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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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von diesen Geheimnissen hatte? Warum weihte er diese munteren fünf Burschen ein? Wie konnte er ihnen mehr vertrauen als ihr? Eine Welle der Verwirrung überrollte sie, in die sich Panik mischte. Jetzt, wo sie ihm zu Willen gewesen war, wollte er sie da abschüt- teln?
    Ach, was für ein ärgerlicher Tag! Sie fühlte sich einsam, frustriert und ungeliebt, und außerdem hatte sie Kopf- schmerzen. Vielleicht lag es daran, dass ihre Periode kurz bevorstand. Sie wollte einfach nur, dass er sie in den Arm nahm.
    Entnervt von ihrer eigenen Unschlüssigkeit, machte sie sich auf den langen Weg zu Mr. Whitbys Cottage. Allein der Gedanke an den lieben alten Herrn tröstete sie. Er würde sich über ihren Besuch freuen. Der Spaziergang half ihr auch, einen klareren Kopf zu bekommen. Sie hatte nicht mehr das geringste Interesse an der Versammlung auf Revell Court.
    Als sie eine Weile später an Mr. Whitbys Tür klopfte, hieß Mrs. Malone, die Haushälterin, sie willkommen. Wie beim letzten Mal saß der alte Mann mit einem Buch auf dem Schoß im Salon vor dem knisternden Kaminfeuer, die Brille auf der Nase.
    „Miss Montague, was für eine nette Überraschung!“ rief er aus, als sie ins Zimmer trat und ihn begrüßte. Erwar- tungsvoll schaute er hinter sie. „Wo ist Ihr Schatten?“
    „Er ist nicht mitgekommen“, erwiderte sie mit einem trü- ben Lächeln und streifte sich die Handschuhe ab. Die Ver-

ärgerung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Seine Lordschaft feiert mal wieder ein Fest. Ich habe ihn den gan- zen Tag kaum gesehen.“
    „Ach herrje“, sagte der alte Mann bestürzt.
    „Nun wissen Sie, warum ich Sie besuche: Mir war nach et- was kultivierter Gesellschaft.“ Sie legte den Umhang über die Sofalehne und setzte sich auf den Schemel neben ihn, nahm seine knotigen Hände und drückte sie sanft. „Und da- bei habe ich solche Neuigkeiten für Sie, Mr. Whitby!“
    „Was gibt es denn, mein Kind?“
    Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wange stieg. „Sie hatten Recht – Lucien hat um meine Hand angehalten.“
    Der alte Hauslehrer begann über sein ganzes faltiges Ge- sicht zu strahlen. „Wann denn?“
    „Gestern! Wir wollen morgen nach Gretna Green aufbre- chen.“
    Sie blieb eine halbe Stunde und redete aufgeregt über ihr zukünftiges Leben als Lady Knight. Außerdem horchte sie den alten Mann über die herzogliche Familie aus, der sie nun bald angehören sollte. Sie wollte unbedingt von ihnen akzeptiert werden, auch wenn sie nur die Tochter eines Ba- rons war.
    „Mein liebes Kind, Sie haben nichts zu befürchten“, ver- sicherte er ihr mit einem leisen Lachen. „Sie werden Sie mit offenen Armen aufnehmen.“
    Als ihr nach einer Weile auffiel, dass seine Kraft nachließ, verabschiedete Alice sich herzlich von ihm, hüllte sich wie- der in ihren Umhang, zog die Handschuhe an und eilte durch den Wald nach Revell Court zurück, während sich die Herbstnacht herabsenkte.
    Mit wehendem Umhang erreichte sie den Garten, ging am Moschusrosenstrauch vorbei und betrat das Haus durch die Hintertür, wo sie von einem Lakaien in Empfang genommen wurde. Auf ihre Bitte hin führte er sie über die Dienstboten- treppe nach oben in ihr Zimmer, damit sie den Lüstlingen, die durch den Haupteingang strömten, nicht begegnen musste.
    „Bitte richten Sie Lord Lucien aus, dass ich wieder da bin und ihn sehen möchte“, befahl sie dem Lakaien, als sie bei ihrem Zimmer ankam.
    „Äh ... es tut mir sehr Leid, Miss, aber Seine Lordschaft ist

bereits in die Grotte hinuntergegangen und hat betont, dass er nicht gestört werden möchte. Es sei denn, es ist ein Not- fall.“
    „Nun, ein Notfall ist es nicht“, seufzte sie und verdrehte die Augen.
    „Verzeihen Sie, Miss, er hat außerdem angeordnet, dass Sie den Abend über in Ihrem Zimmer bleiben sollen.“
    „Ach ja?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Zum Teufel mit ihm! Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, mir dieses Spektakel noch einmal anzuschauen“, murmelte sie und meinte dann laut zu dem Dienstboten: „Ich würde ger- ne etwas essen. Könnten Sie mir außerdem ein Migränepul- ver bringen?“
    „Ja, Miss“, erwiderte der Lakai und verbeugte sich er- leichtert.
    Sie entließ ihn mit einem Kopfnicken. Sie kannte die Kopfschmerzen schon, die sich allmonatlich mit ihrer Regel einstellten. Wie üblich kam sie auf den Tag pünktlich. Sie unterdrückte ein enttäuschtes Seufzen und trat ans Fenster, von wo aus sie auf die Gäste blicken

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