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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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kaum noch bei Bewusstsein, hatte Lucien schließlich Kelleys Versteck verraten. Und als es ihm endlich gelungen war, aus seinem Gefängnisloch zu flüchten, war es zu spät gewesen, um den Iren zu warnen. Kelley war bereits verschwunden. Spurlos. Er hatte nie wie- der von ihm gehört.
    „Mylord?“
    Er öffnete die Augen und versuchte den Schmerz in sei- nem Blick zu verbergen, als er sich umdrehte. Lily, die schönste der Kurtisanen in seinen Diensten, lehnte einla- dend an der Wand.
    „Brauchen Sie etwas?“ fragte er.
    „Sie wirken bekümmert. Ich dachte, vielleicht möchten Sie etwas Gesellschaft.“ Sie warf ihm einen verführerischen Blick zu und fuhr mit den Fingern an ihrem gerüschten De- kolletee entlang. Lässig stieß sie sich von der Wand ab und kam auf ihn zu.
    Der Blick, mit dem er sie musterte, verriet einen Hunger, den eine Frau wie sie nicht stillen konnte. „Führen Sie mich nicht in Versuchung, Lily“, erwiderte er betont nonchalant, „Sie wissen doch, dass ich Arbeit und Vergnügen strikt von- einander trenne.“
    Er verkrampfte sich, als sie ihm die Hand auf die Schulter legte. „Wie Sie immer sagen, Mylord, sind Regeln dazu da, gebrochen zu werden.“
    „Nicht wenn es sich um meine Regeln handelt, meine Lie- be.“
    „Was auch geschehen ist, ich könnte dafür sorgen, dass Sie sich besser fühlen. Sie bräuchten sich nur zurückzuleh- nen und den Rest mir zu überlassen. Nehmen Sie mich mit in Ihr Bett, wenn Sie hier fertig sind.“ Sie küsste ihn auf die Wange und flüsterte: „Ich würde es gratis machen.“
    Teilnahmslos und wie erstarrt blieb er sitzen, während sie begann, seinen Hals zu küssen und ihn zu kosen. Wankend geworden, schloss er die Augen. Ein Schauer des Begehrens

überlief ihn, doch dann fiel ihm Alice Montague ein. Die Liebe verändert die Menschen, Lucien. Wer zum Teufel spricht heutzutage noch von der Liebe oder glaubt noch an sie, fragte er sich, während ihm der Geruch der Hure in die Nase stieg, eine Mischung aus moschusartigem Schweiß und süßlichem Parfüm. Nur zu gut konnte er verstehen, dass man sich zu entwürdigen bereit war, nur um die Nacht in den Armen eines anderen verbringen zu können, aber er weigerte sich, sich nach etwas zu sehnen, was es nicht gab. Die Liebe gehörte den Dichtern, die Hoffnung den Narren. Als Lily ihn mit erfahrenem Griff durch die Hose packte, reagierte sein Körper sofort, doch sein Geist wollte schier verzweifeln. Lieber Gott, hilf mir, dachte er, während er in der Leere des bedeutungslosen Rituals schier versank. Er konnte es nicht mehr tun. Plötzlich reichte es nicht mehr aus.
    Er schob sie von sich, stand auf und stellte sich mit dem Rücken zu ihr ans rote Fenster. „Ich habe meine Geliebte aus London mitgebracht.“
    Lily antwortete nicht, doch er spürte ihre Bestürzung und ihren Zorn. Einen Augenblick später hörte er, wie sie auf- stand und aus dem Zimmer ging. Er war wieder allein. Traurig bückte er auf die eleganten Säulen und das Becken hinaus. Die Quellen besaßen angeblich Heilkräfte, aber bei ihm hatten sie noch nie etwas bewirkt. Er verschränkte die Arme vor der Brust, senkte das Kinn und rief sich zur Ord- nung, denn das Werk dieser Nacht war noch nicht voll- bracht. Aber wenn er das Bett mit einer Frau hätte teilen können, hätte er sich Alice Montague gewünscht – die Ein- zige, welche die immense Weisheit besessen hatte, ihn zu- rückzuweisen. Wo ist die Frau, die Sie liebt, hatte sie sich erkundigt. Was für eine klägliche Frage. Nirgends, Alice. Er seufzte schwer. Mich kennt ja noch nicht mal eine.
    Als Talbert zurückkehrte, befragten sie Leonidowitsch und erfuhren überhaupt nichts. Gerade als sie zum Ende kamen, kehrten Marc und die anderen mit leeren Händen zurück. Rollo Greene war ihnen entkommen. Nachdem sie solcherart ihren Pflichten nachgekommen waren, trennten sie sich im Morgengrauen. Die jungen Männer zogen sich in ihre militärische Schlafbaracke bei den Stallungen zu- rück, während Lucien erschöpft in das schlafende, stille

Haus hinaufging.
    Kurz darauf betrat er sein großes elegantes Schlafgemach und trat an die Fenster, die nach Osten hinausgingen. Im perlgrauen Dämmerlicht zog er sich aus und kroch ins Bett. Er war fest entschlossen, wenigstens noch zwei Stunden Schlaf zu bekommen, doch sobald er die Augen schloss, sah er Claude Bardous hässliches Gesicht vor sich und manch- mal auch Patrick Kelleys fröhliche Miene. Er verscheuchte die quälenden Bilder,

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