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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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würde wiederkommen und das beenden, womit er angefangen hatte. Da war sie sich sicher. Sie schluckte, dachte an Lorenz und Winterberg. Würden die beiden sie jemals finden?
    Natascha versuchte, sich abzulenken, und dachte an Primzahlen. So wie beim Schießen, wenn sie sich auf ihr Ziel konzentrierte. Sie sah die Zahlen vor sich: das Lindgrün der Drei, das plüschige Rot der Fünf. Die strenge Elf als willkommene Freundin, genau wie die grinsende Dreizehn. Natascha merkte, wie ihr Atemrhythmus langsamer wurde und eine angenehme Wärme sie zu durchfluten begann. Kam das nun von der Entspannung, oder wurde hier unten die Atemluft dünn? Es war bestimmt die Luft, dachte sie. Irgendwann würde der Sauerstoffgehalt so gering sein, dass das Kohlendioxid sie langsam vergiftete. Erst wurde man müde, dann bewusstlos, und am Ende starb man. Irgendwo hatte sie gelesen, dass sich das Kohlendioxid am Boden sammelte. Dann lag sie wohl schon im tödlichen Gas.
    Aber es war ihr egal. So würde sie wenigstens nicht merken, wenn er sie verletzte. Vielleicht bekäme sie auch ein Betäubungsmittel und könnte langsam in den Tod hinübergleiten.
    Bilder kamen auf. Tine mit einem Glas Tequila in der einen Hand, einer Zitronenscheibe in der anderen. Ihre Mutter in der Küche, mit der großen gelben Rührschüssel vor dem Bauch; ihr Bruder Sebastian daneben, seine Zunge am verklebten Teigschaber.
    Nataschas Augen brannten. Sie hatte keine Tränen mehr.

Kapitel 66
    Winterberg schnallte sich eine Stirnlampe um den Kopf. Sie drückte, doch er achtete nicht darauf. Er wollte so schnell wie möglich nach unten in den Gang hinein – ebenso wie Steinhaus und Lorenz, der die Taschenlampe nahm.
    Im nächsten Moment bemerkte Winterberg, wie er und die beiden Kollegen fast gleichzeitig ihre Waffen überprüften. Einmal Polizist, immer Polizist, dachte er.
    »Ich hab vorhin erfahren, dass die Hütte schon vor Urzeiten gebaut wurde«, berichtete Winterberg, während er sich ein Paar Handschuhe anzog. »Und zwar genau über einem Stolleneingang. Niemand hat mehr gewusst, dass diese Bretterbude eigentlich der Zugang zu einem Tunnel ist.« Er sah zu Lorenz und Steinhaus. »Seid ihr so weit?«
    Beide nickten. Ihnen stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben.
    »Ich schicke euch die Sanis hinterher, wenn die kommen«, versprach Schmitz. »Und wenn einem von euch da unten was passiert, dann gebt mir ein Lichtzeichen. Der Altbergbau ist tückisch, vergesst das nicht! Drei Mal blinken, und ich schicke euch jemanden hinterher. Da unten ist ja leider kein Handyempfang. Und bringt euer Leben nicht in Gefahr!«
    »Danke, Schmitz«, sagte Winterberg und gab das Kommando zum Abstieg.
    Steinhaus kletterte voran, dann folgte ihm Lorenz. Winterberg stieg als Letzter hinab. Kalte, feuchte Luft strömte von unten herauf und umfing erst seine Beine und anschließend seinen Unterkörper.
    »Vorsicht, das Holz ist feucht und glatt«, warnte Lorenz, der unten auf ihn wartete.
    Steinhaus stand drei Meter weiter in einer höhlenartigen Kammer und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Seine Anspannung war förmlich zu spüren.
    Winterberg ergriff die Taschenlampe und leuchtete die beiden Kollegen an. Ihre Gesichter waren gespenstisch weiß, die Augen saßen in dunklen Höhlen.
    »Leuchte mal mit der Lampe in den Gang dort hinein; ich will wissen, wie tief das in den Stollen reingeht«, sagte Steinhaus. Als Winterberg nicht schnell genug der Aufforderung nachkam, streckte Steinhaus den Arm aus, um die Taschenlampe an sich zu nehmen.
    Winterberg zog die Hand zurück. »Nix da! Ich übernehme die Führung, und ihr bleibt hinter mir. Wir können uns keine Ausfälle erlauben.«
    Nach diesen Worten marschierte Steinhaus los; die beiden anderen folgten ihm.
    Der Lichtstrahl der Taschenlampe wanderte an den Wänden umher und beleuchtete grobes Felsgestein, das an manchen Stellen rötlich glänzte. Die unterschiedlichen Gesteinsschichten waren deutlich an den Querstreifen zu erkennen. An manchen Stellen verliefen die Lagen waagerecht, an vielen anderen Stellen schräg, so als wären einzelne Schichten abgebrochen und hätten sich an anderen vorbei nach unten gesenkt. Winterberg bekam eine Ahnung davon, wie beweglich die einzelnen Erdschichten waren, obwohl der Fels eine so große Festigkeit besaß. Im Inneren der Erde, unter ihren Füßen, herrschte offenbar mehr Instabilität, als ihm lieb war.
    »Hier lag wahrscheinlich kein Erz«, meinte Lorenz. »Das hier ist ein alter

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