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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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Öffnung im Stein zu inspizieren.
    Die meisten führten natürlich nirgendwohin. Das wusste sie aus Erfahrung. Sie ging regelmäßig in den Blue Ridge Mountains klettern, auch wenn sie kein großer Fan von Höhlen war. Manche fielen nur wenige Meter tief ab, ehe sie erneut auf die Felswand trafen. Die im Polizeibericht dokumentierte Höhle war eher die Ausnahme als die Regel.
    »Irgendwelche Anzeichen von Tieren in der Höhle?«
    Sharper zuckte die Achseln. Er führte eine Wasserflasche zum Mund, trank daraus und setzte sie wieder ab. »Weder Schlangen noch Fledermäuse, soweit ich gesehen habe. Massenhaft Spinnen, aber ich habe keine giftigen gesehen. Das heißt aber nicht, dass keine da wären.«
    Cait ließ das Fernglas sinken und griff ebenfalls nach ihrer Wasserflasche. Beim Trinken wandte sie den Blick nicht von der Felswand ab und plante ihre Herangehensweise. »Ich steige zuerst hinein. Ich will die Abzweigung zu der Kammer nehmen, und laut der Beschreibung hier im Bericht ist drinnen nicht genug Platz für uns beide zugleich.«
    »Sie bestimmen.«
    Da das der Wahrheit entsprach, ließ sie die Äußerung unkommentiert. Sie gönnte sich ein paar Momente, um ihren Durst zu stillen, und suchte sich dann eine blickgeschützte Ecke, um sich zu erleichtern. Bei ihrer Rückkehr stand Sharper noch genau am selben Fleck wie zuvor. Er hatte sein kurzärmliges T-Shirt gegen ein langärmliges eingetauscht und anstelle seiner Baseballkappe einen faltbaren Helm aufgesetzt. Cait zog einen ähnlichen aus ihrer Tasche, einen von der Art, wie sie für Höhlenforscher empfohlen werden, mit einem batteriebetriebenen Licht an der Vorderseite. Sie hatte sich oft genug den Kopf an Steinen angeschlagen, die von den Höhlendächern herunterragten, um nicht erst zum Tragen eines Helms aufgefordert werden zu müssen. Das Fernglas kam in den Rucksack. Es würde sonst beim Aufstieg nur hin und her schwingen und gegen die Steine schlagen oder, schlimmer noch, irgendwo hängen bleiben und sie strangulieren.
    Dann machte sie ihren Rucksack wieder zu und schnallte ihn um. Wortlos ging sie auf die Seite des Castle Rock zu. Da vernahm sie hinter sich Sharpers Stimme.
    »Der beste Weg hinauf geht hier rechts von der Öffnung los. Wenn Sie dann etwa sechzig Meter weit oben sind, können Sie queren.«
    Cait begann ihren Aufstieg. Nach ein paar Minuten, als sie etwa dreißig Meter hoch in der Luft hing, musste sie zugeben, dass Sharper und Andrews recht gehabt hatten. Oh, es war keine besondere Herausforderung für hartgesottene Kletterer, aber wesentlich anstrengender als eine Trainingseinheit an der Kletterwand im Fitnesscenter zu Hause. Sie war froh, dass sie ebenso viel Erfahrung an richtigen Bergen gesammelt hatte.
    Noch froher war sie allerdings darüber, dass sie auf dem ganzen Weg nach oben keine einzige Schlange sah.
    Die Sonne war warm nach der relativen Kühle des Waldes, und der Rucksack sorgte für eine zusätzliche Isolierschicht. Sie schwitzte, noch ehe sie halb oben war. Wären nicht Sharpers gelegentliche Zurufe hinter ihr gewesen, wäre es ihr vorgekommen wie ein Kampf Frau gegen Natur. Ein berauschendes, entgrenzendes Erlebnis.
    Sie begann sich nach links, zur Höhlenöffnung, vorzuarbeiten, und sofort wurde die Route schwieriger. Ein Zehenhalt gab unter ihrem Fuß nach, und sie grapschte hektisch mit den Händen nach festem Halt, während ihre Füße einen Moment lang ohne Stütze herabbaumelten. Im nächsten Augenblick fand sie einen weiteren Felsvorsprung, von dem sie sich abstoßen konnte, und kam wieder in eine stabile Position. Dann stieg sie weiter, trotz des mulmigen Gefühls im Magen.
    »Am besten gehe ich gleich nach Ihnen mit rein.«
    Sharpers Worte waren mehr Aussage als Frage, als sie sich auf den schmalen Absatz vor der klaffenden Schwärze der Höhle hochstemmte. Sie fasste nach oben, um das Licht an ihrem Helm anzuschalten, ehe sie ihren Rucksack abnahm, eine Taschenlampe herausholte und ihn wieder aufsetzte. »Ist wahrscheinlich einfacher«, rief sie mit kurzer Verzögerung nach hinten. »Hauptsache, Sie sorgen dafür, dass ich die Abzweigung nicht übersehe.«
    Damit verschwand sie in der Höhle. Obwohl sie zuerst noch auf allen vieren entlangkroch, musste sie sich schon bald flach auf den Bauch legen, da sich die Höhlendecke sehr weit herabsenkte. Cait litt nicht an Klaustrophobie, aber mit der absoluten, undurchdringlichen Finsternis in einer Höhle war einfach nichts vergleichbar. Das bisschen Sonnenlicht

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