Knuddelmuddel
zusammengerissen und nicht viel zu meinem Job gesagt. Im Gegenteil, sie hat sogar zugegeben, dass die Bluesbar gemütlich ist. Und dass ihr meine Musik gefällt.
Die beiden haben ein bisschen zugehört und ich habe sogar einen deutschen Song für sie gesungen, obwohl ich eigentlich sonst nicht singe, sondern nur spiele. Hier wurde ich an Land gespült, hier setze ich mich fest von den Elements of Crime, aber dann war es ja doch spät für die beiden Damen und Bruno – Rickys on-und-off-Partner, der im Moment wieder on ist – hat die beiden nach Hause in die Ferreira Borges gebracht.
Ich mache das Licht aus und die Tür zu. Ich schlafe auf der Couch. Und morgen zeigen ich den beiden Müttern die Stadt. Morgen kommt übrigens auch Jens von seiner Weinreise in den Norden zurück. Mal sehen, was er rausgefunden und entdeckt hat. Ob der Wein vom Weingut der Tochter der Freundin von Evelina gut genug für den Export nach Deutschland ist? Mit einem Gedankengemisch aus Weingut, Jens, Marokko, orange-schwarzes Wolltuch, Bluesbar, Ricky und Bruno, meine Mutter, Toms Mutter, Tom, Toms Widmung in seinem Buch für mich und Schokoladenkuchen schlafe ich ein.
An Claudio denke ich nicht.
Claudio habe ich aus meinen Gedanken gestrichen. Ich bin doch nicht verrückt und mache mich wegen eines Mannes verrückt, der sich nicht im Gegenzug auch von mir verrückt machen läßt. Denn das habe ich aus Evelinas Moritat gelernt. Einseitige Liebe bringt Unglück.
Also denke ich nicht mehr an Claudio.
Ich denke lieber an – das Roastbeef, den Schokoladenkurchen und die Bluesbar und das Tuch. Durch das Tuch fällt mir der Fächer ein. Muss die Verbindung Accessoires sein, die in meinem Kopf entsteht, die mich von Tuch gegen Kälte zu Fächer gegen Hitze führt. Ich mache die Lampe neben der Couch an und stehe auf. Ich nehme den Fächer, der wie immer auf dem Klavier liegt, wenn er nicht in meiner Handtasche steckt, und gehe damit in die Küche.
Ich mache den Mülleimer auf und schmeiße den Fächer weg. Und damit niemand den Fächer wieder rausholt, meine Mutter oder Frau Bornhöfer oder ich, nehme ich die Mülltüte aus dem Mülleimer und knote die Tüte zu. Ich tue eine neue Mülltüte in den Mülleimer. Und die zugeknotete Tüte steht bereit zum Mitnehmen neben der Küchentür.
Und damit ist die Episode Claudio in meinem Leben beendet.
Wir haben richtig Glück mit dem Wetter. Normalerweise ist mir das Wetter schon eher egal, ich bin seit drei Jahren hier und von der Sonne verwöhnt, aber für Gäste aus Deutschland ist das Wetter super wichtig, weil sie zu Hause so selten Sonne sehen, da soll sie wenigstens im Urlaub scheinen.
„Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter“, sagt meine Mutter und sieht sich zufrieden im Patio des Kachelmuseums um. Wir sitzen draußen, der Patio ist mit einem grünen Netz überdacht, der Boden ist aus den kleinen Pflastersteinen, und es ist ein Gefühl wie draußen und doch nicht wie draußen, weil durch das Dach vor Sonne geschützt. Die meisten Tische sind besetzt, aber es ist eine ruhige Atmosphäre, eine junge Frau hat ihren Laptop dabei und arbeitet, ein Mann liest,
Wir sind zu viert. Toms Mutter, meine Mutter, Jens und ich. Wir haben uns das Kachelmuseum angesehen, obwohl ich eigentlich lieber ins Marionettenmuseum gegangen wäre. Aber die anderen waren für das Kachelmuseum, und weil ich ja hier wohne und daher ständig ins Marionettenmuseum gehen kann (was ich natürlich nicht tue, weil man im normalen Alltag zu solchen Sachen ja nicht kommt, und sie fallen einem erst wieder ein, wenn Gäste da sind), sind wir ins Kachelmuseum gegangen. Das Kachelmuseum hat natürlich schöne alte Kacheln, und außerdem eine Cafeteria mit Innenhof. An Tagen, wo man Glück mit dem Wetter hat, kann man hier draußen sitzen und zu Mittag essen. Es gibt mit Spinat überbackenen Lachs oder Lasagne. Die Mütter essen Lasagne, Jens und ich essen den überbackenen Lachs und Jens erzählt von dem Weinhof. Der Rotwein ist wirklich gut, und er will sehen, ob er ihn nicht für seinen Laden importieren kann. Ein paar Kisten als Start, sehen, wie der Wein bei seinen Kunden in Bremen ankommt.
Jens ist der perfekte Mann. Es passt einfach alles. Toms Mutter und meine Mutter werfen sich immer mal wieder Blicke zu. Blicke, die sagen: Na? Na bitte!
Aber leider – Jens ist es nicht.
Das ist so schade. Es würde so viel Sinn machen. Ich kann in Gedanken sehen, wie sich unsere Beziehung entwickeln würde. Jens würde
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