Knochenjagd (German Edition)
Zähnen bestand. Klasse.
»Ich bin hier, um meine Lady zu besuchen. Beim letzten Mal war das noch kein Verbrechen.«
»Mord ist eins.«
»Von was zum Teufel reden Sie denn?«
»Wer ist Ihre Freundin?«
»Sie ist nicht meine Freundin.«
»Nerven Sie mich nicht, Rocky.«
»Schauen Sie, ich vögel sie, wenn ich geil bin. Das heißt aber nicht, dass ich ihr am Valentinstag Pralinen schicke.«
Ryan schaute ihn nur an.
»Alva Rodriguez.« Die blutunterlaufenen Augen flackerten von Ryan zu Bédard und wieder zurück. »Geht’s darum? Hat jemand Alva umgebracht?«
»Wann haben Sie Ms. Rodriguez zum letzten Mal gesehen oder mit ihr gesprochen?«
»Scheiße, das weiß ich nicht. Vor zwei, drei Wochen vielleicht.«
»Strengen Sie sich ein bisschen mehr an.«
»Das ist Belästigung.«
»Beschweren Sie sich.«
Trees’ Blick wanderte zu mir. »Wer ist die Tussi?«
»Konzentrieren Sie sich nur auf mich.«
»Das ist doch Blödsinn.«
»Wann hatten Sie zum letzten Mal Kontakt mit Ms. Rodriguez?«
Trees tat so, als würde er über die Frage nachdenken. Seine nervösen Augen und die Schweißperlen am Haaransatz deuteten darauf hin, dass seine Großmäuligkeit nur aufgesetzt war. »Donnerstag vor zwei Wochen. Nein, Mittwoch. Kam eben von einer Fahrt nach Calgary zurück.«
»Warum Calgary?«
»Ich übernehme manchmal Ferntransporte für meinen Schwager.«
»Wo ist Ms. Rodriguez jetzt?«
»Mann, kann ich die Arme runternehmen?«
»Nein.«
»Woher soll ich denn das wissen? Sie meldet sich nicht bei mir ab. Wie gesagt, ich komme vorbei, schieb ’ne Nummer und mach dann wieder mein eigenes Ding.«
»Bezahlen Sie für diese kleinen Treffen?«
»Ich? Das soll wohl ein Witz sein.« Sein öliges Grinsen weckte bei mir das Verlangen nach einer sehr heißen Dusche. »Ich bring der Schlampe ’ne Flasche, sie bedankt sich bei mir. Wissen Sie, was ich meine?«
»Bringen Sie ihr auch ein bisschen Koks mit?«
»Ich hab’s nicht so mit dem Zeug. Nur Schnaps.«
»Wissen Sie was, Rocky? Ich glaube, Sie lügen mich an. Wenn ich Sie mir so anschaue, sehe ich einen Kerl, der ganz gern mal ’ne Nase nimmt. Was würden Sie sagen, wenn ich mir Ihr lustiges, kleines Auto da ein bisschen genauer ansehe?«
»Das dürfen Sie nicht.«
»Was meinen Sie, Corporal Bédard?« Ryans Blick blieb auf Trees. »Meinen Sie, wir dürfen das?«
»Wir dürfen das.«
Ryan gab Bédard den Führerschein. »Überprüfen Sie doch mal unseren Romeo hier, mal sehen, ob er eine interessante Vorgeschichte hat.«
Bédard steckte seine Waffe in den Halfter und ging zu seinem Streifenwagen. Während er Trees’ Namen durchs System laufen ließ, warteten Ryan und ich schweigend. Wie die meisten Menschen unter Stress hatte Trees das Bedürfnis, diese Stille zu füllen. »Hören Sie, ich sage Ihnen alles, was ich weiß. Nämlich so gut wie gar nichts. Alva und ich haben unsere Zeit nicht mit Reden verbracht.«
»Wo arbeitet Ms. Rodriguez?«, fragte Ryan.
»Sie hören mir nicht zu.«
»Hat sie ein regelmäßiges Einkommen? Geld für die Miete?«
Trees zuckte die Achseln – so gut er das mit erhobenen Händen konnte.
»Haben Sie sie vielleicht auf den Strich geschickt, Rocky? Sie auf Koks gebracht, damit sie da ist, wenn Sie ’ne schnelle Nummer brauchen? Ist das das Ding, von dem Sie reden? Lassen Sie außer Rodriguez auch andere Frauen für sich anschaffen?«
»Auf gar keinen Fall. Ich habe auf sie aufgepasst. Alva ist nicht gerade das, was man ein Genie nennen würde.«
Ryan warf ihm nun in schneller Folge eine Frage nach der anderen hin und wechselte immer wieder das Thema, um Trees zu verunsichern. »Wissen Sie, ob sie außer Rodriguez noch einen anderen Namen benutzt?«
Trees schüttelte den Kopf.
»Wo lebte sie, bevor sie hierherkam?«
»Sie ist Mexikanerin, okay? Eine von denen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Der Name. Und sie hatte so einen Akzent. Nicht Französisch. Ich dachte, dass es Mexikanisch ist. Mir war’s egal.«
»Ist ja rührend, wie unvoreingenommen Sie sind.«
Trees verdrehte die Augen. Seine Unterarme knickten langsam ein, hingen wie totes Gewicht an seinen erhobenen Ellbogen.
»Sind Sie der Vater der Babys?«
»Was?«
»Haben Sie ihr bei der Ermordung geholfen?«
»Bei welcher Ermordung?«
»Haben Sie die Musik lauter gedreht, damit Sie ihr Weinen nicht hören müssen?«
»Sind Sie verrückt?«
»Oder hat sie die Babys allein umgebracht, weil Sie es ihr gesagt haben?«
Trees’ Blick schnellte von Ryan zu
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