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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, vor allem, nachdem er von Bardous Tod gehört hatte, doch nun war alles wieder da, hatte nur im Verborge- nen geruht, ein Albtraum, der nun wieder lebendig wurde. Binnen Sekunden rief es ihm den tierhaften, fast wilden Zu- stand wieder ins Gedächtnis, in dem er die letzten Tage vor seiner Flucht dahinvegetiert war. Eine Welle hassgetränkter Erinnerungen überflutete ihn. Bei Gott, Patrick, dachte er grimmig, um Selbstbeherrschung ringend, wenn dieses Schwein noch am Leben ist, werde ich dich rächen.
    Nicht unwahrscheinlich, dass der Franzose jetzt für die Amerikaner arbeitet, überlegte er und rieb sich ungeduldig den Nacken. Seit 1812 tobte an den Gestaden der ehemali- gen Kolonien der Krieg. Seit fast zwei Jahren verhandelten Diplomaten beider Seiten nun schon in Gent, doch heraus- gekommen war dabei nichts. Die Kämpfe gingen weiter – genau wie die Blockade. Inzwischen waren französische Spione wie Bardou nach Napoleons Niederlage arbeitslos geworden. Nach Frankreich zurückkehren konnten sie nicht, da die restaurierte Bourbonenmonarchie sie als Ver- räter betrachtete, und auch im übrigen Europa waren sie nicht willkommen.
    Amerika war vermutlich das einzige Land, in dem Napo- leons verstreute Spione Aufnahme fanden; für Fanatiker wie Bardou war es der richtige Ort, um weiter gegen die Bri- ten zu kämpfen. Präsident Madisons in Bedrängnis gerate- ne Regierung würde Männer von Bardous Format sicher in Washington willkommen heißen.
    Lucien drehte sich wieder zu seinen Leuten um. Sein Ge- sicht war eine steinharte Maske. Mit leisem Knurren begann er, Befehle auszustoßen. „Zuerst müssen wir die Nachricht bestätigen. Kyle, Sie gehen in den Westflügel und holen Rol- lo Greene. Wenn bei den Amerikanern irgendetwas im Gan- ge ist, wird er es wissen. Er redet, wenn nur der Preis hoch genug ist.“

„Rollo Greene ist weg – er ist schon vor Stunden abgereist. Ich habe mir die Gästeliste angesehen“, sagte Robert Jen- kins vom Südquadranten.
    Lucien stieß einen Fluch aus. Kluge Agenten waren wie unruhige Straßenkatzen – man musste sie aus ihren Verste- cken hervorlocken. Sie konnten sich förmlich in Luft auflö- sen, wenn sie nicht gefunden werden wollten. Vor allem galt das für Doppelagenten wie Rollo Greene, der ständig be- fürchten musste, von jemandem zur Rechenschaft gezogen zu werden, den er verkauft hatte.
    „Sollen wir losreiten und versuchen, ihn einzuholen? Be- stimmt ist er nach London unterwegs“, meinte Marc.
    Lucien ließ sich das durch den Kopf gehen. „Ja. Talbert, Sie bleiben hier und befragen Leonidowitsch. Ihr anderen vier reitet ihm nach, aber wenn ihr ihn bis zum Abzweig nach Wells nicht eingeholt habt, kehrt um. Es könnte eine Falle sein.“
    „Eine Falle?“ wiederholte Marc erstaunt.
    „Ihr mögt euch ja für unbesiegbar halten, aber wenn Bar- dou irgendwo in der Nähe ist, dürft ihr nicht versuchen, ihn in ein Gefecht zu verwickeln. Unser nächstes Fest findet ja schon in einer Woche statt. Wenn ihr Greene nicht mehr ein- holt, sehen wir ihn spätestens dann. Und was Bardous an- gebliche Wiederauferstehung angeht, so zapfen wir inzwi- schen unsere anderen Quellen an. Und jetzt geht.“
    Die Mädchen entließ er auch, schickte Talbert aus, Leoni- dowitsch zu holen, und blieb allein mit seinen Dämonen zu- rück. Der verdammte Claude Bardou.
    Mit verlorenem Blick setzte er sich hin, um auf Talbert und Leonidowitsch zu warten. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich die Augen. Himmel, wie gern er doch vergessen hätte, was geschehen war, doch wenn er die Au- gen schloss, sah er wieder die Zelle vor sich, in der er so vie- le Wochen in Dunkelheit und Einsamkeit gefangen gewesen war, verprügelt und halb verhungert. Er schmeckte immer noch das Blut, wenn er sich an Bardous raffinierteste Folter erinnerte. Der Mann hatte ihn festgeschnallt und ihm zwei Backenzähne herausgerissen, als Lucien sich geweigert hat- te zu reden. Doch der körperliche Schmerz zählte nicht im Vergleich zu der Schande, die er empfand, wenn er daran dachte, dass es Bardou am Ende doch gelungen war, ihm ei-

nen Namen zu entlocken: Patrick Kelley.
    Lucien schauderte vor der schmerzhaften Schuld, die sich in den tiefsten Winkel seiner Seele gebrannt hatte. Sein Va- ter, der Marquis, hatte Lucien in die Feinheiten der Diplo- matie eingeführt, doch war es Kelley gewesen, der stand- hafte Ire, der ihm das Spionagehandwerk beigebracht hat- te. Außer sich vor Schmerzen,

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