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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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Richtige? Woran merkt man das eigentlich, wenn ein Mann der einzige wahre Richtige ist? Gibt es Mr Right überhaupt, oder gibt es ihn womöglich garnicht, und wir warten da ein Leben lang auf ein Phantom? Und wenn Mr Right kommt, ist das ein Grund, gleich sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen und zu teilen? Und was ist überhaupt ein guter Grund, sein Leben zu teilen? Oder braucht man vielleicht gar keinen? Oder sollte man vielleicht garnicht teilen, sondern andere kreative Lösungen suchen? Und was bitte schön, wären andere kreative Lösungen?
    Ich komme mir vor, wie vor der Kuchentheke der Pastelaria Covas mit ihrer iss-mich-iss-mich-iss-mich-Auslage. Ich möchte alle Kuchen essen.
    Ich will alleine leben und zusammen leben.
    Ich möchte das mit Eiercreme gefüllte Schoko-Eclair und die Sahne-Himbeertorte.
    Ich wünsche mir manchmal immer noch den João zurück (ja, ja, das ist noch nicht ganz vorbei, auch wenn ich immer so tue, als ob) und ich möchte noch mehr Nächte mit Tom.
    Ich möchte auf die nächste große Liebe warten und ich habe Angst, dass sie nie kommt.
    Ich möchte nie mehr enttäuscht werden. Ich möchte lieben, aber nicht leiden.
    Ich möchte die in Schokolade getunkten Schweineohren und ein Stück von diesem Nusskuchen. Und zwar alles gleichzeitig und sofort.
    Und so sitze ich hier und kann mich nicht entscheiden. Ich möchte einen Mann in meinem Leben, aber ich möchte auch weiterhin selber alles alleine bestimmen und mir mein Leben so einrichten, wie ich es will. Erst, als der João weg war, habe ich nämlich gemerkt, wie viel ich in meinem Leben an ihn angepasst hatte. Im Grunde bin ich in sein Lissabonner Leben einfach reingesprungen. Und dann habe ich mich wie ein Chamäleon an sein Leben angepasst. Das weiß mittlerweile jeder, dass sowas nicht gesund ist. Das ist Lebenskunde-Coaching-Selbsthilfe Grundwissen. Das sagt einem jede Frauenzeitschriften-Briefkastentante in jeder Frauenzeitschrift in jedem Land der Welt von Schweden bis Südafrika, von Kanada bis Kasachstan. Ich bin zu João nach Lissabon gezogen und habe portugiesisch gelernt. Ich bin mit ihm und seinen Freunden essen gegangen. Und sonntags sind wir in seinem Auto an den Strand von Caparica gefahren. Wie viele Kompromisse ich gemacht habe ...
    Ich will gar keine Kompromisse mehr machen. Das ist mir jetzt klar geworden, in meinen Wochen hier alleine.
    Ich möchte spontan entscheiden, was ich mit meiner Zeit anfange und gleichzeitig möchte ich, dass jemand für mich da ist. Aber wenn der auch spontan entscheiden will, und gleichzeitig die Schulter zum Anlehnen möchte, wie soll das dann gehen? Im Grunde geht es nicht. Im Grunde möchte ich die Quadratur des Kreises.
    Tom steht hier in meinem Wohnzimmer und sieht auf die leere Stelle an der Wand, auf die verblichene Farbe, auf die Spuren auf dem Parkett. Die Spinnweben sind weg. Ich bin vielleicht nicht die Hausfrau des Jahres, aber auch ich mache meinen Haushalt. Einigermaßen.
    „Warum ist hier denn so eine Lücke?“, fragt Tom.
    „Das stand mal ein Klavier“, sage ich.
    „Und was ist passiert?“, sagt Tom. „Wo ist es jetzt?“
    „Es gehörte dem João“, sage ich. „Und als er auszog, hat er es mitgenommen.“
    Das stimmt so nicht ganz. Er hat es drei Tage später abgeholt, mit dem Francisco, seinem Sohn aus erster Ehe, und zwei Freunden. Aber im Großen und Ganzen war es das. Es gehörte ihm und er hat es mitgenommen.
    „Soll ich dir ein neues kaufen?“, fragt Tom.
    „Warum solltest du mir ein Klavier kaufen?“, frage ich.
    „Ich kann doch auch was zum Haushalt beitragen“, sagt Tom. „Findest du nicht?“
    „Wir können ja erstmal mit Käse und Brot anfangen“, sage ich.
    „Und Rotwein“, sagt Tom. „Käse, Baguette und Rotwein. Wie früher. Weißt du noch?“
    Oh ja – ich weiß noch. Das volle Klischee, jetzt so rückwirkend betrachtet. Zu fünft mit dem VW-Käfer nach Paris, im letzten Sommer vor unserem Abi. Tom, Andrea, Bine und ein Freund von Tom. Und ich. Zum Sonnenuntergang dann das klassische Rotwein-Käse-Baguette-Picknick an der Seine. Wobei der Schwerpunkt eindeutig auf dem Rotwein lag und Käse und Baguette im Grunde nur dazu dienten, eine Grundlage für die Flüssigkeit zu schaffen, damit wir nicht gleich besoffen in die Seine fielen.
    Nachts haben wir dann versucht, mit dem Schraubenzieher eines Schweizer Messers eins von den Straßenschildern abzuschrauben, eins von diesen blauen mit der grünen Umrandung. Aber es ging nicht. Und

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