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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Nähe der Schattenherren eine rote Färbung angenommen. Also musste es in einem anderen, dunkleren Ritual geformt worden sein.
    An der Art, wie der Osadro die Finger um die Waffe schloss, erkannte Bren, dass er kein Kämpfer war. Dennoch hätte Bren ihn nicht überwinden können. Das lag weniger daran, dass er seinen Morgenstern hatte zurücklassen müssen, als an der Tatsache, dass selbst der unfähigste Schattenherr über die verderbten Kräfte der Magie gebot, eine Fähigkeit, mit der man andiesem Ort zweifelsohne so manche Vorrichtung auslösen und viele Verdammte herbeirufen konnte, die sich in den vergangenen Äonen den SCHATTENKÖNIGEN verpflichtet hatten. Auf den beiden mit feinem Samt belegten Tischen standen Kristalle in Gespinsten aus Golddraht, aus denen sich die Wachhabenden an Essenz der exquisitesten Geschmacksrichtungen berauschen konnten. Lebenskraft, die unter kaum vorstellbaren Schmerzen geerntet, andere, die aus animalischer Lust oder zur Selbstaufgabe gesteigerter Verehrung geboren war. Aber in kleinen Nischen waren hundert weitere Kristalle eingelassen, um vieles potenter als ihre zum Genuss bestimmten Gegenstücke. Die in ihnen gefangene Lebenskraft würde den Zaubern der Wachen die nötige Macht verleihen, um auch Schattenherren zu zerstören, die hundertfach älter waren als sie selbst.
    »Du wurdest angemeldet«, stellte der Wortführer der Wachen fest.
    Bren nickte zustimmend, aber nicht übertrieben unterwürfig. Er war ein Mensch, doch er hatte sich um Ondrien in einem Maße verdient gemacht, das ausreichte, damit sein Name sogar dem SCHATTENKÖNIG geläufig war. »Ich folge dem Ruf dessen, der über die Finsternis gebietet.«
    Ohne Hast ließ der Osadro seine gespreizte Hand einen Bogen beschreiben, bis die Krallen auf einen freien Sessel zeigten. »Leiste uns Gesellschaft, wir erwarten noch einen weiteren Gast.«
    Bren folgte der Einladung. Die Sitzgelegenheiten waren rot gepolstert. Die hölzernen Elemente wirkten, als seien sie nicht geschreinert, sondern geschmolzen und wie Wachs in neuer Form erstarrt. »Geschenke der Fayé?«, fragte Bren, als er sich setzte. Das Volk des Nachtschattenwalds stand mit Dämonen im Bunde, die dem Wuchs von Bäumen ihren kranken Willen aufzuzwingen vermochten.
    Der Wortführer zuckte mit den Schultern.
    An Brens Tisch saß ein weiterer Unsterblicher, der betrachtete, wie das Rot eines Quarzes durch seine Krallen schimmerte. »Hast du viele getötet?«, fragte er Bren beiläufig.
    »Das kommt darauf an, was Ihr unter ›töten‹ versteht. Ein General ficht nicht selbst.«
    »Du warst nicht immer ein General.« Er sah Bren an. Seine Iriden leuchteten violett. »Man munkelt, es gäbe keinen Schwertmeister, in dem du deinesgleichen fändest.«
    »Sagt man das?«
    Die dünnen Lippen kräuselten sich. »Du willst nicht behaupten, dass dein Stahl immer blank geblieben ist?«
    Bren erwiderte das Lächeln. »Nein. Aber meine Rüstung wurde häufiger von ondrischem Blut gefärbt als von genarischem.« Er fragte sich, welche Farbe das Blut des Osadro wohl hatte. Es hinge von seinem Alter ab. Seinem wirklichen Alter. Einhundert Jahre Untod machten aus dem Lebenssaft ein schwarzes, dickflüssiges Gelee. Dieser Mann war kein besserer Kämpfer als der Anführer des Wachtrupps. Um das zu erkennen, reichte ein Blick auf die Körperhaltung aus. Es lag in der Natur eines Kriegers, sich so zu bewegen, dass er viele Möglichkeiten behielt, zu verschiedenen Seiten auszuweichen und rasch eine Kampfhaltung einnehmen konnte. Das galt auch für das Sitzen in einem Sessel. Wäre der Mann ein Mensch gewesen, hätte Bren ihm die Nase brechen und dann die Gurgel aus dem Hals reißen können, bevor die erste Schmerzwelle abgeklungen wäre. Wie die Dinge lagen, hätte Bren keine Kraft auf die Kehle verschwendet und sich stattdessen das Silberschwert gesichert. Damit hätte er sein Gegenüber um die Ewigkeit gebracht, die die Schatten ihm geschenkt hatten, und wohl auch einem seiner Gefährten hätte Bren den Kopf von den Schultern schlagen können, bevor die anderen Gegner die Situation erfasst hätten, um dann Zuflucht zu der Magie des Ortes zu nehmen.
    Dies waren nicht seine Feinde. Bren hatte nicht vor, hierzu kämpfen. Solche Überlegungen kamen ganz von allein. Sie lagen in seinem Wesen.
    »Man wusste bestimmt zu schätzen, dass du die Abtrünnigen lehrtest, was es bedeutet, gegen die Schatten aufzubegehren.«
    »Ich nehme es an. Sonst hätte man mir nicht den Befehl über drei

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