Knochenfunde
folgen.«
»Nein«, sagte Joe trocken.
»Doch.« Eve schaute ihm direkt in die Augen. »Wir werden ihm
die Stirn bieten, Joe. Und ich werde diesen Scheißkerl finden.«
Joe schwieg einen Moment. »Dagegen habe ich nichts einzuwen-
den. Aber du hast nur von dir gesprochen, nicht von uns. Ich komme mit dir.«
Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, dann nickte sie langsam. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich den Kopf über ihre persönlichen Probleme zu zerbrechen. Sie hatten schon so oft zu-sammengearbeitet, und es gab niemanden, dem sie so sehr vertraute wie Joe.
Vertrauen…
Galen nickte. »Ich werde mich Ihnen anschließen.«
»Nein«, sagte Eve. »Ich möchte, dass Sie hier bleiben und auf Jane aufpassen. Ich brauche Sie hier.«
»Dafür wurde ich aber nicht angeheuert.«
»Ich will sie in Sicherheit wissen.«
Galen verzog das Gesicht. »Also gut. Aber Jane wird mir den
Kopf abreißen, wenn sie erfährt, dass ich Ihnen nicht auf den Fersen bleibe.«
Eve lächelte. »Sie werden’s überleben.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Jane ist ein harter Brocken.«
Eve wandte sich an Nathan. »Kommen Sie mit uns?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich fahre nach Boca Raton. Wenn Jen-
nings dort auf etwas gestoßen ist, kann ich es möglicherweise auch rausfinden. Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben.« Er schenkte sich frischen Kaffee ein. »Uns bleibt nicht viel Zeit. Heute ist der Fünfundzwanzigste, und das Datum, das Etienne genannt hat, war der Neunundzwanzigste.«
Die Uhr tickte. Darüber durfte sie jetzt nicht nachdenken. Sie würde so schnell wie möglich handeln, aber es hatte keinen Zweck, in Panik zu geraten. »Dann müssen wir uns also an die Arbeit machen.« Eve schaute Joe an. »Kannst du deinen Chef anrufen und ihn bitten, uns das FBI für ein paar Tage vom Hals zu halten?«
Er schüttelte den Kopf. »Aber ich kann versuchen, ihn dazu zu überreden, dass er ihnen nicht gleich verrät, wo wir sind.«
»Gut.« Eve wandte sich an Galen. »Hebert muss wissen, was wir vorhaben.«
»Er scheint bereits eine Menge mehr zu wissen, als mir lieb ist.«
»Ich muss mich darauf verlassen können.«
»Irgendwelche Vorschläge?«
»Ich schätze, dass Hebert alles erfährt, was Melton weiß.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Tanzer. Er hat damit angegeben, dass er über alles Bescheid weiß, was in Baton Rouge passiert.
Könnten Sie jemanden im College dazu überreden, etwas zu Tanzer durchsickern zu lassen, wenn wir von dort aufbrechen?«
»Und Tanzer wird Melton informieren.« Galen nickte. »Könnte
schon sein, dass einer meiner Kontaktleute das übernimmt.« Er lä-
chelte. »Schließlich ist Tanzer ein trou du cul.«
Gott, es schien so lange her zu sein, dass Marie Letaux diesen Ausdruck benutzt hatte. So vieles war geschehen, so viele Menschen waren gestorben…
»Seien Sie vorsichtig«, sagte Nathan ernst. »Es würde mich traurig machen, wenn Sie am Ende selbst in der Falle säßen, die Sie Hebert stellen wollen. Dieser Typ macht mir richtig Angst.«
Plötzlich musste sie daran denken, wie es ihr kalt über den Rü-
cken gelaufen war, als sie am frühen Abend mit Nathan auf der Veranda gesprochen hatte. »Seien Sie auch auf der Hut.«
»Das bin ich immer.« Er trank seinen Kaffee aus. »Wenn ich den Pulitzerpreis kriegen will, muss ich überleben.« Er ging in Richtung Haustür. »Los, kommen Sie, Galen. Setzen Sie Ihren Arsch in Bewegung und bringen Sie mich zum Flughafen.«
Sechzehn
Louisiana State University
11.45 Uhr
25. Oktober
»Diese Erde stammt aus Terrebonne.« Professor Gerald Cassidy
rückte seine Brille zurecht und blickte auf. »Darauf würde ich wet-ten«, sagte er zu Eve und Joe.
»Sie haben das Zeug noch nicht mal untersucht«, entgegnete Joe.
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Ich werde die Probe ins Labor bringen und ein paar Tests durchführen lassen, aber ich habe das schon einmal gesehen. Sehr außergewöhnlich. Ich habe meine Doktorarbeit über diese Gegend ge-
schrieben.«
Und das konnte nicht sehr lange her sein, dachte Eve. Cassidy wirkte keinen Tag älter als fünfundzwanzig. »Was ist daran außergewöhnlich?«
»Hohe Kalziumkonzentration.« Cassidy deutete auf die winzigen weißen Splitter, die in der Erde enthalten waren. »Muscheln. Vor mehreren hundert Jahren stand das Gebiet unter Wasser, und es gab überall Muscheln.« Er runzelte die Stirn. »Aber in den Bodenproben, die ich entnommen habe, bin ich noch
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