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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Kreuzen auf ihre Seitenschwerter achten, wenn sie nicht kentern wollen. Eigentlich wird es immer an der Leeseite runtergelassen. Beim Kreuzen ist das so eine Sache.«
    »Was schätzt du?«, fragte Greven.
    »Die haben wir bald. Vielleicht kannst du sie mit dem Fernglas schon sehen.«
    Greven angelte sich das Glas von der Wand und ging vor bis zum Bug, der es Mona offenbar angetan hatte. Inzwischen hatte sich der Kutter dem neuen Rhythmus angepasst und leicht zu schaukeln begonnen. Getreu dem seemännischen Überlebensgrundsatz eine Hand am Schiff suchte Greven mit der Linken Halt und hielt mit der Rechten das Glas. Er brauchte eine Weile, bis er der Schaukelbewegung folgen und sich orientieren konnte. Zuerst erwischte er zwei andere Kutter, doch dann fand er tatsächlich das braune Gaffelsegel der Tjalk. Auf Stag- oder Focksegel hatten sie verzichtet.
    »Hast du sie, Gerd?«, fragte Mona und versuchte, die Tjalk mit bloßem Auge auszumachen.
    »Ja, Backbord voraus, wie es so schön heißt. Ich glaube, die haben ganz schön zu kämpfen. Bin gespannt, wie Alines Magen darauf reagiert. Die muss doch bestimmt längst die Fische füttern.«
    Kaum hatte Greven seinen Satz beendet, trat Mona einen Schritt zurück: »Mir ist nicht gut.«
    Greven setzte das Glas ab und sah Mona an, deren Gesicht erneut die Farbe eingebüßt hatte, diesmal jedoch sämtliche.
    »Ganz plötzlich. Grad hab ich mich noch gefreut, dass mir das Geschaukel nichts ausmacht. Aber als du das mit Aline gesagt hast …«
    »Sieh auf die Küste. Das hilft angeblich«, riet Greven. »Deine Augen brauchen einen festen Punkt.«
    Mona starrte auf den Pilsumer Leuchtturm, der ihnen in einiger Entfernung an Backbord entgegenkam, aber ihre ansonsten rosige Gesichtsfarbe blieb verschollen.
    »Auf keinen Fall die Augen schließen!«, sagte Greven. »Dann weiß dein Innenohr gar nicht mehr, was los ist.«
    »Zu spät«, sagte Mona, ging in die Knie und klammerte sich an die Reling.
    »Mona, du kannst doch jetzt nicht schlapp machen. Ich brauche dich, wenn wir sie eingeholt haben.«
    Mona antwortete mit einem röchelnden Geräusch und einem Ruck, der durch den ganzen Körper fuhr.
    »Ist es jetzt besser?«
    »Lass mich! Ich hätte nicht mitfahren sollen!« Ein weiteres Mal war das unangenehme Geräusch zu hören, das diesmal auch auf Greven Eindruck machte, vor allem auf seinen Magen.
    »Bleib hier, ich frag mal Alfred!«
    »Ich will von Bord. Ich will an Land.«
    »Bin gleich zurück!«
    Greven brauchte keine Minute und hielt eine Flasche billigen Korns in der Hand, der in jedem Supermarkt für ein paar Euro zu haben war.
    »So ein Zeug trinke ich nicht«, sagte Mona.
    »Alfred sagt, nur um den Magen zu beruhigen.«
    »Ich dachte, du hältst nichts von Wunderheilern?«
    »Aber Alfred … – okay, du hast recht, ich weiß, was du meinst, aber in diesem Fall …«
    »Gib her das Zeug«, sagte Mona, setzte die von Greven bereits geöffnete Flasche an und nahm einen kräftigen Schluck. »Wenigstens ist der entsetzliche Geschmack weg. Halt, du nicht, du bist im Dienst!«
    »Alles okay?«
    »Alles okay. Geht schon wieder. Lass Aline nicht aus den Augen!«
    Greven ließ Mona an der Bordwand zurück und bezog wieder Posten. Sie hatten mächtig aufgeholt und sich der Tjalk auf etwa zwei Seemeilen genähert. Er konnte erkennen, wie die beiden Frauen an Bord mit den Seitenschwertern kämpften. Vor jeder Wende hievten sie das Schwert an der Leeseite hoch, um das an der Luvseite abzusenken. Greven warf noch einen Blick auf Mona, die es sich mit dem Rücken zur Bordwand bequem gemacht hatte, und ging zum Ruderhaus.
    »Geh auf Parallelkurs und tu so, als würdest du sie überholen. Dann bringst du mich so nah wie möglich ran. Am besten ans Heck. Siehst du da bei dem Seegang ein Problem?«
    »Nicht für mich.«
    »Das schaff ich schon. Wenn du mich nah genug ran bringst. Außerdem spring ich von oben nach unten.«
    »Das stimmt. Du springst. Wo soll ich deine Frau absetzen, wenn wir dich nicht wiederfinden?«
    »Du bleibst auf Parallelkurs. Ich will denen doch nur einen unangemeldeten Besuch abstatten.«
    »Wenn ich so was mache, werden die Frauen immer gleich sauer.«
    »Das kann mir auch passieren«, sagte Greven.
    Langsam verringerte sich der Abstand zwischen den Schiffen. Um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, beobachtete Greven Aline und ihre Freundin vom Ruderhaus aus. Doch die beiden Frauen waren zu beschäftigt, um auf die Fischer zu achten, die um sie herum auf den

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