Knochenfunde
Schultern. »Ich möchte, dass du mir eins versprichst, Jane. Verbünde dich nie mit mir gegen Eve. Ich bin im Unrecht, und sie ist im Recht. Verstanden?«
»Klar.«
»Solltest du also nicht lieber reingehen und mit Eve reden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie wird nicht mit mir reden wollen.
Nicht, wenn es um Bonnie geht. Sie weiß nie, wie ich… Sie ist immer so. darum bemüht, meine Gefühle nicht zu verletzen, und im Moment hat sie mit sich selber genug Kummer.«
Er schloss die Augen. »Da hast du allerdings Recht.« Er spürte ihren Schmerz, als wäre es sein eigener. Es war sein eigener.
Sie nahm seine Hand. »Ich würde lieber noch ein bisschen hier draußen bei dir bleiben. Okay?«
Er drückte ihre Hand. »Okay.«
Eve war noch wach, als Joe ein paar Stunden später ins Schlafzimmer kam.
Er kniete sich neben das Bett. »Keine Angst. Ich bleibe nicht lange. Ich werde dich nicht mal berühren.« Er schwieg einen Moment.
»Ich möchte dich nur an ein paar Dinge erinnern, solange du da liegst und dir sagst, was für ein Mistkerl ich bin.«
»Du bist kein Mistkerl.«
»Ich möchte dich daran erinnern, was wir uns aufgebaut haben.
Ich möchte dich daran erinnern, was wir einander bedeuten.« Er holte tief Luft. »Und irgendwann wirst du dir sagen, dass ich dich angelogen habe, weil ich Bonnie aus unserem Leben tilgen wollte.
Das stimmt nicht. Wenn ich geglaubt hätte, dass du deinen Kummer überwinden und ein halbwegs normales Leben führen könntest, hätte ich sie bis ans Ende meiner Tage gesucht. Aber es ist immer noch eine offene Wunde in dir.« Im Halbdunkel sah Eve, wie er die Fäuste ballte. »Und das tut mir weh. Ich wünschte, ich hätte sie gekannt. Ich wünschte, sie wäre unsere gemeinsame Tochter gewesen. Dann würdest du mir vielleicht vergeben. Denn ich hätte dasselbe getan, wenn Bonnie meine Tochter gewesen wäre. Glaubst du mir das?«
»Ich glaube… dass du es glaubst.«
Joe beugte sich vor und legte seine Stirn neben ihrer Hand auf das Bett, ohne sie jedoch zu berühren. »Mehr kann ich wohl im Moment nicht verlangen. Jetzt bist du am Zug, Eve.« Er stand auf und ging in Richtung Tür. »Wir sehen uns morgen früh. Versuch zu schlafen.«
Wahrscheinlich würde sie keinen Schlaf finden. Seine Worte waren wie kleine Messer, die sie zerfleischten. Er zerfleischte sie. Sie war so voller Zorn und voller Bitterkeit über seinen Verrat, und dennoch hatte sie den verzweifelten Wunsch verspürt, ihn in die Arme zu nehmen und zu trösten. Wie konnten solche widersprüchlichen Gefühle gleichzeitig in ihr existieren?
Wie sollte sie das alles aushalten?
Gott, sie wünschte, sie könnte weinen.
Jane klopfte, dann öffnete sie die Tür. »Guten Morgen. Soll ich uns Frühstück machen?« Dann sah sie den Koffer auf dem Bett.
»Oh.«
»Es ist schon nach acht. Du hast den Schulbus verpasst.«
»Joe hat gesagt, ich kann heute zu Hause bleiben. Er meinte, ich soll mich um dich kümmern.« Sie kam ins Schlafzimmer. »Wo fährst du hin?«
»Ich bin froh, dass du zu Hause geblieben bist.« Eve legte eine Bluse und Jeans in den Koffer. »Ich hab mir gedacht, wir könnten für eine oder zwei Wochen zu meiner Mutter fahren. Am besten, du packst gleich ein paar Sachen zusammen.«
»Kann ich Toby mitnehmen?«
»Klar. Mom ist ja ganz verrückt nach dem kleinen Köter.« Eve warf ihre Tennisschuhe und ihre Socken in den Koffer. »Wir können eine Menge unternehmen. Vielleicht mal in den Zoo gehen und uns die neuen Pandabären ansehen. Was hältst du davon?«
Das Mädchen leckte sich die Lippen. »Ich weiß, was Joe getan hat. Ich hab gestern Abend zugehört. Er fühlt sich ganz schrecklich deswegen.«
»Ich weiß.« Eve ging ins Bad, um ihre Zahnbürste und ihr Waschzeug zu holen. »Ich weiß es, Jane.«
»Wirst du wieder zurückkommen?«
»Das weiß ich jetzt noch nicht. Im Moment kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Es war… wirklich schrecklich, was er getan hat.« Sie schloss den Koffer. »Ich weiß, dass du Joe lieb hast, aber ich kann ihn nicht ansehen, ohne daran zu – « Sie schluckte. »Geh doch deine Sachen packen.«
Jane schüttelte langsam den Kopf. »Ich bleibe hier.«
»Was?«
Sie trat auf Eve zu und schlang die Arme um ihren Hals. »Du hast gesagt, du brauchst Zeit zum Nachdenken. Ich wäre dir nur im Weg. Wenn ich du wäre, würde ich mich unter einer Decke verkriechen, um nichts und niemanden zu sehen.« Sie machte einen Schritt
Weitere Kostenlose Bücher