Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
tatsächlich erschöpft aus. SEIN Gesicht war das eines Dreißigjährigen, wenn man von der Blässe absah. SEINE Züge waren wie gemeißelt, aber Bren war gewohnt, von harten Männern umgeben zu sein. Vielleicht war ELIEN einmal, vor Jahrtausenden, ein Krieger gewesen. SEINE Augen glichen Obsidian, Manifestationen der Finsternis, in die sie unablässig blickten. SEINE rote, halb durchsichtige Krone war aus einem einzigen Edelstein geschnitten. Das schummrige Licht vermochte nur vereinzelte Funken herauszuschlagen. Überhaupt war ELIEN von einem unsichtbaren, aber deutlich zu spürenden Nimbus der Finsternisumgeben. Als sei die Macht von den Göttern spottenden Wirklichkeiten so sehr in IHM präsent, dass ER sie willentlich zurückhalten musste, um gierige Dämonen daran zu hindern, über eine Welt herzufallen, die ihnen nichts hätte entgegensetzen können. Bren schauderte bei dem Gedanken, dass dieser Eindruck durchaus den Tatsachen entsprechen mochte. Man sagte, die SCHATTENKÖNIGE hätten in längst vergessenen Zeitaltern unaussprechliche Pakte mit Wesenheiten geschlossen, deren bloßer Anblick den Verstand eines Sterblichen zu zerfetzen vermochte.
    Langsam nickte ELIEN auf Velons Frage. »Die Schattenherzöge werden sich versammeln.«
    Bren stellte sich vor, wie sich die Mächtigsten des Reiches auf den Weg nach Orgait machten. Es war ihr vornehmstes Recht und ihre höchste Pflicht, der Bettung des alten undder Erweckung des neuen SCHATTENKÖNIGS beizuwohnen. In der Vergangenheit waren Kriegszüge abgebrochen, Provinzen aufgegeben worden, weil Schattenherzöge an den Hof geeilt waren. Diese Gefahr bestand diesmal nicht. Auf der ganzen Welt lastete der Friede des SCHATTENKÖNIGS . Seit dem Silberkrieg waren alle Vorkommen des einzigen Metalls, das den Osadroi bleibende Wunden schlagen konnte, unter Kontrolle. Keines der freien Reiche würde aufbegehren. Außerdem würden die Schattengrafen und die Schattenbarone die Stellung halten. Jedenfalls diejenigen von ihnen, die ihre Oberen vergeblich beknien würden, sie nach Orgait mitzunehmen, wo sich die Höchsten des Reiches träfen. Es würden Wochen werden, in denen manche ihr schwarzes Glück schmiedeten und andere der Vergessenheit anheimfielen. Meist würde der Aufstieg des einen mit dem Fall des anderen zusammenhängen, und wer nicht anwesend wäre, könnte nichts gegen seinen Absturz tun.
    »Wie sollen wir EUCH dienen, MAJESTÄT ?«
    Bren hätte gern die Gabe der Osadroi besessen, in diesem Moment weniger wegen der Unsterblichkeit als deswegen, weil ein Schattenherr nur dann atmen musste, wenn er die Luftan den Stimmbändern vorbeistreichen lassen wollte, um zu sprechen.
    ELIENS tiefschwarze Augen sahen ihn an, bevor ER den Blick löste. Nicht alle Herzen ruhten in den Nischen an der Wand. Im Raum verteilt standen Behälter, gestiftet von den Höchsten des Reiches. Die meisten waren aus den edelsten Metallen gefertigt, Gold, Platin, manche mit Edelsteinen besetzt, andere mit Essenzkristallen. Schreine, von brusthohen Gestellen getragen. ELIEN umkreiste einen von ihnen mit gemessenen Schritten. Er wurde von einem Wappen geziert, das aus Obsidian geschnitten war, die Linien mit Blei ausgegossen. Eine Katze.
    Brens Nackenhaare stellten sich auf. Auch ohne das Symbol hätte er erraten, wessen Herz dort aufbewahrt wurde. Alle Schreine waren kostbar, kunstvoll gearbeitet. Aber dieser eine übertraf die übrigen. Er schien schwerelos mit seinen feinen Verästelungen, bei denen sich Bren nicht gewundert hätte, wenn sie den Behälter auch ohne Gestell in der Luft getragen hätten. Wenn jemals ein Wort den Tod gebracht hat, dann war es ihr Name. Nur Lebensmüde hatten …
    Überrascht sah Bren eine junge Frau aus den Tiefen der Halle kommen. Sie ging wie eine Schlafwandlerin. Sie konnte keine Osadra sein, ihre Haut war nicht bleich. Aber was machte ein Mensch hier unten, wo eine silberne Haarnadel genügen konnte, um jeden Schattenherrn des Reiches zu töten? Diese Herzen garantierten die Loyalität der Edlen. Egal, mit welchen Wachen, mit welchen Schutzzaubern sie sich umgaben, ganz gleich, wie weit sie sich entfernten – solange die SCHATTENKÖNIGE ihre Herzen hatten, waren sie IHRER Gnade ausgeliefert, vom jüngsten Baronet bis zum ältesten Schattenherzog. Jeder von ihnen wäre entsetzt gewesen, einen Menschen an dem Ort zu wissen, an dem die Unsterblichkeit am verwundbarsten war. Auch Velon sog die Luft ein, ein seltener Reflex bei jemandem, der seit einem halben

Weitere Kostenlose Bücher