Knapp am Herz vorbei

verhängnisvollste Schritt in meiner Laufbahn.
     
    Marcus und Willie gehen den Broadway entlang. Marcus trägt einen grauen Flanellanzug, Willie eine indigoblaue Postbotenuniform. Dienstag, 28 . Oktober 1930 . Früher Morgen.
    An der Ecke Fiftieth Street bleiben sie stehen und tun so, als würden sie sich übers Wetter unterhalten. Marcus schnippt ein 25 -Cent-Stück in die Luft und fängt es auf. Ein Schwarzer in blauer Hose und hellblauem Arbeitshemd kommt den Broadway hoch. Er bleibt stehen, sperrt die Tür zu Rosenthal and Sons auf, geht hinein.
    Marcus schaut nach rechts und nach links. War das der Wachmann?
    Willie nickt.
    Sie geben dem Wachmann fünf Minunten, um die Alarmanlage auszuschalten und den Kaffee aufzusetzen. Dann tritt Willie in Aktion. Er klopft. Die Tür geht auf. Der Wachmann – um die vierzig, ergrauende Schläfen, frisch rasiert. Willie riecht sein Haaröl.
    Ja?
    Telegramm.
    Für wen?
    Mr Rosenthal.
    Der ist nicht da.
    Sie können auch unterschreiben.
    Sie sehen einander an. Einundzwanzig, zweiundzwanzig.
    Moment, sagt Wachmann.
    Er knallt die Tür zu.
    Willie schaut die Straße hoch. Er sieht Marcus an der Straßenlaterne lehnen und seinen Vierteldollar schnipsen. Noch ist Zeit, um wegzulaufen.
    Die Tür geht auf. Und wo soll ich unterschreiben?, fragt Wachmann.
    Willie reicht ihm ein kurzes Clipboard. Hier.
    Als Wachmann das Clipboard nimmt, zieht Willie eine . 22 er aus der Brusttasche.
    Rückwärts rein, sagt Willie. Ganz entspannt.
    Wachmann tritt zurück. Willie springt hinein, schließt die Tür. Er und Wachmann stehen dicht voreinander, Wachmann starrt Willie an, nicht die Pistole. Willie winkt mit der Waffe, zeigt auf eine leere Vitrine. Da rüber – los.
    Wachmann geht rückwärts hinter die Vitrine.
    Marcus kommt durch die Tür, sein Gesicht ist mit einem Halstuch bedeckt, das die dreieckige Form irgendwie noch unterstreicht. Und die Wasserwanzenaugen vergrößert. Er geht zu Wachmann. Gib mir dein Bein, sagt er.
    Mein was?
    Bist du taub?
    Ich hör Sie nicht durch Ihr Halstuch.
    Marcus hebt eine Ecke des Halstuchs an. Dein
Bein
.
    Wachmann hebt sein Bein. Marcus holt eine Rolle Bilderdraht aus seiner Brusttasche. Er bindet ein Ende an das Bein des Wachmanns und hält das andere wie eine Leine. Unterdessen schaut Wachmann böse zu Willie.
    Wie heißt du, Wachmann?
    Charlie Lewis.
    Schon mal einen Überfall erlebt?
    Nein.
    Du gehst gelassen damit um.
    Was bleibt mir übrig?
    Wie viele Angestellte kommen heute?
    Noch drei.
    Wann?
    Bald.
    Wer hat die Kombination für den Safe im Hinterzimmer.
    Mr Fox. Der erste Verkäufer.
    Willie bedeutet Wachmann, sich mit dem Gesicht an die Tür zu stellen, Richtung Broadway. Die Tür hat eine Jalousie im Fenster, Willie zieht sie halb herunter. Marcus steht mit dem Draht, an dem der Wachmann befestigt ist, auf einer Seite der Tür, Willie kauert mit der Pistole auf der anderen Seite.
    Ein Cop geht vorbei.
    Wachmann schaut Willie an. Was ist, wenn ein Polizist die Tür überprüft?
    Dann lässt du ihn rein, sagt Willie. Wir kümmern uns um ihn.
    Zehn Minuten vergehen. Marcus läuft der Schweiß übers Gesicht. Sein Halstuch ist klatschnass. Das Gesicht des Wachmanns, fällt Willie auf, ist trocken.
    Kurz vor neun klopft jemand.
    Das ist Mr Hayes, sagt Wachmann. Einer unserer Verkäufer.
    Mach auf.
    Ein junger Mann ungefähr in Willies Alter schlendert herein, nimmt den Hut ab und wirft ihn auf eine Vitrine. Hallo, Charlie, sagt er zu Wachmann, wieso ist die Tür noch verschlossen?
    Willie hält dem Mann die Pistole in den Rücken. Gute Frage. Sei ganz still und tu, was man dir sagt.
    Er gibt Verkäufer eins an Marcus weiter, der dessen Handgelenke und Knöchel aneinanderfesselt und ihn auf den Boden setzt.
    Eine Minute später klopft es wieder.
    Das wird Mr Woods sein, sagt Wachmann.
    Wachmann öffnet die Tür. Diesmal übernimmt Sutton das Fesseln, während Marcus die Pistole hält. Verkäufer zwei gibt einen Laut von sich, ein Winseln oder einen Schrei.
    Tun Sie ihm nicht weh, sagt Wachmann, er ist ein alter Mann.
    Ich tu niemandem weh, erwidert Willie verärgert.
    Es klopft wieder. Das ist Mr Fox, sagt Wachmann.
    Als Verkäufer drei durch die Tür tritt, zieht Willie ihn beiseite und stößt ihm die Waffe in die Rippen. Guten Morgen. Wir haben dich schon erwartet. Komm mit, wir öffnen jetzt den Safe.
    Darf ich zuerst meinen Mantel und Hut aufhängen?
    Lass beides fallen.
    Willie führt Verkäufer drei zum Hinterzimmer und lässt ihn