Kochwut
seinem Platz war, ob die von den Köchen gewünschten Zutaten ausreichend vorhanden waren, ob alle Namensschilder richtig geschrieben, die Sitzplätze der Kandidaten und Mitwirkenden beschildert waren und ob der Ablaufplan in sich logisch war.
»Das ist noch lange nicht alles. Ich will Sie nicht mit den vielen tausend Kleinigkeiten langweilen, die in der Summe aber für das Gelingen der Show unheimlich wichtig sind.«
Sie zog an ihrer Zigarette.
»Eigentlich ist vieles davon gar nicht mein Job. Aber wie gesagt, wenn was schiefgeht … Und dann mache ich es lieber gleich selbst. Dann kann ich mich wenigstens darauf verlassen, dass alles in Ordnung ist.«
Alles war so kalkuliert, dass drei Folgen ›Voilà Lebouton!‹ pro Tag aufgezeichnet werden konnten. Man drehte immer am Freitag, Samstag und Sonntag hintereinander.
»Der Chef will nicht nur die Busladungen aus dem Altenheim und lauter Arbeitslose als Zuschauer im Studio haben«, lieferte die Regieassistentin ungefragt die Begründung für die Arbeit am Wochenende. »Außerdem wäre das ja auch ungerecht. Unsere Show ist sehr beliebt, und die Karten sind heiß begehrt. Es gibt Leute, die warten bis zu zwei Jahre auf die Möglichkeit, hier einmal dabei zu sein.«
Es war der Frau anzumerken, dass sie sehr stolz auf ihren Job war, das Gelingen der Show nicht zuletzt ihrer eigenen Person zuschrieb und der damit verbundene Stress ihr Element war. Sie war auffallend klein, doch schien eine ungeheure Energie in ihr zu stecken, die jetzt allerdings von fiebriger Nervosität überlagert wurde. Obwohl sie eine brennende Zigarette in der Hand hielt, holte sie immer wieder ein Zigarettenpäckchen und ihr Feuerzeug aus den Taschen ihres Jacketts und packte die Sachen wieder weg. Auf die Fragen, die Angermüller ihr stellte, antwortete sie schnell und präzise.
»Wann sind Sie heute Morgen hier angekommen? Und ist Ihnen dabei irgendwas aufgefallen?«
Ein kurzes Lachen, eine neue Zigarette.
»Natürlich. Zum einen war die Lagertür nicht abgeschlossen. Aber da mehrere Leute einen Schlüssel dazu haben, dacht ich mir nichts dabei beziehungsweise dachte ich, oh wie toll, ausnahmsweise ist die Praktikantin pünktlich da. Angekommen bin ich auf Güldenbrook so kurz vor 8 Uhr, und im Lager bin ich ungefähr eine halbe Stunde später gewesen.«
»Was wollten Sie im Lager?«
»Ich wollte sehen, ob die Expresslieferung vom ›Gourmet-Profi‹ aus Hamburg schon eingetroffen ist. Das ist wichtig, weil da irgendwelches Zeugs dabei ist, das für die Aufzeichnung heute unbedingt gebraucht wird. Patricia, die Praktikantin, hatte vergessen, das zu bestellen, obwohl ich’s ihr dreimal gesagt hatte, und da hab ich’s halt gestern spätabends noch selbst gemacht. Und natürlich war Patricia auch noch nicht da, jedenfalls ist mir hier niemand begegnet. Und dann hab ich den Stuhl gesehen, der unter dem Türgriff an der Kühlzelle klemmte.«
»Und das kam Ihnen komisch vor?«
»Erst eigentlich gar nicht. Als die Tür vor ein paar Monaten kaputt war und nicht mehr richtig schloss, da hatte auch jemand einen Stuhl drunter geklemmt. Aber als ich dann näher kam und hörte, dass der Kompressor auf Hochtouren arbeitete, und gesehen habe, dass jemand die Temperatur verstellt hatte, da fand ich das schon eigenartig. Und dann hab ich Christian gefunden …«, sie verstummte und starrte einen Moment vor sich hin. »Dann hab ich sofort die Polizei gerufen und Pierre alarmiert. Ich war ziemlich aufgeregt. Man findet ja nicht jeden Tag einen Toten! Ich hab wohl etwas lauter gesprochen beim Telefonieren, denn jedenfalls kamen von oben gleich die Jungs angelaufen.«
»Welche Jungs?«, fragte Angermüller.
»Na die Lehrlinge von Pierre. Die wohnen hier.«
»Hier im Haus?«
»Ja. Im oberen Stockwerk gibt es eine ganze Reihe von Gästezimmern. Die Lehrlinge wohnen da und manchmal auch Leute vom Team.«
»War schon jemand vom Team hier heute Nacht?«
»Offensichtlich Alix. Die kam auch von oben. Wer noch, weiß ich nicht. Ich bin erst heute Morgen von Hamburg aus hierhergekommen.«
»Können Sie uns die Namen der Lehrlinge sagen? Und wer ist Alix?«
»Von den Jungs kenn ich nur die Vornamen: Thorsten, Ernie und Anatol. Alix – das ist unsere Moderatorin: Alix Blomberg. Ich denke, die kennt man.«
»Ach ja?«
Angermüller notierte die Namen auf einen Zettel. Der Name der Moderatorin sagte ihm gar nichts.
»Wie gut kannten Sie Christian von Güldenbrook?«
»Man läuft sich hier immer mal
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