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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gehabt als erwartet, und Folter war stets schlimmer als ein sauberer Mord. Als er die Stopptaste drückte, fiel ihm auf, dass das Telefon mit Blut beschmiert war. Er betrachtete seine Hände. Auch an ihnen klebte Blut.
    Mit einem Taschentuch wischte er sich zuerst die Hände ab, dann säuberte er das Telefon. Er warf einen Blick auf das Blatt Papier, das auf dem Beifahrersitz lag. Gut. Kein Blut auf dem Papier. Er wollte keine Spuren hinterlassen.
    Durch das Fenster betrachtete er den Graben, der wenige Meter neben der Straße verlief. Das Wasser würde alle Spuren wegwa-schen, die er womöglich hinterlassen hatte.
    Er wünschte, er könnte seine Gedanken und seine Seele ebenso
    leicht reinwaschen.
    »Ich hab den Mann von Federal Express draußen getroffen.« Jane legte ihre Schulbücher auf dem Wohnzimmertisch ab und warf den FedEx-Brief auf Eves Schreibtisch.
    »Von wem ist er?«
    »Keine Ahnung. Ohne Absender. Wo ist Toby?«
    »Draußen am See. Er hat heute Morgen ein paar Enten ge-
    scheucht.«
    »Tja, das ist das Retrieverblut in ihm.«
    »Aber als eine wütende Ente ihn in die Nase beißen wollte, hat er Reißaus genommen.« Eve grinste. »Ein echter Retriever.«
    »Der arme Toby.« Jane lief zur Tür. »Das hat ihn bestimmt in
    seinem Stolz gekränkt. Ich muss ihn sofort trösten.«
    »Ach, das hat er längst vergessen. Eine Stunde später hab ich gesehen, wie er einen Schmetterling gejagt hat. Vielleicht hat er sich gesagt, der ist nicht ganz so gefährlich.«
    Jane lachte. »Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf.«
    Sie lief aus dem Haus und sprang die Stufen hinunter. »Toby!«
    Immer noch lächelnd nahm Eve den Brief und riss ihn auf. Toby war ein Geschenk des Himmels. Er lenkte Jane völlig von dem
    Schrecken vor zwei Tagen ab. Sie wünschte nur, Joe würde sich ebenso ablenken lassen von -
    O Gott.
    »Du musst nach Hause kommen, Joe«, sagte Jane, als er den Hö-
    rer abnahm. »Du musst sofort kommen.«
    »Moment mal. Was ist los?«
    »Eve. Sie sitzt einfach nur da. Sie hat gesagt, es ist nichts, aber sie sitzt einfach nur da.«
    »Vielleicht ist es ja auch nichts.«
    »Erzähl mir nicht so einen Blödsinn.« Janes Stimme zitterte.
    »Komm nach Hause, Joe.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Eve?«
    Es war Joe. Sie kauerte sich noch tiefer in die Ecke des Sofas.
    Geh weg. Geh weg.
    »Was zum Teufel ist passiert?«
    Sie sprach es aus. »Geh weg.«
    Er setzte sich neben sie. »Es geht mir auf die Nerven, wenn du so dichtmachst. Ich werde nicht weggehen. Also, was ist los?«
    »Ich will jetzt… nicht darüber reden.«
    »Aber ich. Das gehört zu einer Beziehung. Dass man alles mit-
    einander teilt.«
    »Dass man was miteinander teilt? Lügen?«
    Er verstummte. »Wovon redest du?«
    »Ich hab dir gesagt, ich will nicht darüber reden.« Sie wollte nur allein sein und mit ihrem Schmerz fertig werden. »Geh und kümmere dich um Jane. Ich glaube, ich habe ihr Angst gemacht.«
    »Du machst mir Angst. Ist wieder was mit Bonnies Grab pas-
    siert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie tonlos. »Es spielt auch keine Rolle.«
    »Jane hat gesagt, du hast einen FedEx-Brief bekommen. Kann
    ich ihn sehen?«
    Sie stand auf. »Jetzt nicht.«
    Er schwieg einen Augenblick lang. »Lass mich dir helfen, Eve.
    Du bist nicht fair.«
    Wütend fuhr sie herum. »Ich bin nicht fair? Mein Gott, du bringst es fertig, das zu sagen, nach allem, was du mir angetan hast?«
    »Und was habe ich dir angetan?«
    »Du hast mich angelogen, Joe. Auf die allergrausamste Weise.«
    Sie holte tief Luft, den Blick verzweifelt auf sein Gesicht gerichtet.
    »Du fragst mich nicht, welche Lüge ich meine, weil du es weißt, stimmt’s, Joe? Ich war mir so lange nicht sicher, bis ich dein Gesicht gesehen habe. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich konnte nicht glauben, dass du mir das antun würdest.«
    Er sah sich im Zimmer um. »Ist das der Brief?« Er trat an den Schreibtisch, nahm einen Briefbogen in die Hand und überflog ihn.
    Sie sah, wie sein Rücken sich straffte, als ob er sich wappnen wollte, bevor er sich zu ihr umdrehte. »Stand ein Absender drauf?«
    Sie starrte ihn entgeistert an. »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
    »Nein, aber ich möchte wissen, wer es darauf anlegt, dich so tief zu treffen.« Er verzog das Gesicht. »Und wer mich treffen wollte.«
    »Es ist mir egal, wer es ist. Mich interessiert nur, dass du mich angelogen hast.« Sie schloss die Augen. »Und dass das kleine Mädchen, das ich auf dem Hügel begraben habe,

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