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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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und spürte den Regen hart in ihr Gesicht prasseln.
    Sie brauchte etwas Schlaf, das war alles. Vergangene Nacht hatte sie von abgeschnittenen Händen geträumt, die aus dem Wasser auftauchten und sich an ihr festklammerten. Okay, sie brauchte traumlosen Schlaf. Vielleicht noch eine weitere Massage von Platt. Bei dem Gedanken daran lächelte sie unwillkürlich.
    Im Gebäude musste sie ihre Dienstmarke erneut vorzeigen. Eine zierliche Frau in Uniform führte sie den Flur entlang zu einem Konferenzraum. Benjamin Platt trug ebenfalls Uniform. Die anderen beiden Männer kannte sie nicht.
    Platt stellte sie einander vor.
    “Agent Maggie O’Dell, das ist Captain Carl Ganz und das Dr. Samuel McCleary.”
    Dr. McCleary hatte offensichtlich beschlossen, gleich in die Defensive zu gehen. “Joseph Norris war fast zehn Jahre lang ein respektabler Mitarbeiter in diesem Programm.”
    Maggie konnte förmlich sehen, wie Platt zornig wurde.
    “Dr. McCleary”, begann sie. “Ihnen ist doch sicher klar, was das bedeutet. Sie können davon ausgehen, dass Sie seit fast zehn Jahren kontaminiertes Zellmaterial erhalten.”
    “Sämtliches Spendermaterial aus unserem Bestand wurde routinemäßig getestet.”
    “Aber nur auf bestimmte Krankheiten”, wandte Platt ein.
    “Niemand hätte voraussehen können, was auf der Basis in Pensacola passiert ist”, entgegnete McCleary mit Nachdruck. “Das war ein einziger Zwischenfall. Bei Tausenden von erfolgreich verlaufenen Behandlungen. Und die Herkunft der Zelltransplantate und Knochenpaste, die Captain Ganz in diesen Fällen benutzt hat, wurde überprüft. Wir denken, dass alles von einem einzigen Spender stammte.” Er deutete auf ein Dokument, das auf dem Tisch bereits zwischen einem Stapel weiterer ausgebreitet lag. “Ein Spender, der vor Zellentnahme eventuell bereits länger als zwölf Stunden tot war.”
    “Tatsächlich waren es eher einundzwanzig Stunden”, warf Platt ein.
    “Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.”
    “Jedenfalls war er bereits so lange tot, dass seine Gedärme geplatzt sind und das Bakterium Clostridium sordellii ins Zellgewebe eindrang.”
    “Das können Sie nicht beweisen”, sagte McCleary.
    “Was ist mit den Spendern, die Joe Black ohne Zertifikate beschafft hat?”, fragte Maggie.
    “Joseph Norris”, korrigierte McCleary sie, “hat, soweit ich das beurteilen kann, alle Vorschriften eingehalten.”
    “In Pensacola gibt es ein Bestattungsunternehmen, in dem zwei Leichen liegen”, unterrichtete Maggie ihn. “Der Sheriff der Escambia County sagt, dass es sich bei den beiden Toten um Obdachlose handelt, die kurz vor dem Hurrikan verschwanden. Der Besitzer des Bestattungsunternehmens behauptet felsenfest, dass Joe Black diese beiden Toten zu ihm gebracht und einen der beiden bereits in Teile geschnitten hat, um diese an die Veranstalter von medizinischen Fortbildungsseminaren zu veräußern.”
    Diesmal fehlten McCleary die Worte.
    “Joe Black hat sich bei dieser Geschichte ein nettes Zubrot verdient”, fuhr sie fort. “Tagsüber Assistent der Pathologie, am Wochenende und in der Freizeit Body Broker. Er hat zugegeben, dass er amputierte Körperteile von Soldaten benutzt hat, um der regen Nachfrage gerecht werden zu können. Er meint, es sei sogar möglich, dass er einen von Ihren Spenderkörpern verkauft hat. Diese Veranstalter von Chirurgenkonferenzen zahlen gutes Geld, aber er kam mit den Aufträgen nicht mehr hinterher.”
    “Sie werden Ihre sämtlichen Bestände überprüfen müssen”, sagte Captain Ganz zu Samuel McCleary. “Norris hat auch zugegeben, dass er nicht immer sauberes Material benutzt hat. Dass er statt gesundem Zellgewebe auch zerstörtes verkaufte, das niemals hätte verwendet werden dürfen.”
    Dr. McCleary nickte übertrieben. Es war eine Geste, die Maggie sofort zeigte, was er von dieser Bemerkung hielt. In seinen Augen mochte Platt vielleicht recht haben, aber dem vorgeschlagenen Vorgehen stimmte er offensichtlich nicht zu.
    “Kommen Sie mal mit”, sagte er und führte alle aus dem Raum hinaus und den langen Flur entlang. “Sie wollen alles überprüfen, fein. Dann zeige ich Ihnen mal, worauf Sie sich da einlassen.”
    Er zog seine Schlüsselkarte durch den Schlitz einer Sicherheitstür und wartete, bis die Diode am Schloss grün aufblinkte. Dann winkte er seine Begleiter in einen riesigen Saal, der Maggie an eine Asservatenkammer im Polizeirevier erinnerte. Nur dass statt normaler Regale Schubfächer die Wände

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