Knochenbrecher (German Edition)
nicht aufzuzählen brauche.«
Mona ließ das Handy sinken.
»Warte mal. Du könntest sie trotzdem anrufen. Aber erwähne mich auf keinen Fall. Sag ihr, eine alte Freundin interessiert sich für Plattbodenschiffe. Frag sie nach Suhrmanns Tjalk. Wo man sie besichtigen kann.«
Mona rief die gespeicherte Nummer ab und wartete. Statt Aline meldete sich jedoch eine unbekannte Frau, mit der Mona ein Minutengespräch führte, dessen Inhalt Greven nur halbwegs folgen konnte. Monas Gesicht veränderte sich erneut und verlor einen Großteil seiner Farbe.
»Aline ist bei ihr an Bord!«
»Das habe ich mitbekommen«, sagte Greven. »Aber sie müsste doch in ihrem Laden sein.«
»Mittwochs und freitags hat sie ab und zu eine Vertretung. Rita Suhrmann hat Aline eingeladen, übers Wochenende nach Schiermonnikoog zu fahren. Sie wollen das Atlantikhoch nutzen. So einen Törn planen sie schon seit längerem, doch bislang hätte das Wetter nicht gepasst.«
»Na toll. Und wenn Frau Suhrmann in Holland bleibt oder sich noch eine andere Küste aussucht, kann ich den Fall zu den Akten legen.«
»Ich dachte, Holland ist kein Problem?«
»Wenn du einen Haftbefehl hast, nicht. Aber wenn du keinen hast, sondern nur einen vagen Verdacht, wenn dir handfeste Beweise fehlen, kann Holland sehr weit weg sein«, ärgerte sich Greven.
»Ist Aline in Gefahr?«
»Das glaube ich nicht. Solange sie nichts ahnt oder weiß, wird Frau Suhrmann ihr nichts tun. Warum auch? Sie ist eine gute Freundin, wenn nicht ihre beste, und hat mit den Bogenas nichts zu tun. Nein, die beiden Morde waren emotional gesteuerte Racheakte. Bei Aline würde ihr der notwendige Impuls fehlen. Glaube ich.«
»Es sei denn, Aline hat Friedjof den Tipp gegeben. So wie mir«, meinte Mona mit noch immer blassem Gesicht.
»Ach du Scheiße, daran habe ich gar nicht gedacht!«, fluchte Greven.
»Wenn deine Theorie stimmt, wäre Aline dann doch für den Tod von Friedjof Suhrmann mitverantwortlich. In den Augen von Rita.«
»Wahrscheinlich.«
»Mensch Gerd, Alines Handynummer habe ich doch auch gespeichert!«, strahlte Mona.
»Auf keinen Fall. Aline würde niemals cool bleiben. Ganz abgesehen von Frau Suhrmann, die das Gespräch mitkriegen könnte. Sie wäre gewarnt und Aline erst recht in Gefahr.«
»Dann unternimm sofort etwas anderes!«
»Leichter gesagt als getan«, überlegte Greven. »Eine Suchaktion auf See kann man nicht so einfach anleiern. Außerdem ist sie ein teurer Spaß, für den ich geradestehen muss, falls ich mich geirrt habe. Wenn die Kollegen vom Wasser nämlich nur zwei abenteuerlustige, aber ansonsten harmlose Frauen aufbringen … Aber vielleicht gibt es da noch eine andere Lösung. Lass uns erst einmal herausfinden, wie lange die schon auf See sind.«
Greven nahm Mona an die Hand und zog sie mit sich in den Hafen, in dem ganze drei Kutter lagen. An Bord des ersten war niemand zu sehen, auf den beiden anderen wurde gearbeitet. Greven steuerte zielsicher auf den letzten Kutter zu. Jan Rasmus war am Heck zu lesen.
»Moin, Alfred«, grüßte Greven den Fischer, der alleine an Bord war.
»Moin, Gerd. Wieder auf Frauensuche?«
»Nein, wie du siehst, habe ich inzwischen eine gefunden.«
»Freut mich für dich. Sieht auch ganz lecker aus. Ist das eine von der Tjalk?«
»Genau um die geht es. Weißt du, wann die ausgelaufen ist?«
»Das ist noch nicht lange her. Keine Stunde. Reicht dir die da nicht?«
Die Farbe kehrte in Monas Gesicht zurück. Nur weil Greven leichten Druck auf ihre Hand ausübte, hielt sie sich zurück.
»Wo könnte die Tjalk jetzt sein?«
»Das hängt von der Schleuse ab«, antwortete Gosselar. »Soll ich Klaas mal anrufen?«
Greven nickte. Der Fischer verschwand im Ruderhaus.
»Was ist denn das für einer?« Mona konnte sich offenbar nicht mehr länger beherrschen. »Und was war das mit der Frauensuche?«
»Das war schon immer seine Art. Lass ihn Mona, Alfred ist schon in Ordnung.«
»Aber …!«
In diesem Moment kehrte Gosselar zurück. »Die Tjalk ist gerade erst durch. Musste auf zwei Kutter warten. Ist auf Westkurs gegangen.«
»Wie lange brauchst du, um sie einzuholen?«
»Mit meinem Kutter?«
»Nee, zu Fuß!«
»Lieber mit dem Kutter. Windstärke drei bis vier. Da macht die Tjalk höchsten acht Knoten«, schätzte der Fischer, der eine blaue Latzhose und ein ausgeblichenes, rotes T-Shirt trug. Seine Füße steckten in übergroßen Gummistiefeln, sein Bauch hätte eine Diät noch nötiger gehabt als Grevens. Er war
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