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Knochenraub am Orinoko

Knochenraub am Orinoko

Titel: Knochenraub am Orinoko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelie Kister
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Kopf, das Salz brannte in seinen Augen.
    Wo Humboldt und Bonpland wohl waren? Wahrscheinlich bestimmten sie schon längst wieder ein Palmenblatt oder eine neue Blüte. Und erfanden lustige Namen dafür. Humbo-Blatt, Pedrozilie, Aimése   … Pedro kicherte bei diesem Gedanken und blickte sich suchend nach den beiden um.
    Dort hinten waren sie! Sie schlenderten langsam am Wassersaum entlang und schienen, wie so oft, in ein Gespräch vertieft zu sein. Bis auf einen dunkelhäutigen Mann, der schräg über den breiten Sandstrand auf die beiden zulief, waren sie die Einzigen, die sich um diese Uhrzeit noch hier draußen aufhielten. Pedro wollte sie lieber rasch einholen. Er lief durch das seichte Wasser auf den Strand zu, dochdann blieb er plötzlich stehen und beobachtete für einen Moment den fremden Mann.
    Irgendwie wirkte dieser merkwürdig. Er war nur mit einem schmutzigen Lendenschurz bekleidet. War er vielleicht ein Indianer? Nein, dazu war er eigentlich zu groß. Was hatte er da nur in der Hand? Ein Werkzeug? Es sah aus wie ein knorriger Stock.
    Mit einem Mal war es Pedro klar. Der Mann folgte den beiden Forschern. Was hatte er vor? Wollte er sie etwa überfallen? Mittlerweile war der Dunkelhäutige schon ganz nah an Humboldt und Bonpland herangeschlichen. Den Stock hielt er wie eine Waffe in die Höhe. Pedros Herz raste vor Schreck und er begann zu rennen. Nur noch wenige Meter, dann hätte er den Angreifer eingeholt.
    »Achtung!«, schrie Pedro aus voller Kehle. Er sah noch, wie Humboldt sich umdrehte und geistesgegenwärtig den Arm schützend vors Gesicht hielt. Auch der Wilde hatte sich überrascht nach Pedro umgeblickt, doch gleichzeitig hatte er bereits zum Schlag ausgeholt und ließ den Knotenstock mit voller Wucht auf Bonplands Kopf niedersausen. Mit einem Aufschrei stürzte Bonpland zu Boden. Pedro rannte wild schreiend weiter durch das Wasser, die Wellen schäumten um ihn herum. Mit drei Gegnernhatte der Fremde ganz offensichtlich nicht gerechnet. Er ließ den Stock fallen und ergriff die Flucht.
    Pedro stürzte neben Bonpland in den Sand. Auch Humboldt ließ den Mann laufen. Der Baron wirkte wie versteinert, als er sich neben seinen Gefährten kniete.
    »Aimé, Aimé!   … Sagen Sie doch was!« Humboldt legte den Arm unter Bonplands Kopf. Blut strömte aus der offenen Wunde und lief vermischt mit Sand und Schweiß in Rinnsalen über sein Gesicht. Bonpland hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
    »Ist er tot?«, fragte Pedro mit banger Stimme.
    Humboldt blickte Pedro kurz von der Seite an. So hatte Pedro den Baron bisher noch nicht erlebt: In seinen Augen stand die Angst. Schweigend beugte er sich wieder über Bonpland.
    Plötzlich spürte Pedro, wie heiße Wut in ihm aufstieg, die die seltsame Lähmung in seinen Beinen vertrieb. Er sprang auf die Füße und blickte sich suchend nach dem Angreifer um. Am Ende des Strandes entdeckte er ihn, ganz in der Nähe des dichten Buschwerks.
    »Dich krieg ich«, zischte Pedro und rannte drauflos. Unbändiger Zorn trieb Pedro voran. Er griffim Laufen hastig nach einem Stück Schwemmholz und hielt es drohend über den Kopf. Pedro war ein schneller Läufer, er hatte den Fremden schon fast eingeholt. Doch vor ihnen lag der Dschungel. Pedro rechnete damit, dass der dunkelhäutige Mann jeden Augenblick zwischen dem Gestrüpp aus Fackeldisteln verschwinden würde.
    Doch da blieb er unerwartet stehen und drehte sich zu Pedro um. Nur noch wenige Meter trennten sie voneinander. Auch Pedro hielt inne. Er schnaufte vor Anstrengung und starrte nervös in das wutverzerrte Gesicht seines Gegenübers. Nur undeutlich vernahm Pedro, wie Humboldt hinter seinem Rücken nach ihm rief. Seine aufgeregte Stimme kam immer näher. Der Angreifer blitzte ihn aus funkelnden Augen an und Pedro umfasste mit beiden Händen das Stück Holz. Plötzlich zückte der Mann blitzschnell ein Messer aus dem Lendenschurz. Pedro erstarrte   – damit hatte er nicht gerechnet. Er wich erschrocken einen Schritt zurück.
    Im nächsten Moment sauste etwas an Pedros Kopf vorbei. Nanu? Was war denn das? Eine Kokosnuss. Der Baron hatte sie geworfen und traf damit den Angreifer mitten ins Gesicht. Volltreffer!, dachte Pedro und jubelte innerlich. Der Wilde hatte sein Messer fallen lassen und griff sich jaulend an seine blutige Nase. Blitzschnell stürzte Pedro vor und schnappte die Waffe. Dann war Humboldt schon zur Stelle, er nahm Pedro das Messer ab und baute sich abwehrend zwischen dem Jungen

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