ihre Gedanken ab. Beinahe nervös kaute sie auf dem Stift herum und fixierte den Computermonitor, bevor sie sich unwirsch durch ihren blonden Pony fuhr.
Dupree Williams hätte ihr gestohlen bleiben können, wenn nicht er ausgerechnet das Aushängeschild der New Yorker Brustkrebshilfe gewesen wäre. Vor zwei Jahren war er als einziger Spieler mit einem T-Shirt, auf dem die rosafarbene Schleife der Brustkrebshilfe abgedruckt gewesen war, zum jährlichen Spendenlauf erschienen und hatte die Herzen der New Yorker Frauen im Sturm erobert. Jedenfalls wurde es sich genauso erzählt. Seitdem war er der Pate ihrer Organisation und machte ehrenamtlich Werbung, was zwar lobenswert war, Sarah jedoch nicht beeindruckte, da sie ihn auch anders kannte.
Vor vier Monaten war sie gerade erst nach New York gekommen und hatte ihre Stelle angetreten, als eine Arbeitskollegin sich mit ihr in einem Club verabredet hatte. Sarah, die von dem Großstadtflair beeindruckt gewesen war, hatte im besagten Club auf ihre Kollegin warten wollen und sich an die Bar gesetzt, während sie sich eingeschüchtert umgesehen hatte. Dabei war ihr Blick auf einen Mann gefallen, der sie ein wenig zurückhaltend gemustert hatte. Sie hatte das ausgesprochen sympathisch gefunden und hatte ihm zugelächelt, als er zögernd nähergekommen war. Trotz seiner riesigen Erscheinung und wahren Muskelbergen, die beinahe das Shirt mit dem Totenkopf gesprengt hätten, das er an jenem Abend getragen hatte, hatte er ein unverfängliches und nettes Gespräch mit ihr begonnen, bei dem sie bemerkt hatten, dass sie sogar aus der benachbarten Gegend stammten, da Mobile und Pensacola zwar in zwei verschiedenen Bundesstaaten lagen, jedoch nicht weit voneinander entfernt waren.
Sarah hatte Dupree und seinen Irokesenhaarschnitt sogar richtig niedlich gefunden und hing gebannt an seinen Lippen, bevor er den Macho markierte und sich in einen widerlichen Idioten verwandelte, der sie lediglich ins Bett bekommen wollte. Als er dann auch noch erzählte, dass er Footballspieler sei, war ihr alles klar. Footballspieler waren sowieso völlig hirnlose Typen, die andere hirnlose Typen in den Boden rammten und mit einem Ball über ein Feld rannten, wofür sie Unsummen an Geld kassierten.
Dupree hatte augenscheinlich gedacht, dass er ihr lediglich seinen Superbowlring zeigen müsste, um sie aufreißen zu können. Sarah war maßlos enttäuscht gewesen, da sie ihn anfangs für einen wirklich netten Kerl gehalten hatte, der putzigerweise sogar schüchtern erschienen war.
Leider hatte sie sich getäuscht. Wenige Tage später war sie von der Nachricht, dass sie für die Öffentlichkeitsarbeit um den erfolgreichen Footballspieler und Werbepartner Dupree Williams zuständig war, überrollt worden und hatte ihn erst vor ein paar Wochen beim Spendenlauf wiedergesehen. Sein erschrockener und ungläubiger Blick hätte sie beinahe versöhnt, wenn sie nicht die dummen Sprüche einiger seiner Mitspieler gehört hätte. Sarah konnte Menschen, die lediglich auf die äußere Erscheinung achteten und furchtbar oberflächlich waren, einfach nicht leiden, was vermutlich auch mit ihrem Job zusammenhing. Man lernte sehr schnell, worauf es tatsächlich im Leben ankam und dass Schönheit vergänglich war, wenn man
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