Knochenzeichen
aus der Öffnung hinter ihr erlosch, sobald sie um die erste Kurve gebogen war. Umso dankbarer war sie für die beiden Lampen, die sie bei sich trug. Die Helmlampe hatte sie erkennen lassen, wo die Decke nach unten schwang und wo sie wieder höher wurde. Die Taschenlampe in ihrer Hand beleuchtete die Fläche, auf der sie momentan vorwärtsrobbte. Strahlte Felszacken an, die aus der Seitenwand ragten und drohten sich in ihrer Kleidung oder ihrem Rucksack zu verfangen. Beleuchteten die Spinnen und Höhlengrillen, die an den Wänden neben ihr entlanghuschten.
Es wirkte mehr wie ein Tunnel als wie eine Höhle, doch es gab genug Platz für sie, um sich vorwärtszubewegen, solange sie auf dem Bauch liegen blieb. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es Sharper nicht ganz so gut erging. Immer wieder drang ein gemurmelter Fluch an ihre Ohren. Seine breiten Schultern würden ihm das Durchkommen erschweren. Jetzt begriff sie, warum er seinen Rucksack draußen gelassen hatte.
Der Stein unter ihr und an den Seiten war kühl, aber trocken. Alles andere als glatt, aber auch nicht so zerklüftet, dass sie Angst vor Schrammen und blauen Flecken haben musste. Dennoch war sie dankbar, als sie nach etwa sieben Metern die klaffende Öffnung zu ihrer Rechten erkannte.
»Ist das da vorn die Abzweigung zu dem Schacht?«
Ihre Stimme gellte durch die Höhle, warf aber kein Echo. Genau wie Sharpers Antwort.
»Rechts von Ihnen. Sie können den Rest des Wegs bis zu der Öffnung kriechen. Aber fallen Sie um Gottes willen nicht rein, wenn Sie dort angelangt sind.«
Cait robbte sich heran und setzte sich in die Hocke auf, als der Tunnel beträchtlich weiter wurde. Er war jetzt etwa einen Meter breit und anderthalb Meter hoch. Obwohl sie ausreichend Beleuchtung bei sich hatte, bewegte sie sich vorsichtig, da sie nicht wusste, wann der Felsabsturz kam. Während sie in der fast vollständigen Dunkelheit weiterkroch, malte sie sich aus, wie der Täter denselben Weg zurückgelegt hatte.
Beim Aufstieg musste er den Sack auf dem Rücken getragen haben, vielleicht irgendwie in eine Art Halfter eingeschnürt. Doch einmal im Tunnel angelangt, musste er ihn kriechend hinter sich hergezogen haben. Anders war es nicht möglich, dass ein normal großer Mann einen so großen Sack hier entlangtransportieren konnte.
Allerdings konnte sie auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass der Täter eine Frau war.
Der Strahl ihrer Taschenlampe tauchte in die abgrundtiefe Schwärze vor ihr ein, und sie verlangsamte ihr Tempo, sodass sie nur noch zentimeterweise vorwärtskroch. Hinter sich hörte sie Sharper. »Die Kammer kommt gleich. Passen Sie bloß auf. Ich werde stocksauer, wenn Sie reinfallen und sich ein Bein brechen.«
Die Vorstellung, sich darauf verlassen zu müssen, dass Sharper sie rettete, ließ Cait noch vorsichtiger verfahren. Erneut legte sie sich auf den Bauch und schwenkte beim Weiterkriechen den Strahl ihrer Lampe durch das Dunkel vor ihr.
Nichts deutete darauf hin, dass der Boden der Höhle abfallen würde. Nur ein paar Felsbrocken, die vom Boden aufragten, dann nichts mehr. In Caits Magen bebte es, als sie mit der freien Hand in die Leere vor sich tastete. Vorsichtshalber wich sie ein paar Zentimeter zurück, ehe sie den Strahl beider Lampen nach unten richtete. Und dann staunte sie nur noch.
Die Kammer lag gut zwei Meter tiefer und maß ungefähr drei mal vier Meter. Cait ließ ihre Lichter über die Bodenfläche spielen. Die Wände waren überwiegend glatt, wobei da und dort rauere Stellen hervortraten, die als Zehen- und Fingerhaltepunkte dienen konnten. Aber wenn sie erst einmal unten war, wäre es ein Glücksspiel, wieder herauszukommen, ohne dass oben jemand mit einem Seil wartete.
Sie lehnte sich auf die Fersen zurück und schüttelte den Rucksack ab. Ein zweiter Lichtstrahl durchbohrte das Dunkel. Sharper hatte die Abzweigung ebenfalls erreicht.
»Was haben Sie vor?«
Sie schaltete ihre Taschenlampe aus und steckte sie in den Rucksack. »Ich gehe runter. Positionieren Sie sich so, dass Sie mit Ihren Lampen in die Kammer leuchten können, damit ich mehr Licht habe.«
»Was soll das bringen?« Seine Stimme mochte leise sein, doch der ungeduldige Unterton war leicht herauszuhören. »Sie wollten sehen, wo ich die Knochen gefunden habe, und das können Sie von hier oben. Die Cops haben alles abgesucht. Sie werden kaum etwas finden, was die übersehen haben.«
»Ich muss selbst runtersteigen.« Sie erwartete nicht, dass er sie
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