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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein.“
    „Jetzt machst du dir auf einmal etwas aus ihm?“
    „Was fällt dir ein? Ich liebe meinen Sohn! Du bist das Pro- blem, Alice. Immer stellst du dich zwischen uns!“
    „Sieben. Sechs.“
    Alice musterte die Baronin voller Zorn. „So ein Blödsinn! Du verschwindest dauernd und vergisst, dass er überhaupt existiert. Wenn ich nicht wäre, hätte das Kind außer den Dienstboten niemanden.“
    „Fünf, vier ...“ Wenn es irgendwer gewagt hätte, so mit meiner Mutter zu sprechen, als ich in Harrys Alter war, über- legte Lucien ironisch, vielleicht hätten ich und meine Brüder uns dann anders entwickelt.
    „Es ist eine Schande, wie du das Kind behandelst“, fuhr Alice fort. „Weißt du eigentlich, dass er nach deiner Abreise immer tagelang durcheinander ist? Sobald er anfängt zu weinen, läufst du davon. Begreifst du denn nicht, dass er weint, weil du gehst?“ Ihr Gesicht verkrampfte sich, so als wäre ihr der Sinn ihrer Worte erst aufgegangen, als sie sie ge- äußert hatte.
    Fasziniert vom Widerstreit der Gefühle in ihrem Gesicht, zählte Lucien ein wenig langsamer. „Drei ...“
    Caro starrte Alice ebenfalls an, senkte den Kopf und wandte sich ab. „Überlass mir mein Kind, und ich verspre- che dir, dass es diesmal anders sein wird.“
    „Du versprichst es mir?“ fragte Alice bitter.
    „Ja.“
    „Zwei ...“
    Eine lange Pause trat ein, als Alice ihre Schwägerin durch- dringend musterte.
    „Eins.“ Lucien ließ die Uhr zuschnappen, und das leise Geräusch klang in der Stille wie Kanonendonner.
    Lucien hielt den Atem an.
    „Also gut“, sagte Alice fast unhörbar. „Ich bleibe.“ Stür-

misch drehte sie sich zu ihm um, so dass er kaum Zeit hatte, seine Ungläubigkeit zu verbergen. „Aber wenn Sie mich auch nur einmal gegen meinen Willen anfassen, werde ich nicht zögern, Sie verhaften zu lassen und unter Anklage zu stellen. Wenn Sie auf einen Skandal aus sind, können Sie ihn haben, Mylord.“
    Er schüttelte den Kopf, als wolle er sich von seiner Fas- sungslosigkeit befreien, und dann begann er strahlend zu lä- cheln. Seine Welt war soeben auf den Kopf gestellt worden, doch sein Herz stürmte himmelwärts. Wahrhaftig, er hatte sich eine würdige Gegnerin gesucht. „Ich betrachte mich als ausreichend gewarnt.“
    „Vor dem Gesetz hat er keine Angst“, bemerkte Caro. „Nein, wenn er dir etwas antut, können wir uns den Kon- stabler sparen, meine Liebe. Wir gehen gleich zu Damien.“ Die Erwähnung seines ehrbaren Bruders ließ Lucien inne- halten. Damiens hartes, ehrliches Gesicht erschien vor sei- nem inneren Auge. Er konnte seinen Bruder fast sprechen hören. Wage bloß nicht, das Mädchen dazubehalten. Du hast deinen Beweis, und nun lass sie gehen. Lucien wusste, dass es die einzig richtige Handlungsweise wäre, diesem imaginä- ren Befehl zu folgen. Er mochte sich ja als „Draco“ verklei- den, aber Recht von Unrecht konnte er ebenso gut unter- scheiden wie Damien auch. Und doch erschreckte ihn die Aussicht, Alice plötzlich zu verlieren. Wie konnte er sie ge- hen lassen, jetzt, wo er wusste, dass sie die Richtige war? Die Worte, die sie freigegeben hätten, wollten ihm einfach nicht über die Lippen. Er geriet ins Schwimmen, und das Herz hämmerte ihm wie wild in der Brust.
    Alice Montague war jene seltenste aller Blumen, eine eben- so schöne wie integre Frau. Eine, der er im Lauf der Zeit vielleicht sogar würde vertrauen können. Die ganze Welt hatte er nach einer solchen Frau abgesucht. Jetzt befand sie sich in Reichweite. Wie konnte er sie sich da durch die Fin- ger schlüpfen lassen?
    Er konnte nicht anders. Bei Gott, er würde sie nicht gehen lassen. Freudige Erregung erfasste ihn, aber er hatte keine Ahnung, was er da eigentlich tat. Du bist vollkommen ver- rückt, mahnte ihn die Vernunft. Er hatte eine Aufgabe zu er- füllen. Claude Bardou war noch am Leben und lief frei he- rum. Alice würde ihn nur ablenken.

Aber gerade Bardous Wiederauferstehung und seine eige- nen entsetzlichen Erinnerungen hatten Lucien geschwächt und ihn die Hand nach dem Mädchen ausstrecken lassen. Er hielt es allein einfach nicht mehr länger aus. Von dem Au- genblick an, da er in ihre blauen Augen geblickt hatte, war er von einer brennenden Sehnsucht nach etwas Reinem und Gutem völlig überwältigt worden. Das einzige Verlangen, das dem auch nur annähernd gleichkam, war der Durst, den er gelitten hatte, als Bardous Männer ihm in dem dunklen Höllenloch zwei Tage lang nichts zu

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