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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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irgendwo zum Verwesen deponiert, an die Schweine verfüttert oder zermahlen und mit dem Schweinefleisch von der Farm vermischt worden.
    Erst als der Prozess begann, kamen Details ans Tageslicht. Hände und Füße, die in gespaltenen Schädeln steckten, Überreste, die man einfach auf den Müll geworfen oder in der Nähe des Schlachthauses verbuddelt hatte, blutfleckige Frauenkleidung in Picktons Wohnwagen.
    Unerklärlicherweise befand eine Jury Pickton des heimtückischen Mordes nicht schuldig, nur des Totschlags von sechs Frauen. Er wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, ohne die Möglichkeit der Begnadigung nach fünfundzwanzig Jahren – die Höchststrafe, die das kanadische Gesetz für Totschlag zulässt.
    Bei geschätzten Kosten von 70 Millionen Dollar war der Pickton-Fall die teuerste Serienmörderermittlung in der kanadischen Geschichte. 2010 wurden die restlichen zwanzig Mordanklagen fallen gelassen, was weitere Prozesse gegen ihn unmöglich machte. Die Staatsanwälte kamen offensichtlich zu dem Schluss, dass nach Picktons Verurteilung zur maximal möglichen Höchststrafe weitere Ausgaben nicht mehr zu rechtfertigen waren.
    Eine traurige Fußnote. Als die Informationssperre 2010 aufgehoben wurde, erfuhr die Öffentlichkeit, dass Pickton bereits 1997 nach einem Messerangriff auf eine Sexarbeiterin wegen versuchten Mordes angeklagt worden war. Kleidung und Gummistiefel, die er bei seiner Verhaftung getragen hatte, lagen sieben Jahre lang vergessen in einem Lagerraum der RCMP . Als sie 2004 untersucht wurden, fand man auf ihnen DNS von zwei der in Vancouver vermissten Frauen.
    Zu spät für eine ganze Bootsladung Opfer.
    Ollies Stimme holte mich in die Gegenwart zurück.
    »– nicht nur in Vancouver. Am ganzen Highway 16 in British Columbia sind Frauen verschwunden oder als Leichen wieder aufgetaucht. Wissen Sie, wie man diese Strecke jetzt nennt? Den Highway der Tränen. Inzwischen gibt es Websites und Magazine nur zu diesem Thema. Und die RCMP hat die Liste der Vermissten erweitert und das Gebiet, in dem sie den Mörder vermuten. Wer weiß, wie viele andere Opfer noch irgendwo da draußen im Straßengraben liegen?« In Ollies Stimme schwang sowohl Frustration wie Mitleid mit.
    »Deshalb Project KARE «, sagte ich.
    »Ich bin seit zwei Jahren bei der Sondereinheit. Wir tun alles, um diesen Abschaum aufzuspüren und hinter Gitter zu bringen.«
    »Das ist eine RCMP -Initiative, richtig?«
    »Jetzt nicht mehr. In Alberta haben wir gesagt, genug ist genug. Neben den Leuten aus den RCMP -Abteilungen für Schwerverbrechen in Edmonton und Calgary gehören zu der Sondereinheit inzwischen auch Ermittler aus dem Edmonton Police Department und anderen zuständigen Behörden. Diese Frauen brauchen Schutz. Diese Bestien müssen gestoppt werden.«
    Wie die toten Babys Ryan verstörten, so betrübte Ollie das Abschlachten dieser Frauen vom Rand der Gesellschaft. Ich erinnerte mich, dass ich dieses Mitleid in seiner Stimme schon vor Jahren gehört hatte. Das war eins der wenigen Dinge gewesen, die ich an ihm gemocht hatte.
    »Aber wie’s aussieht, ist Ruben kein Opfer«, sagte ich.
    »Erzählen Sie, was Sie wissen.« Ollie holte Stift und Notizblock aus seinem Aktenkoffer.
    Ich hörte zu, während Ryan die Fakten aufzählte. Amy Roberts’ Besuch in der Notaufnahme. Die von Alma Roberts benutzte Wohnung in Saint-Hyacinthe. Ralph Trees’ Freundin, Alva Rodriguez. Die Babys. Der Fingerabdruck. Der CPIC -Treffer für Annaliese Ruben.
    »Und jetzt ist Ruben vom Radar verschwunden«, schloss Ollie.
    »Ja«, sagte Ryan.
    »Glauben Sie, sie hat die Gegend verlassen?«
    »Wir haben am Flughafen, auf Bahnhöfen, an Bushaltestellen und bei Leihwagenfirmen nachgefragt. Nichts. Dasselbe mit Taxis.«
    »Sie haben die Filme der Überwachungskameras im Krankenhaus sichergestellt?«
    »Sie kam und ging zu Fuß. Kam aus der Richtung ihrer Wohnung, die weniger als eine Meile entfernt liegt. Ging in dieselbe Richtung wieder weg.«
    »Was ist mit Geschäften oder Bibliotheken in der Gegend, Orte, wo man sie sonst noch hätte aufnehmen können?«
    »Nichts.«
    »Hat Ruben vor Ort Freunde oder Verwandte?«
    »Abgesehen von Trees, dem Vermieter und einer neugierigen Nachbarin scheint keiner zu wissen, dass sie überhaupt existiert.«
    »Sie arbeitete nicht auf der Straße?«
    »Soweit die Leute wissen, nein, aber irgendein Einkommen muss sie ja gehabt haben.«
    »Das bedeutet, sie wurde in Quebec noch nicht verhaftet.«
    »Nein.

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