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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wandte mich an den Jungen. »Wie fühlst du dich, Dennis?«
    »Gut, denke ich.«
    »Du spürst nichts?«
    »Nein, John. Aber ich weiß, was geschieht. Du siehst meine Knochen, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    »Dann habe ich nicht gelogen. Der Knochenmond, seine Strahlen, sie… sie haben uns eingeholt.«
    Dennis stand ruhig. Nicht eine Wimper zitterte an ihm. Seine Augen blickten in unerreichbare Fernen, und sein Geist schien von Gedankenströmen durchwandert zu werden.
    Es war schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Auch unter dem Einfluß des Kreuzes konnte er die von mir gestellten Fragen nicht beantworten. Er blieb bei seiner Behauptung, daß der Knochenmond die Menschen veränderte.
    Ich nahm das Kreuz wieder zurück, behielt ihn aber unter Beobachtung. Für einen Moment schimmerte sein Gerippe noch in dieser fahlgrünen Farbe durch die dünne Haut, dann verschwand das unheimliche Leuchten allmählich. Vor uns stand der Junge wieder so, wie wir ihn hatten hereinkommen sehen.
    »Und du bist nicht der einzige, bei dem so etwas passiert ist?« fragte ich.
    »Alle im Dorf sind verändert.«
    Ich nickte. »Der Knochenmond scheint mir gefährlich zu sein. Habt ihr euch überlegt, wie es kommt, daß sich dort der Umriß eines Skelettschädels abzeichnet?«
    »Ja, aber wir wußten nichts.« Er hob die Schultern. »Selbst T.E. kannte keine Lösung. Er hat uns nur geraten, dir Bescheid zu geben, weil du es schaffen kannst, das Böse zu vertreiben. Mich hat man geschickt, weil es am wenigsten auffällt, wenn ich nicht im Ort bin. Ja, so ist es eben gewesen.«
    »Und es hängt mit euren Träumen zusammen, meinst du?«
    »Ja, nur mit den Träumen. Wenn der Knochenmond am Himmel steht, beginnt das Grauen der Nacht und der Träume. Auch das hat Tom Evans gesagt.« Dennis schaute mich an und fragte direkt: »Willst du nicht nach Llannonwelly kommen, John?«
    »Ja, ich werde kommen.«
    »Und wann?«
    »So schnell wie möglich, Dennis.«
    »Dann kann ich ja mit dir fahren, denke ich.«
    »Natürlich. Aber zuvor wollen wir beide etwas essen. Eine derartige Reise kann man nur gestärkt antreten. Ißt du gern italienisch?«
    Er runzelte die Stirn. »Was ist das? Bei uns gibt es nur Gasthöfe, wo wir…«
    »Sorry, ich vergaß. Nun ja, ich würde sagen, daß du dir Nudeln bestellst. Klar?«
    »Die esse ich.«
    »Na, das ist doch schon was.« Ich wandte mich an Glenda Perkins.
    »Kommst du mit?«
    »Nein, John, ich habe noch zu tun. Im Gegensatz zu dir gibt es noch Menschen, die arbeiten müssen.«
    »Ha, ha…«
    Glenda strich Dennis über das hellblonde Haar. »Und laß dich von John nicht einseifen.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts, schon gut.«
    Ich wollte mit ihm zu meinem Stamm-Italiener gehen. Das Restaurant lag im Yard Building. Auf dem Gang begegnete uns Sir James Powell, mein Chef.
    Der Superintendent bekam tellergroße Augen, als er mich mit dem Jungen sah.
    »Ich gehe doch recht in der Annahme, daß es nicht Ihr Sohn ist, John, oder?«
    »Sie haben recht. Das ist Dennis.«
    »Hallo, Sir.« Der Junge reichte meinem Chef die Hand. Natürlich wollte Sir James eine Erklärung haben, die gab ich ihm auch. Ich erklärte in knappen Sätzen, daß ich sehr bald in Richtung Wales fahren würde.
    Sir James, der trotz der Hitze seinen grauen Anzug trug, schaute mich unter hochgezogenen Augenbrauen an. »Was wollen Sie?«
    »Nach Wales.«
    »Sie hatten doch«, er räusperte sich, »so etwas wie Urlaub.«
    »Das war keiner. Außerdem habe ich nicht vor, in Wales Urlaub zu machen.«
    Er senkte den Blick und schaute meinen jungen Freund ziemlich skeptisch an. Wahrscheinlich konnte er sich nicht vorstellen, daß Dennis der Auslöser für einen Fall war.
    »Kann ich Sie noch sprechen, John?«
    »Ja, heute nachmittag.«
    Dennis mischte sich ein. »Wann wollen wir denn fahren?«
    Ich lächelte. »Zumindest noch in der Nacht. Oder sagen wir besser, am frühen Morgen. Jetzt aber werden wir erst einmal zusehen, daß wir etwas in den Bauch bekommen.«
    Der Junge grinste mich an wie ein Lausbub. »Ehrlich gesagt, John, ich habe sogar Hunger.«
    »Das ist immer ein gutes Zeichen, Dennis!«
    ***
    Vor Barry F. Bracht lag die breite Treppe mit den acht Stufen. Sie führte zum verglasten Eingang des Verlagshauses hoch, in dem auch das Büro des Lektors lag.
    Ein kleiner Raum mit Kunststoffwänden, im Sommer drückend heiß. Da kam es Bracht vor, als würden die Wände unter der stickigen Wärme allmählich zerfließen.
    Einzige Auflockerung war die

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