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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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gut rasiert, das lange, aber ausgedünnte blonde Haar wurde vom Wind jongliert. »Wo will sie denn hin?«
    »Schiermonnikoog.«
    »Dann müssen sie gegen den Wind kreuzen. Keine Stunde. Wenn ich die Fahrt mache. Ich bin nämlich gerade dabei, für etwas Ordnung unter Deck zu sorgen. Da liegen seit Monaten so ein paar alte Öllappen, und die …«
    »Machst du die Fahrt? Du kannst vielleicht jemandem das Leben retten.«
    »Du willst doch wohl nicht wirklich …?«, schaltete sich Mona in die laufenden Verhandlungen ein.
    »Eine andere Möglichkeit sehe ich im Moment nicht. Weißt du eine bessere? Wir statten ihnen einen kurzen Besuch ab. Ohne Sturm im Wasserglas. Aber auch ohne sie vielleicht entwischen zu lassen.«
    »Wenn wir noch länger quatschen, liegen deine Frauen bald in Schiermonnikoog am Strand«, sagte der Fischer trocken. »Reich mir deine Dame rüber und mach uns los! Du weißt doch noch, wie das geht?«

 
     
    26
    Auf die schwache Brise, die die Tjalk antrieb, war Gosselars moderner Kutter nicht angewiesen. Sein Dieselmotor schob ihn durch die Wellen, die vom Bugspriet rücksichtslos geteilt wurden und mit einem vertrauten Geräusch an die Bordwände klatschten. Mit gleich bleibendem Rhythmus wiederholte sich dieses Geräusch und bildete eine Klangkulisse, die sie bald nicht mehr bewusst wahrnahmen.
    Auch wenn der Grund für die Fahrt ein ernster war, Greven genoss sie. Lange, zu lange war er nicht mehr draußen gewesen. Zuletzt vor mehr als zwei Jahren, als er, vom Mythos und Schatzjägerfieber infiziert, mit dem alten Ysker im Watt nach einer versunkenen Stadt gesucht hatte. Ich bin einfach zu viel unter Tage, sagte er sich, ich lebe hier und bin doch nie hier. Ich stapele Akten und sitze. Auf Bürostühlen und Autositzen. Kein Wunder, dass die Figur dabei nachgibt. Und das geht noch gute zehn Jahre so. Oder noch ein paar Jahre länger, wenn ein Minister die passende Idee hat. Danach geht es auf den Rest.
    Er wollte nicht schon wieder den Zweifel gewähren lassen und drehte sich um. Mona stand am Bug und sah hinaus aufs Fahrwasser, das nach Leysiel zur Schleuse führte. Immer wieder fuhr der warme Westwind in ihre Haare, zog sie auseinander und verteilte sie rund um den Kopf. Mona schien dieses Spiel nicht zu stören. Ihre Jacke hatte sie ausgezogen. Die Sonne hatte den Herbsttag in einen Sommertag verwandelt. Grevens Blick tastete ihren Rücken und ihren Po ab. Alfred Gosselar hatte ein treffendes Urteil gefällt. Sie war wirklich lecker. Und frei. Wenn man vom Kunstmarkt absah, hatte sie keinen Chef, sondern nur ihre Bilder im Kopf, die sie auf Leinwänden festhielt. Nicht zum ersten Mal fiel ihm das Nietzschezitat Werde, der du bist ein, über das sie kurz vor dem Abitur einen Aufsatz hatten schreiben müssen. Mona hatte dieses Ziel ohne jede Frage erreicht. Ihm hingegen gingen viele Fragen durch den Kopf, wenn er an sein Leben dachte, an die Ziele und Vorstellungen, die er vor fast dreißig Jahren mit seinem Beruf verbunden hatte, und die auch für ein paar Jahre zum Greifen nahe gewesen waren. Oder etwa doch nicht?
    »Die ist ja riesig«, meinte Mona. »Wurde die wirklich mitten im Watt gebaut?«
    »Mitten im Watt. Aber dank dieser Schleuse brauchte die Leybucht nicht eingedeicht zu werden. Im Hafen gibt es zwar keine Tide mehr, aber auch keinen Schlick, der ihn über kurz oder lang in Deichvorland verwandelt hätte.«
    »Gigantisch! Wie das Tor auf Skull Island!«
    »Nur dass nicht King Kong dahinter lauert, sondern etwas viel Gefährlicheres und mit Sicherheit Schöneres: die Nordsee.«
    »Ganz schön sentimental. Aber deswegen nicht unwahr«, meinte Mona, während der Fischer in die Schleusenkammer einfuhr. Da sich die Pegelstände kaum unterschieden, brauchten sie nicht lange zu warten, bis sich die Außentore öffneten.
    »Hoffentlich hält sich der Seegang in Grenzen. Du weißt doch, ich kann das nicht so gut ab«, sagte Mona beim Blick auf die nun offene See, deren graubraune Wellen etwas höher waren als die im eingedeichten Fahrwasser zwischen Hafen und Schleuse.
    »Keine Sorge. Drei bis vier, hat Alfred gesagt. Aber ein bisschen schaukeln wird es schon. Ich frag ihn mal, ob sich schon was tut.«
    Als er das Ruderhaus des Kutters betrat, wies Gosselar mit dem Finger auf einen kleinen Punkt auf dem Radarschirm.
    »Das wolltest du doch wissen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das sind. Haben sich ganz schön was vorgenommen. Gegen den Wind mit einem Plattbodenschiff. Die müssen beim

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