Knochenjagd (German Edition)
Vielleicht hat die Lektion in Alberta ja was gebracht.«
»Haben Sie mögliche Decknamen überprüft?«
Ryan schaute ihn nur an.
»Das Edmonton PD hat Ruben zweimal wegen Straßenprostitution verhaftet«, sagte Ollie. »Gleich nach der zweiten Verhaftung ist sie verschwunden.«
»Das war 2008«, sagte ich.
»Passt zu den Zeitangaben des Vermieters«, sagte Ryan. »Paxton gibt an, Ruben und ein Kerl namens Smith wären vor ungefähr drei Jahren eingezogen.«
»Hatte er Kontaktdaten für Smith?«
»Nicht mal einen Vornamen.«
»Was hat er erzählt?«
»Dass sie großartige Mieter waren. Beschwerten sich nicht über die Rohre. Zahlten bar und im Voraus.«
»Wo ist Smith jetzt?«
»Verschwunden.«
»Suchen Sie nach ihm?«
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
Ryans Sarkasmus ließ Ollies untere Lider leicht zucken. »Hat Smith einen Job? Ein Auto? Ein Handy?«
»Wenn Sie nach Smith, Vorname unbekannt, Alter unbekannt, körperliche Beschreibung nicht verfügbar, suchen wollen, tun Sie sich keinen Zwang an.« Ryan deutete mit der Hand auf eins der Computerterminals hinter sich.
Angespanntes Schweigen trat ein. Ich durchbrach es.
»Glauben Sie, Smith könnte der spendierfreudige Stecher sein, den Ruben im Days Inn treffen wollte? Vielleicht überredete er sie dazu, mit ihm in den Osten zu fahren.«
»Schön von ihr, dass sie ihren besorgten Mitbewohnerinnen zu Hause ein paar Zeilen hat zukommen lassen.« Ryan schüttelte angewidert den Kopf.
»Hat Forex diesen Kunden je gesehen?«
»Nein.«
»Wo sind Forex und Santofer jetzt?«
»Santofer hat sich letztes Jahr eine Überdosis gesetzt, die können wir also abhaken. Forex lebt immer noch unter derselben Adresse. Ihr gehört das Haus.«
»Lassen Sie es überwachen?«, fragte Ryan.
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Ollie schoss Ryans Sarkasmus volley zurück.
»Irgendeinen Grund zu der Vermutung, dass Ruben nach Alberta zurückgekehrt sein könnte?«, fragte ich. »Vielleicht ist das ihr Muster. Die Stadt verlassen, wenn ihr das Pflaster zu heiß wird. In Edmonton kennt sie Leute. Dort hat sie sich sicher gefühlt.«
»Klar.« Ryan schnaubte. »Sie ist mit ihrem Porsche Boxster ohne Kennzeichen nach Westen gefahren. Oder hat sich eine Limousine samt Fahrer gemietet und sich quer durchs Land kutschieren lassen.«
»Sie hätte auch per Anhalter fahren können«, erwiderte ich angespannt. Ryans Haltung ging mir auch auf die Nerven.
»Falls ja, dann kriegen wir sie. Jeder Polizist in Kanada hat ihr Foto.«
»Sie hat einen Hund.« Warum zum Teufel kam ich eigentlich immer wieder darauf zurück?
»Die Leute hitchhiken auch mit Haustieren.« Ollie schaute Ryan mit hartem Blick an.
Ryan sprach, ohne zu lächeln. »Die Reise mit Charley.«
»Steinbeck ist nicht per Anhalter gefahren«, blaffte ich. »Er hatte einen Wohnwagen.«
Ollie schaute von Ryan zu mir, er registrierte einen Unterton, den er nicht verstand und nicht mochte. Er wollte eben etwas sagen, als das Handy an seinem Gürtel summte. Er griff danach und schaute auf die Anruferkennung. »Ich muss da rangehen«, sagte er und stand auf.
Ryan deutete mit dem Arm zu den Verhörzimmern.
Ollie ging um den Schreibtisch herum und verschwand durch die erste Tür.
Angespannte Sekunden verstrichen, in denen Ryan seine Schuhe anstarrte. Schließlich hielt ich es nicht länger aus. »Haben Sie ein Problem mit mir, Detective?«
Ryan stand vom Tisch auf und ging ein paar Schritte weg. Kam dann zurück. Schließlich sagte er: »Wir sollten diesen Fall abschließen.«
Ich öffnete eben den Mund, um zu fragen, was er meinte, als Ollie zurückkam. Seine Miene deutete gute Nachrichten an. »Kann sein, dass du den Nagel auf den Kopf getroffen hast, Tempe.«
Ryan zuckte zusammen, als er meinen Vornamen aus Ollies Mund hörte.
»Sie ist in Edmonton«, fuhr Ollie fort.
»Ruben?« Ich war verblüfft.
»Wurden eben in einem Tim Hortons Coffeeshop ein paar Meilen östlich der Innenstadt gesehen. Die Bude ist ungefähr einen Kilometer von der TransCanada entfernt.«
»Und jetzt?«
»Und jetzt steigt die Party in meiner Stadt.«
9
»Ich lasse uns die Flüge buchen.« Ollie wandte sich mir zu. »Kannst du um elf am Flughafen sein?«
»Ich?« Ich versuchte erst gar nicht, meine Überraschung zu verbergen.
»Ruben hat in Edmonton auch als Hure gearbeitet. Glaubst du, ihre Mutterinstikte waren im Westen besser?«
»Der Medical Examiner vor Ort hat doch auch Experten, auf die er zurückgreifen
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