Knochenfunde
gab nichts, was sie dagegen unternehmen konnte.
Sie drehte sich um und ging den Hügel hinunter.
Joe entdeckte die Fußspuren ohne langes Suchen.
Keine Sportschuhe und auch keine Stiefel, wie sie die meisten Jugendlichen in der Gegend trugen. Ganz normale Schuhe. Größe acht oder neun, und der Abdruck war nicht besonders tief, was bedeutete, dass der Träger nicht sehr groß und schwer war.
Und er hatte nicht versucht, seine Spuren zu verwischen. Das war dumm genug, um zu einem Jugendlichen zu passen. Joe folgte den Spuren den Hügel hinunter.
Reifenspuren.
Allmählich wurde es dunkel. Joe schaltete seine Taschenlampe an, kniete sich auf den Boden und betrachtete die Spuren. Mit Reifen kannte er sich nicht gut genug aus, um sie zu identifizieren. Er würde einen Gipsabdruck davon machen und sie am nächsten Morgen auf dem Revier mit den dort im Computer verfügbaren Mustern vergleichen.
Das gefiel ihm alles überhaupt nicht. Seine Hand umklammerte die Taschenlampe, als er an das Grab dachte und an Eves Gesichtsausdruck, während sie ihm von der Schändung erzählte.
Er würde diesen Hundesohn erwischen.
Heberts Telefon klingelte, als er wieder in seinen Wagen stieg.
»Ich habe nichts von Ihnen gehört«, sagte Melton. »Muss ich Sie daran erinnern, dass die Zeit drängt?«
»Nein.«
»Die Situation könnte eskalieren. Haben Sie sich überlegt, ob Sie Dupree anheuern wollen?«
»Vergessen Sie Dupree.« Jules lehnte sich erschöpft zurück.
»Den werden wir nicht brauchen.«
»Warum nicht?«
»Es sieht gut aus. Ich möchte, dass Sie noch einen Tag warten.
Dann rufen Sie Eve Duncan an und machen ihr noch mal dasselbe Angebot.«
»Sie hat sich ziemlich klar ausgedrückt.«
»Versuchen Sie’s.«
»Wie Sie wünschen. Gut, dass alles so glatt läuft.« Melton legte auf.
An dieser Sache war überhaupt nichts gut außer dem Endergeb nis, dachte Jules. Er hatte eine grässliche Nacht hinter sich. Mit dem Mann hatte er mehr Mühe gehabt als erwartet, und Folter war stets schlimmer als ein sauberer Mord. Als er die Stopptaste drückte, fiel ihm auf, dass das Telefon mit Blut beschmiert war. Er betrachtete seine Hände. Auch an ihnen klebte Blut.
Mit einem Taschentuch wischte er sich zuerst die Hände ab, dann säuberte er das Telefon. Er warf einen Blick auf das Blatt Papier, das auf dem Beifahrersitz lag. Gut. Kein Blut auf dem Papier. Er wollte keine Spuren hinterlassen.
Durch das Fenster betrachtete er den Graben, der wenige Meter neben der Straße verlief. Das Wasser würde alle Spuren wegwaschen, die er womöglich hinterlassen hatte.
Er wünschte, er könnte seine Gedanken und seine Seele ebenso leicht reinwaschen.
»Ich hab den Mann von Federal Express draußen getroffen.« Jane legte ihre Schulbücher auf dem Wohnzimmertisch ab und warf den FedEx-Brief auf Eves Schreibtisch.
»Von wem ist er?«
»Keine Ahnung. Ohne Absender. Wo ist Toby?«
»Draußen am See. Er hat heute Morgen ein paar Enten ge scheucht.«
»Tja, das ist das Retrieverblut in ihm.«
»Aber als eine wütende Ente ihn in die Nase beißen wollte, hat er Reißaus genommen.« Eve grinste. »Ein echter Retriever.«
»Der arme Toby.« Jane lief zur Tür. »Das hat ihn bestimmt in seinem Stolz gekränkt. Ich muss ihn sofort trösten.«
»Ach, das hat er längst vergessen. Eine Stunde später hab ich gesehen, wie er einen Schmetterling gejagt hat. Vielleicht hat er sich gesagt, der ist nicht ganz so gefährlich.«
Jane lachte. »Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf.«
Sie lief aus dem Haus und sprang die Stufen hinunter. »Toby!«
Immer noch lächelnd nahm Eve den Brief und riss ihn auf. Toby war ein Geschenk des Himmels. Er lenkte Jane völlig von dem Schrecken vor zwei Tagen ab. Sie wünschte nur, Joe würde sich ebenso ablenken lassen von - O Gott.
»Du musst nach Hause kommen, Joe«, sagte Jane, als er den Hö rer abnahm. »Du musst sofort kommen.«
»Moment mal. Was ist los?«
»Eve. Sie sitzt einfach nur da. Sie hat gesagt, es ist nichts, aber sie sitzt einfach nur da.«
»Vielleicht ist es ja auch nichts.«
»Erzähl mir nicht so einen Blödsinn.« Janes Stimme zitterte.
»Komm nach Hause, Joe.«
»Bin schon unterwegs.«
»Eve?«
Es war Joe. Sie kauerte sich noch tiefer in die Ecke des Sofas.
Geh weg. Geh weg.
»Was zum Teufel ist passiert?«
Sie sprach es aus. »Geh weg.«
Er setzte sich neben sie. »Es geht mir auf die Nerven, wenn du so dichtmachst. Ich werde nicht weggehen. Also, was ist
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