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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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zögerte. „Alice, ich möchte gern, dass Sie mir vertrauen.“
    „Wie sollte ich das, nachdem Sie mich so gründlich kom- promittiert haben?“
    „Ich würde Ihnen nie wehtun oder zulassen, dass Sie mei- netwegen leiden müssen. Ich weiß schon, was ich tue.“
    „Sie sind selbstsüchtig.“
    „Ja, ja, das hatten wir schon“, erwiderte er ungeduldig. „Aber wenn Sie mich kennen würden – wenn Sie mir eine Chance gäben – , würden Sie meine Beweggründe vielleicht begreifen.“
    Sie senkte den Kopf und schwieg einen Moment. „Ich will Sie nicht kennen lernen“, sagte sie leise. Doch noch während sie diese Worte äußerte, erkannte sie, dass es eine Lüge war – eine kalte, defensive Lüge.

„Verstehe.“
    Sie zuckte zusammen, als sie den verletzten Spott hörte, der so deutlich aus seiner Stimme sprach. Ihr fiel sein em- pörtes Gesicht letzte Nacht ein, als sie sich den Kuss abge- wischt hatte; sie wusste, dass sie ihn nicht nur verärgert, sondern auch verletzt hatte. Anscheinend hatte sie das wie- der getan. Die Reue, die sie verspürte, war echt, aber sie brachte es nicht fertig, ihm mitzuteilen, sie habe es nicht so gemeint.
    Aber wirklich, was verstecke ich mich eigentlich hier in diesem Zimmer, überlegte sie. Feigheit würde sie auch nicht weiterbringen. Sie war ihm gegenüber nicht fair – nicht ein- mal ehrlich. Sie verspürte ein Kribbeln im Magen, doch das war nicht ausschließlich auf Ärger und Misstrauen zurück- zuführen, wie doch eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Sie verfluchte sich deswegen, aber irgendwie erregte sie die Aus- sicht auf das nächste Wortgefecht mit ihm. Taktisch war sie ihm vielleicht unterlegen, aber sie war genauso stolz wie er. Und genauso einsam.
    Sie erhob sich und begann verstört auf und ab zu gehen. Bin ich vielleicht selbst schuld an meiner Lage, habe ich ihn irgendwie ermutigt? fragte sie sich. Seinem Kuss letzte Nacht war sie ja erlegen.
    „Alice?“
    Sie wirbelte herum. „Ja?“
    „Wissen Sie, was ich hier in der Hand halte?“
    „Nein.“
    „Wollen Sie raten?“
    „Eine Mistgabel?“ meinte sie in einem gestelzten Versuch, eine heiterere Atmosphäre zu schaffen.
    „Nein, meine Liebe“, erwiderte er trocken. „Den Schlüssel zu Ihrem Zimmer.“
    „Was?“ stieß sie entsetzt hervor.
    „Ich würde ihn nicht gern verwenden.“
    „Sie haben einen Schlüssel zu diesem Zimmer?“
    „Hmm-hmm.“
    Sie machte einen Schritt auf die Tür zu. Panik schnürte ihr die Kehle zu. „Sie bluffen!“
    „Soll ich es beweisen?“
    „Nein!“ Himmel hilf. Sie stand mit dem Rücken zur Wand. Sie würde tun müssen, was er verlangte. Aber immerhin hat-

te er ja geschworen, ihr nichts zu tun. Obwohl sie ihm nicht über den Weg traute, hatte sie keine andere Wahl, als den Schuft beim Wort zu nehmen. Sie konnte ihre Würde nur be- wahren, wenn sie freiwillig hinausging und ihm entgegen- trat. Ihr ganzer Körper kribbelte vor eigensinniger, feindse- liger Erregung, als sie den Stuhl beiseite schob und zur Tür ging.
    So entschlossen sie war, ihre Furcht vor ihm zu verbergen – noch wichtiger war ihr, dass er nicht merkte, wie sehr sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte. Diese Befriedi- gung gönnte sie ihm einfach nicht. All ihren Mut zusammen- nehmend, riss sie die Tür auf und starrte ihn wütend an.
    Er lehnte neben der Tür an der Wand und lächelte sie char- mant an. „Da ist sie ja, meine reizende junge Gesellschafte- rin. Vergessen Sie Ihren Mantel nicht, das Wetter hier in die- ser Gegend ist wechselhaft.“
    „Sie wollen spazieren gehen?“ fragte sie mit schmalen Au- gen. „Also gut. Alles, was Sie wollen, Mylord. Schließlich haben Sie nur ein paar Tage. Ich rate Ihnen, sie zu genießen, denn wenn sie vorüber sind, sehen Sie mich nie wieder.“ Sie drängte sich an ihm vorbei in den düsteren Flur.
    „Wirklich alles, was ich will?“ rief er ihr schalkhaft nach.
    Sie verdrehte die Augen und ging einfach weiter.
    Als er sie einen Moment später einholte, trug er ihre pelz- besetzte Pelisse. Sie hielt lang genug still, damit er ihr hi- neinhelfen konnte; obwohl sie ihn überaus finster musterte, lächelte er sie nur wissend an und sagte nichts.
    Lucien war noch nicht lang im Besitz von Revell Court und hatte sich noch nicht daran gemacht, den Park der Natur zu entreißen, geschweige denn das umgebende Waldland. Er hatte genug damit zu tun gehabt, die Ställe in Ordnung zu bringen. Sowohl Garten als auch Wälder waren während der

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