Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Sir.«
»Nenn mich Sil.«
»Wird gemacht, Sil.«
»Irgendwas, über das ich Bescheid wissen sollte?«, sagte Duboff.
»Was denn zum Beispiel, Sir?«
»Anrufe, Nachrichten?«
Chance grinste und zeigte seine ebenmäßigen weißen Beißer, die er den fünf Jahren bei Dr. Wasserman zu verdanken hatte.
»Nein, Sil«, sagte er im Brustton der Überzeugung.
2
Bob Hernandez brauchte das Geld.
Nichts als Geld zog ihn so früh hierher. Um fünf Uhr morgens war das Pacific Public Storage eine dunstverhangene Klitsche - wie einer dieser Orte, an denen Filme über Serienmörder und Drogenschießereien gedreht werden. Rund um die Uhr offen, aber der Großteil der Birnen, die die Gänge zwischen den Einheiten ausleuchten sollten, war aus, und der Auktionator musste mit Taschenlampe arbeiten.
Um diese Zeit war bis auf den Asiaten niemand richtig wach. Eine lausige Beteiligung, verglichen mit den anderen Auktionen, bei denen Bob gewesen war. Nur er, vier andere Leute und der Auktionator, ein weißhaariger Typ namens Pete in Anzug und Schlips. Der Anzug war billig, und der Schlips brauchte Viagra. Der Typ erinnerte Bob an einen dieser schäbigen Anwälte, die beim Gerichtsgebäude in Downtown rumhingen und darauf warteten, dass ihnen ein Fall zugeteilt wurde.
Juristen in L.A., aber mit L.A. Law hatte das nicht das Geringste zu tun. Mit Boston Legal ebenso wenig.
Bob wäre gern mal an so eine gut aussehende Anwältin wie in diesen Sendungen geraten, die ganz scharf darauf war, ihn zu verteidigen. Und auch noch auf andere Sachen, nachdem sie ihm den Arsch gerettet hatte und sie beide …
Stattdessen bekam er Mason Soto vom Amt für Pflichtverteidiger, einen Typen, der in Berkeley gewesen war und das gleich dreimal in ihr erstes Gespräch hatte einfließen lassen. Versuchte sich bei ihm einzuschmeicheln, als ob sie Nachbarjungs wären, redete über Einwanderung. La Raza.
Mason Soto war in San Francisco aufgewachsen und fand, dass das Land seine Grenzen für alle öffnen sollte. Bob war
in West Covina als Sohn eines ehemaligen Marineinfanteristen und Feuerwehrmannes aufgezogen worden, eines mexikanischen Amerikaners in der dritten Generation, und einer Polizeifunkerin (ihres Zeichens schwedische Amerikanerin in der vierten Generation). Seine beiden Brüder waren Polizisten, und die ganze Familie, Bob eingeschlossen, war der Meinung, dass sich die Leute an die Regeln halten sollten und jeder, der das nicht machte, mit einem Arschtritt rausfliegen sollte.
»Ich verstehe Sie«, erklärte Bob und hoffte, dass Soto sich deswegen besondere Mühe geben und ihm sämtliche Strafbefehle wegen Verkehrsdelikten und Nichterscheinens vor Gericht vom Hals schaffen würde.
Soto gähnte während der ganzen Verhandlung, und Bob bekam eine schwere Geldbuße und zehn Tage im Bezirksgefängnis aufgebrummt, die auf fünf verkürzt und dann wegen Überbelegung auf einen Aufenthalt über Nacht reduziert wurden, aber Mann, ein Tag in dem Höllenloch reichte.
Die Geldbuße war das längerfristigere Problem. Dreitausendfünfhundert Kröten musste er innerhalb von sechzig Tagen beibringen, aber er hatte keinen der Jobs als Landschaftsgärtner bekommen. Und mit der Miete war er auch schon im Rückstand. Von dem Unterhalt für die Kinder gar nicht zu sprechen. Wenn Kathy ihm Ärger machen wollte, war er angeschissen.
Er vermisste die Kinder, die bei Kathys Leuten in Houston lebten.
Ehrlich gesagt vermisste er auch Kathy.
Aber er war selbst schuld. Diese Rumvögelei mit Frauen, an denen ihm nicht mal was lag - er begriff immer noch nicht, warum er es weiter machte.
Er hatte sich fünfhundert Dollar von seiner Mutter geborgt und ihr weisgemacht, dass die für die Geldbuße wären.
Aber die Stadt wollte sich nicht auf Ratenzahlung einlassen. Er brauchte also dringend irgendein Einkommen, damit er seine Miete und das Bußgeld begleichen konnte.
Gestern hatte die Baumumsetzungsfirma in Saugus zurückgerufen, ihm gesagt, dass er vorbeikommen und Formulare ausfüllen sollte. Vielleicht klappte ja das.
Unterdessen tat er, was er konnte: Um vier Uhr aufstehen und zusehen, dass er rechtzeitig von Alhambra nach Playa Del Rey fuhr und bei dem Lagerhaus war, wenn es aufmachte.
Er hatte vor ein paar Monaten im Internet über die Versteigerungen von zurückgelassenen Habseligkeiten gelesen, die Sache aber wieder vergessen, bis man ihm die Geldbuße aufbrummte. Da er nicht so blöde war zu glauben, dass er an einen der Schätze kommen würde, über die in der
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