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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pinnwand, auf die Bracht die Cover der Taschenbücher gesteckt hatte, die in den folgenden sechs Monaten erschienen.
    Die Treppe war ihm ein Greuel. Nicht wegen ihrer Stufen, nein, sie war ihm besonders am Morgen zuwider, denn der Lektor gehörte zu den Menschen, deren Bio-Kurve erst dann in Schwung kam, wenn andere schon an den Feierabend dachten. Da konnte er dann zum Tiger werden, aber am Morgen begann jedesmal das große Grauen. Und so schlich er dann die Stufen hoch wie ein alter Mann. Er war wieder einmal zum Schrat geworden, die morgendliche Arbeitslust lag dicht oberhalb des Nullpunkts. Eigentlich munterte ihn nur die Tatsache auf, daß die Sekretärin einen guten Kaffee gekocht hatte. Der würde ihn etwas munterer machen.
    Zum Glück war an diesem Morgen keine Konferenz angesetzt worden. Der Verleger besaß nämlich die fatale Eigenschaft, die Konferenzen immer sehr früh zu legen. Für Brachts Gehirnspiralen war das irgendwo. Dabei war er erst zweiunddreißig. Er war ein angenehmer Kollege. Die vergangene Nacht allerdings hatte bei ihm für eine innerliche Veränderung gesorgt. Der Mond, das Knochengesicht darin und sein aufgewühltes Inneres hatten ihn nachdenklich werden lassen. Er wollte nicht gerade behaupten, etwas Besonderes zu sein, doch dieser neue Name Zebuion hatte ihn schon erschreckt.
    Zebuion, ein Schattenkrieger!
    Damit konnte Barry F. Bracht nichts anfangen. Weder mit dem Namen, noch mit dem Begriff, aber beides mußte für ihn eine Bedeutung haben und würde sicherlich auch sein weiteres Schicksal bestimmen. Er merkte kaum, daß man ihn grüßte. Automatisch nickte er einige Male auf der Treppe in den ersten Stock. Die Türen zu den Büros standen offen. Zu Arbeitsbeginn war es auf dem Gang ziemlich laut. Da zumeist Frauen beschäftigt waren, schallten ihm die hellen Stimmen entgegen, hin und wieder auch ein Lachen, für das Barry nur ein Kopfschütteln übrig hatte. Er konnte zu dieser frühen Zeit nur selten lachen. Und wenn, dann kaum in der Firma.
    Um sein Büro zu erreichen, mußte er durch das Sekretariat. Der Kaffee gluckerte bereits mit schmatzenden Geräuschen in die Kanne, und die Sekretärin lächelte ihn so nett an, daß er einfach zurücklächeln mußte.
    »Morgen, Barry«, sagte sie.
    »Hi, Carla.«
    Carla Hill war blond, schon lange bei der Firma und wirbelte für zwei. Auf sie konnte man sich hundertprozentig verlassen.
    Alles war wie sonst, völlig normal. Trotzdem empfand Bracht es als anders. Er wußte selbst nicht, woran es lag, bestimmt nicht an der Umgebung, mehr an ihm, denn er kam sich vor, als würde er selbst neben sich hergehen. Als er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, brach ihm der Schweiß aus, was nicht allein in der stickigen Luft lag, die wie Blei in den Kunststoffzellen hing. Absolut ungesund. Die Jacke hatte er über die Stuhllehne gehängt, das Rollo surrte nach unten, filterte das helle Sonnenlicht. Als er seinen Kaffee holte, begrüßte er zwei andere Kollegen und verzog sich mit der Tasse in sein Büro. Der erste Schluck tat gut, nach dem zweiten wühlte er durch seine Haare, und vor dem dritten zündete er sich eine Zigarette an, deren Rauch er nachdenklich hinterherschaute.
    Das aufgeschlagene Manuskript diente ihm nur als Alibi. Seine Gedanken beschäftigten sich mit den Vorfällen der vergangenen Nacht. Seit dieser Zeit wußte Bracht, daß er nicht mehr derselbe war wie noch vor zwei Tagen.
    Der Anblick des Knochenmonds hatte bei ihm etwas ausgelöst, mit dem er nicht fertig wurde. Es steckte tief in seinem Innern, er suchte nach einer Beschreibung, und ihm fiel eigentlich nur der Begriff Unsicherheit ein.
    Ja, er war unsicher geworden. Sein Leben war dabei, die eingeschlagenen Bahnen zu verlassen. Es fiel ihm schwer, dies zu verkraften, und er fand einfach keine Richtung, obwohl er sehr intensiv nachdachte.
    Nur eines stand fest. Er konnte nicht warten, bis die anderen Kräfte die Kontrolle über ihn bekamen. Wenn er etwas dagegen unternehmen wollte, mußte das von ihm ausgehen.
    Aber wie?
    Er dachte an den Knochenmond. Dessen Strahlen mußten sein Inneres aufgewühlt und es zweigeteilt haben.
    Barry F. Bracht und Zebuion.
    Zwei Namen, wie sie unterschiedlich nicht sein konnten. Eigentlich auch zwei Personen — oder?
    Ja, das mußte so sein. Trotzdem konnte er nicht daran glauben. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß die beiden Namen und natürlich die zwei Personen zusammengehörten.
    Barry F. Bracht und Zebuion, das waren seine

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