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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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deinen Vater geliebt und er hat mich geliebt. Wir haben geheiratet, als wir Anfang zwanzig waren und dein Vater war ein guter Ehemann und guter Vater. Wir hatten gute und schlechte Zeiten, wie das so ist in einer Ehe. Er ist immer gut zu mir gewesen, er hat mich unterstützt, und ich habe ihn versorgt.
    Aber die große Liebe meines Lebens war ein anderer Mann.
    Er hieß Hans und war Musiklehrer bei uns an der Schule. Du kennst ja deinen Vater, und ich will nichts Schlechtes über ihn sagen, aber Hans war so voller Leben. Hans hatte so viele Pläne. Bei ihm fühlte ich mich so lebendig. Hans wollte, dass ich deinen Vater verlasse. Er hat sich für eine Stelle an der deutschen Schule in Paris beworben und wollte, dass ich mit ihm nach Frankreich gehe.
    Du warst damals drei und wenn ich deinen Vater verlassen hätte, dann hätte das dein Leben auf den Kopf gestellt. Und meins. Und das deines Vaters. Ich glaube nicht, dass dein Vater ohne mich klar gekommen wäre. Und dann auch noch nach Frankreich ziehen. Ich spreche ja kein Französisch. Und Frankreich war ein fremdes Land. Damals waren fremde Länder ja viel fremder als heute, wir sind nicht so viel gereist wie ihr. Und was wäre mit deinem Vater und dir geworden? Für ein Wochenende beim Vater war Paris zu viel zu weit, da hättet ihr euch nur im Urlaub sehen können.
    Hans ist nie nach Hamburg zurückgekommen und von Kollegen habe ich später gehört, dass er eine Französin geheiratet hat.
    Als du mit Thomas, Sabine und Andrea nach Paris gefahren bist, habe ich mich gefragt, was wohl aus dir geworden wäre, wenn ich damals mit Hans nach Paris gegangen wäre. Ich war drauf und dran, dich zu bitten, in Paris ins Telefonbuch zu sehen und nach seinem Namen zu suchen. Hans Rebmüller. Heute könnte man das einfach im Internet suchen. Vielleicht sollte ich das machen. Ich könnte die Jana fragen, die hilft mir bestimmt dabei. Die Jana ist übrigens ein ganz reizendes Mädchen. Und sie hat sich wieder mit ihrem alten Freund vertragen. Das nur nebenbei.
    Gertrud – du weißt schon, die Mutter vom Tom – und ich gehen jetzt samstags immer zusammen auf den Goldbekmarkt und hinterher gehen wir in ein kleines portugiesisches Café auf dem Mühlenkamp und essen dort eine Kleinigkeit. Dann denken wir an dich und Lissabon. Und an unsere Kreuzfahrt. An unseren Ausflug zu den Ruinen von Rabat und in die Läden in Agadir. Es ist einfach schön, wenn man jemanden hat, mit dem man seine Erinnerungen teilen kann. Dann wird einem nochmal so richtig klar, dass man es wirklich erlebt hat. Und jetzt planen wir unsere Reise nach Peking. Jana hat uns ein paar Reiseführer über China bestellt, die sind sehr interessant.
    Schade, dass es mit dir und Tom nichts geworden ist, ihr hättet so gut zusammen gepasst. Und ihr kennt euch schon so lange. Das ist ein Vorteil, glaub mir. Toms Mutter findet das übrigens auch. Sie lässt dich ganz herzlich grüßen und bedankt sich nochmal für die schönen Tage bei dir in Lissabon. Sie schickt dir beiliegende Karte. Schade auch, dass es mit Jens nichts geworden ist. Der wäre doch nun eigentlich perfekt gewesen, oder? Ach Elke. Ich hatte das Gefühl, da gibt es etwas, was du mir nicht erzählst. Ist das so? Du kannst es mir ruhig erzählen, Elke. Natürlich nur, wenn du willst.
    Lass mich wissen, ob du irgendetwas aus Deutschland brauchst, dann schicke ich dir ein Päckchen.
    Liebe Grüße, deine Mutter
    PS: hast du eigentlich schon die Mütze aus dem Mützenbuch gehäkelt? Die aus der Wolle, die ich mit Jana geschickt habe? Die blaue und lila Wolle? Das habe ich ganz vergessen zu fragen, als ich in Lissabon war.

    Das ist ein sehr merkwürdiges Gefühl. Meine Mutter. Man macht sich nie so richtig klar, dass die eigenen Eltern auch Menschen sind, um es mal so profan zu sagen. Klar weiß man, dass sie auch Menschen sind. Aber trotzdem. Sie hat nie von diesem Hans erzählt. Ganz dunkel kommt eine Erinnerung in mir hoch. Ich war drei, da hat man noch wenig Erinnerungen. Aber plötzlich fällt mir eine Szene ein, ich fahre mit meiner Mutter in der Straßenbahn und dann sind wir in im Park. In dem Park mit dem Spielplatz. Ich bin auf dem Spielplatz. Ich sitze auf der Schaukel. Meine Mutter sitzt auf einer Bank. Da ist ein rothaariges Mädchen, das mich von der Schaukel drängt. Sie hält einfach die Schaukel fest und kippt sie. Ich falle in den Sand. Das Mädchen lacht und setzt sich auf die Schaukel. Ich sehe zu meiner Mutter. Sie sitzt mit einem Mann auf

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