Knochenpfade
einzelne Wort verstanden, das dieser Mistkerl von sich gab, seit er meinen Kopf hat fallen lassen.”
Walter hätte am liebsten erleichtert gelacht. “Gute alte Charlotte.”
Sie kroch an Walters Seite und begann seine Fesseln zu lösen. Aber Walter stoppte sie.
Mit dem Kinn deutete er über sich. “Das kann warten. Weißt du, wie man ein Funkgerät bedient?”
60. KAPITEL
Pensacola Bay
Sie befanden sich erst ein paar Minuten in der Luft, als der Notruf kam. Liz hörte, wie Wilson mit der Kommandozentrale sprach, um Einzelheiten zu erfragen. Sie sah zu Maggie hinüber. Bis ein weiterer Orkanausläufer eingetroffen war, hatte die FBI-Agentin ganz ruhig gewirkt. Jetzt umklammerte sie ihren Haltegriff und schnürte den Sicherheitsgurt fester.
Wenn man in der Luft war, hatten Regen und Sturm eine ganz andere Wirkung. Wilson konnte ja nicht einfach die Wolkendecke durchbrechen und wie ein Verkehrsflugzeug über dem Unwetter fliegen. Und so verkrampft, wie er die Steuerung bediente, ruckte und holperte der Hubschrauber noch mehr.
Liz bereitete sich auf ihren Einsatz vor. Der kurze Informationsaustausch hatte sich angehört, als gebe es einen Verletzten, der dringend Hilfe benötigte. Bei dem Schiff, um das es ging, handelte es sich um ein zehn Meter langes Motorboot mit Kabine. Es war nicht beschädigt, hatte kein Leck und funktionierte einwandfrei. Das sollte es leichter machen, aber nicht viel. Das Wasser tobte, die Wellen schlugen drei bis vier Meter hoch. Selbst für Profis war es verrückt, bei einem solchen Wetter hier draußen zu bleiben.
“Seht zu, dass die Rettungsschwimmerin nicht ins Wasser kommt”, sagte Wilson.
Immer noch “die” Rettungsschwimmerin, dachte Liz, bevor sie sich zusammenriss. Sie musste sich auf das Boot unter ihnen konzentrieren. Ihr Adrenalinspiegel war bereits in die Höhe geschossen. Sie durfte sich von Wilsons Bemerkungen nicht ablenken lassen.
Liz konnte das Boot jetzt sehen. Es wurde von den Wellen hochgeschoben und ragte fast senkrecht in den Himmel. Im nächsten Moment krachte es wieder nach unten. Es sah aus, als würde das Boot verschluckt und kurz darauf wieder ausgespien. Dann begann der Prozess von Neuem.
“Lass das Wasser dir das Boot entgegenheben”, sagte Pete Kesnick über das Kommunikationssystem im Flughelm zu Liz. “Aber versuch an Bord zu kommen, bevor es wieder abwärts geht. Du wirst dich irgendwo festhalten müssen, wenn die Welle bricht.”
Liz nickte. Aber Kesnick sah ihr fest in die Augen, wie um sich zu überzeugen, dass sie auch wirklich auf alles vorbereitet war.
Bei solchem Seegang war ein Einsatz immer gefährlich. Mit dem orkanartigen Wind und dem wild schaukelnden Boot wurde es eine echte Herausforderung.
“Bei dem Sturm bekommen wir den Korb niemals runter”, sagte Wilson.
“Hat die Zentrale gesagt, um was für einen medizinischen Notfall es sich handelt?”, wollte Kesnick von ihm wissen.
“Nein, sie haben den Kontakt wieder verloren, bevor sie nach irgendwelchen Einzelheiten fragen konnten.”
“Wir versuchen es höchstens drei Mal”, sagte Kesnick. Er redete mit Liz. “Wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht funktioniert, hole ich dich wieder rauf. Verstanden?”
“Keine Heldentaten, Bailey”, sagte Wilson. “Wir wollen unsere Rettungsschwimmerin nicht verlieren, bevor der Hurrikan überhaupt richtig angekommen ist.”
61. KAPITEL
Pensacola Bay
Kaum hörten sie den Hubschrauber über sich, kam Joe Black die Treppe heruntergepoltert.
“Was zum Teufel haben Sie gemacht, Walter?”
Sie hatten es noch nicht geschafft, Walters Füße von den Fesseln zu befreien. Er konnte nicht so schnell aufstehen, ohne gleich wieder die Balance zu verlieren. Aber er schaffte es, seinem überraschten Entführer einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen. Charlotte rappelte sich auf. Auf dem gesunden Fuß hüpfte sie auf Joe zu, um ebenfalls einen Treffer zu landen. Dann schwankte das Boot erneut, und alle drei krachten zu Boden.
Als sich das Boot unter ihnen beruhigte, hatte Joe Charlotte am Kragen gepackt und hielt seinen kurzläufigen Revolver auf Walters Brust gerichtet.
“Ich wusste, dass ich euch beide hätte umbringen sollen. Aber ich wollte verhindern, dass ihr mir das Boot vollstinkt, bis ich in Biloxi bin!”
Er schubste Charlotte neben Walter auf den Boden. Dann baute er sich vor ihnen auf und warf einen kurzen Blick zur Treppe. Walter konnte sehen, dass er unbedingt zurück nach oben wollte.
Wenn die Crew im
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