Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt
Sophie. Nun kommt es darauf an, was wir daraus machen. Ob Pleß oder Würzen – die Sonne ist überall, auch hier blühen Blumen, dort drüben in den Zweigen singen die Vögel, die Wolken ziehen am blauen Himmel, und der Wind weht warm über das Land.
Fangen wir an, Leo, mit unserem eigenen Leben …
Am 21. November 1889 wurde ihr Kind geboren. Es war ein Mädchen.
Getreu seinem Versprechen erschien Leo Kochlowsky beim Standesbeamten von Würzen und meldete seine Tochter an.
»Wie soll die Kleine heißen?« fragte der Beamte und leckte an der Spitze seines Kopierstiftes. Schon das mißfiel Leo … Kopierstifte sind giftig.
»Eigentlich Dorothea Liliane, nach Großmutter und Tante.«
Eigentlich ist keine Auskunft, die man amtlich benutzen kann. Der Standesbeamte sah Kochlowsky streng an. Junge Väter sind immer seltsam, aber hier kam Leo Kochlowsky, und den kannte man in Würzen bereits zur Genüge. Fünf Monate wohnte er jetzt hier – vom Bäcker bis zum Klempner schlug jeder einen anderen Weg ein, wenn man Kochlowsky von weitem kommen sah.
»Wie heißt die Kleine nun richtig?« fragte der Beamte.
»Gefällt Ihnen Wanda?«
»Was fragen Sie mich? Der Name muß Ihrer Gattin gefallen, Ihnen und später auch dem Kind!«
»Mir gefällt er nicht!« brüllte Kochlowsky.
»Dann nehmen Sie einen anderen!« schrie der Standesbeamte zurück.
»Ich habe es versprochen! Schreien Sie nicht so, Sie Spitzenlecker.« Kochlowsky wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Es muß sein. Schreiben Sie ins Register: Meine Tochter heißt Wanda Eugénie Emma … Gott segne sie.«
Es war meine Mutter.
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