Knuddelmuddel

heftigen Schauern und ich bin hier drinnen bei Ingwertee mit Honig und Zitrone gut aufgehoben. Denn wenn man bei dem Wetter rausgeht, braucht man nachher womöglich ein großes Glas Caipimolan zur Vorbeugung, damit man keine Erkältung kriegt. Wollen wir doch mal sehen, was da noch für Antworten gekommen sind.
    Die Antworten interessieren mich nur noch unter soziologischen Aspekten, denn ich bin ja nicht mehr auf der Suche nach einem Partner. Es gibt einen Mann, den ich gerne hätte, und da ich den nicht bekommen kann, will ich überhaupt keinen. Ja, ich kenne die Fabel mit den sauren Trauben. Aber sie passt hier nicht ganz, mal ehrlich. Denn ich weiß, dass die Trauben, die ich nicht bekommen kann, süß sind. Denke ich doch. Aber ist doch interessant zu sehen, welche Art von Männern einer fünfzigjährigen Deutschen in Lissabon schreiben, was sich mir an potentiellen Partnern auf postalischem Wege anbietet.
     
    - Ein Lehrer, der jetzt mit Ende fünfzig so lärmempfindlich geworden ist, dass er den Lärmpegel im Klassenraum nicht mehr erträgt und der daher überlegt, ob er nicht hier in Lissabon Deutsch unterrichten könnte. Und da könnte ich ihm vielleicht bei helfen. Und eine Partnerin hätte er auch gerne wieder. Und da könnte er doch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
     
    - Ein fitter Achtzigjähriger, dem die deutschen Sommer auf den Keks gehen, weil sie überhaupt keine richtigen Sommer mehr sind, und der daher gerne unter der Lissabonner Sonne leben möchte. Er ist der Meinung, das würde seinen Knien bestimmt gut tun. Und wenn was wäre, mit den Knien oder sonst mit seiner Gesundheit, weil man ja in diesem Alter dann doch nie wissen kann, dann gebe es ja bestimmt auch in Portugal eine vernünftige medizinische Versorgung und ich könnte ihm bei seinen Arzt- und Krankenhausbesuchen behilflich sein, weil ich mich in Lissabon auskenne. Und portugiesisch spreche.
     
    - Ein achtjähriges Mädchen aus Mecklenburg-Vorpommern, dessen Vater vor drei Jahren nach Portugal ausgewandert ist und sich nie wieder gemeldet hat, weder bei ihr noch bei der Mutter, und ob ich ihr vielleicht bei der Suche helfen könnte?
     
    Und so weiter und so fort. Im Grunde sind es sogar ganz interessante Angebote, aus denen man was machen könnte. Gute Anregungen für Jobs. Wo die Anregungen für Jobs sind? Na, ganz einfach. Mit Typ A könnte ich in Lissabon eine Sprachenschule gründen und wir könnten dort deutsch unterrichten, und ich Portugiesisch für Anfänger noch dazu und für Englisch, Französisch und Russisch (kein Kommentar) könnten wir jemanden einstellen. Typ B bietet sich für die Gründung einer von mir betreuten Alten-WG in Lissabon an, wo die Senioren ihren Lebensabend in einem warmen Klima genießen. Und das Mädel aus dem dritten Brief braucht im Grunde eine in Portugal ansässige deutschsprachige Detektivin. Lauter interessante Job-Möglichkeiten. Aber ich habe ja meine Arbeit in der Bluesbar und bin damit ganz zufrieden.
    Der beste ist der letzte Brief. Denn das Beste kommt ja oft zum Schluß. Er ist von einem alten Bekannten, von Charly M.-N., dem Träumer, der gerne zu dritt träumen wollte. Und dieser Brief wird selbstverstänlich einen Ehrenplatz in meiner Schatzkiste bekommen.
     
    Unbekannte,
    ich finde es eine Unverschämtheit, jemanden erst mit falschen Versprechungen ins Ausland zu locken und dann hängenzulassen. Meine Freundin und ich waren pünktlich am 15. September auf dem Lissabonnner Flughafen. Wir sind wie angekündigt mit dem Lufthansa-Flug um 15.30 h gekommen. Wer nicht gekommen ist, sind Sie. Wir haben da gestanden wie bestellt und nicht abgeholt. Und Ihre Adresse haben Sie auch nicht geschickt. Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Wir können schließlich kein Portugiesisch. Wir wussten garnicht, wohin. Und Sie lassen uns einfach so sitzen!
    Gut, dass ich jetzt weiß, woran ich bei Ihnen bin. Bitte überweisen Sie mir umgehend den Betrag für die beiden Flüge. Für den Fall, dass der Betrag nicht in den nächsten vier Wochen auf meinem Konto eingeht, werde ich mich an einen Anwalt wenden. Kopie der Rechnung für Flüge sowie Details für Kontoüberweisung liegen bei.
    Charly M.-N.
     
    Soll ich jetzt das Päckchen vom João aufmachen? Nein, noch nicht. Ich hebe es mir noch ein bisschen auf und mache stattdessen das Päckchen von Andrea auf.
    Es sind drei Bollywood-Filme auf DVD und ein Karte:
     
    Liebe Elke,
    nicht die Nase rümpfen – Bollywood ist das neue