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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der Autopsie anfangen, sobald wir mit der Besprechung fertig sind«, sagte LaManche in seinem perfekten Sorbonne-Französisch zu mir. »Wenn von den anderen Babys nur noch Knochen übrig sind, wie Sie vermuten, werde ich Ihnen diese Fälle zuweisen.«
    Ich nickte. Ich wusste bereits, dass es so kommen würde.
    Als ich Pelletier seufzen hörte, schaute ich in seine Richtung.
    »So traurig.« Pelletiers nach jahrzehntelangem Gauloises-Konsum gelb verfärbte Finger trommelten auf die Tischplatte. »So furchtbar, furchtbar traurig.«
    In diesem Augenblick kamen Marcel Morin und Emily Santangelo dazu. Ebenfalls Pathologen. Bonjour und comment ça va machten die Runde. Nachdem LaManche Kopien der heutigen Tagesordnung verteilt hatte, begann er, die Fälle zu erläutern und zuzuweisen.
    In Longueuil war eine neunundreißigjährige Frau tot und eingewickelt in den Plastiksack einer chemischen Reinigung aufgefunden worden. Man vermutete Alkoholvergiftung.
    Unter der Pont des Îles auf der Île Sainte-Hélène war eine Männerleiche angespült worden.
    Eine dreiundvierzigjährige Frau war von ihrem Mann nach einem Streit um die Fernbedienung erschlagen worden. Die vierzehnjährige Tochter des Paares hatte die Polizei von Dorval gerufen.
    Ein vierundachtzigjähriger Farmer war tot und mit einer Schusswunde in dem Haus aufgefunden worden, das er mit seinem zweiundachtzigjährigen Bruder in Saint-Augustin teilte.
    »Wo ist der Bruder?«, fragte Santangelo.
    »Haltet mich für verrückt, aber ich vermute, dass die SQ gerade über genau diese Frage nachdenkt.« Pelletiers Gebiss klapperte beim Sprechen.
    Den Babys aus Saint-Hyacinthe waren die LSJML -Fallnummern 49276, 49277 und 49278 zugewiesen worden.
    »Detective Ryan versucht, die Mutter ausfindig zu machen?« LaManche betonte das eher als Frage denn als Feststellung.
    »Ja«, sagte ich. »Aber er hat kaum Anhaltspunkte, deshalb könnte es einige Zeit dauern.«
    »Monsieur Ryan ist ein Mann vieler Talente.« Obwohl Pelletier das mit ausdrucksloser Miene sagte, ließ ich mich nicht täuschen. Der alte Knabe wusste, dass Ryan und ich mal ein Thema gewesen waren, und er neckte sehr gerne. Doch ich biss nicht an.
    Santangelo bekam die Wasserleiche und das Opfer im Plastiksack. Die Erschlagene ging an Pelletier, der Tote mit Schusswunde an Morin. Während die Fälle verteilt wurden, schrieb LaManche die entsprechenden Namenskürzel auf das Deckblatt der jeweiligen Akte. Pe. Sa. Mo.
    La kam auf die Akte LSJML -49276, das Neugeborene aus dem Toilettentisch. Br kam auf die Akten LSJML -49277 und LSJML -49278, die Babys aus der Fensterbank und vom Dachboden.
    Nach der Besprechung kehrte ich in mein Büro zurück, zog zwei Fallformulare aus meinem Plastikregal und hängte sie in Klemmbügel in Aktendeckeln. Jeder von uns benutzte eine andere Farbe. Pink ist Marc Bergeron, der Odontologe. Grün ist Jean Pelletier. LaManche benutzt rot. Ein sonnengelber Umschlag bedeutet Anthropologie.
    Als ich nach einem Stift suchte, sah ich das rote Licht auf meinem Telefon blinken.
    Und spürte ein winziges Kribbeln. Ryan?
    Mein Gott, Brennan. Es ist vorbei.
    Ich ließ mich in meinen Sessel plumpsen, hob den Hörer ab und gab meine Mailbox-und Codenummern ein.
    Ein Journalist vom Le Courrier de Saint-Hyacinthe.
    Ein Journalist von Allô Police.
    Nachdem ich die Nachrichten gelöscht hatte, ging ich in den Damenumkleideraum, zog Laborkluft an und trat aus der gerichtsmedizinischen Abteilung in einen Seitenkorridor, der am Sekretariat der Bibliothek vorbeiführte. An seinem Ende befand sich ein Aufzug, der einen speziellen Sicherheitscode verlangte.
    Als die Tür aufging, trat ich hinein und drückte einen Knopf, der mich zur Leichenhalle bringen würde. Es gab nur noch zwei andere Möglichkeiten: Bureau du Coroner und LSJML .
    Unten folgte ich einem Gang nach links und einem nach rechts zu einer santorinblauen Tür mit der Aufschrift Entrée interdite, Zutritt verboten. Ich zog meine Karte über das Lesegerät und ging einen weiteren langen Gang entlang, der sich über die gesamte Breite des Gebäudes erstreckte.
    Linker Hand lagen ein Röntgenraum und vier Autopsiesäle, drei mit Einzeltischen, einer mit einem Paar. Rechts an der Wand befanden sich Trockengestelle für durchweichte Kleidung, Regale für Beweisstücke und persönliche Habe, die bei Leichen sichergestellt wurden, Computerarbeitsplätze sowie Wannen und Karren auf Rädern für den Transport von Proben nach oben in die Labore.
    Durch

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