Köhler, Manfred
freie Mitarbeiter.“
„Und die sind alle mit der Layout-Gestaltung vertraut und haben auch die Zeit dafür? Ich weiß nicht recht, ich versuche mir gerade vorzustellen, was das für Konsequenzen für dich hat, wenn das Projekt, kaum gestartet, wieder eingeht.“
Liane Czibull ging zur Tür, riss sie auf und brüllte im Kasernenhofton in den Flur hinaus:
„Herr Wonschack, können Sie mal in mein Büro kommen?!“
Walter Wonschack war umgehend zur Stelle.
„Lothar, also so was, und die Frau Frey.”
„Machen Sie bitte die Tür hinter sich zu!“
Walter gehorchte.
„Würden Sie dem Herrn Sahm mal bestätigen, dass unser Hochzeitszeitungsprojekt auf einem soliden Fundament steht. Er hält sich nämlich für unentbehrlich und meint, hier 20.000 Euro Abfindung fordern zu können.“
„20.0000! Puh, äh, hhhmmmkkkmmm, also Lothar, nach allem, was ich so weiß, und es tut mir auch wirklich leid für dich, aber ich denke, es ist so in aller Interesse besser, gerade für die Kunden meine ich, weil wir ganz anders reagieren können als ein Einmannbetrieb wie du, kurz gesagt, das Projekt steht auf einem soliden Fundament, das hat die Frau Siebl sehr treffend ausgedrückt.“
Lothar Sahm nickte.
„Okay, bevor ich anfange, das solide Fundament mal ein bisschen auf Schwachstellen abzuklopfen, noch mal im Guten: Gib mir einfach mein Geld, Liane, dann mache ich auch keinen Aufstand. Ich will niemandem schaden, sondern nur das, was mir zusteht, und das weißt du.“
„Wieso denn Schwachstellen?“, fragte Walter verunsichert.
„Nichts kriegst du, gar nichts mehr, den Job kannst du jetzt auch vergessen“, entschied Liane Czibull mit einer Bewegung, die an einen Handkantenschlag erinnerte. „Raus jetzt mit euch aus meinem Büro! Herr Wonschack, Sie bleiben noch!“
„Hast du gewusst, Walter, dass Sie Rosa Guttler und allen anderen Anzeigenkunden ruinöse Sonderangebote gemacht hat, damit sie von mir zu euch überlaufen? Ich hatte schon äußerst knapp kalkuliert, aber so wie die Preise jetzt sind, trägt sich das Ding nie. Hoffentlich gerät nicht die ganze Rundschau dadurch in finanzielle Schwierigkeiten.“
„Was denn für Sonderangebote? Ich dachte...“
„Der blufft doch nur!“, rief Liane Czibull dazwischen. „Das saugt der sich aus den Fingern, um einen Keil zwischen uns zu treiben.“
„Die Preise sind ja auch mit unserem Geschäftsführer abgestimmt“, stellte Walter fest, aber es klang wie eine Frage an Liane Czibull.
„Selbstverständlich“, gab sie ihm zur Antwort und zertrümmerte in Gedanken sein Nasenbein.
„Na, dann gehen wir doch mal hoch zu ihm“, verlange Lothar Sahm. „Der ist ja eigentlich auch der richtige Ansprechpartner, was meine Abfindung betrifft.“
Jetzt wurde Walter richtig nervös. Was hatte er da womöglich angerichtet, den Geschäftsführer ins Spiel zu bringen. Sein Blick irrlichterte zwischen Liane Czibull, seinem Ex-Kollegen und Ellen Frey, der Außenstehenden, die für seinen Geschmack schon mehr als genug Interna aufgeschnappt hatte.
„Dafür brauchen wir nicht extra in den ersten Stock“, entschied Liane Czibull, ging um ihren Schreibtisch herum, setzte sich, griff zum Telefonhörer und wählte.
„Ja, hallo, guten Tag, Herr Crähenberger“, sagte sie, die Augen auf Ellen gerichtet.
Lothar Sahm beugte sich nach vorn und drückte eine Taste des Telefonapparates. Crähenbergers Stimme ertönte verzerrt aus geringer Höhe. Er war guter Laune.
„Guten Tag, Herr Crähenberger?!“, äffte er sie nach. „Was ist denn mit dir heute los?“
Liane Czibull atmete laut und mühsam beherrscht ein und aus.
„Hallo?“, kam es aus dem Lautsprecher. „Ist irgendwas?“
„Es hat gerade jemand die Freisprechtaste gedrückt. Ich habe Besuch in meinem Büro, den Herrn Sahm und die Frau Frey, der Herr Wonschack ist auch da. Es geht um unser Hochzeitszeitungsprojekt. Der Herr Sahm verlangt eine Abfindung.“
„Was verlangt der?“, gewitterte Crähenberger. „Ich komme gleich mal hinunter.“
Ein verzerrtes Klicken, betroffenes Schweigen bei Liane Czibull und Walter Wonschack. Lothar Sahm hatte es darauf angelegt, den Geschäftsführer in die Auseinandersetzung hineinzuziehen, aber jetzt, da es dazu gekommen war, bekam er doch feuchte Hände, sein Puls in den Halsschlagadern drückte ihm auf die Kehle. Solange er diesen Mann kannte, überfiel ihn Beklommenheit, wenn er es direkt mit ihm zu tun bekam – daran hatte nun, wie er wütend über sich selbst
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