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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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neuen Zeit und einer fremden Kultur an. Heute jedoch zählte das nicht. Heute zählte er!
    Der alte Lude erhob sich von seinem Stuhl und schaute in die Runde. Alle Blicke ruhten auf ihm, die der alten erwartungsvoll, die der jungen ein bisschen gelangweilt und abwartend. Er war wieder dabei. Es fühlte sich gut an.
    »Männer«, begann er, »vor zwei Tagen wurde einer von uns in seiner eigenen Wohnung ermordet. Ein alter Freund, der mir sehr viel bedeutet hat. Wir alle haben uns gekloppt und gestritten. Weiß Gott, das haben wir! Aber niemand von uns hätte einen alten Mann, der hilflos in einem Rollstuhl saß, heimtückisch gekillt. Einen Freund! Einen von uns! Das darf nicht ungestraft bleiben!« Mit seinen kalten grauen Augen unter den buschigen Brauen blickte er in die Runde. Einige der Alten schüttelten die Köpfe. Die Jüngeren schienen eher mit ihren Mobiltelefonen beschäftigt zu sein. Unbewusst hatte er ein Bein vorgeschoben, die linke Hand steckte lässig in der Gürtelschnalle. Die andere hatte er zur Faust geballt und schwang sie in der Luft, als er weiter sprach: »Nein, Freunde! Wir wollen dieses Schwein haben! Wir wollen, dass er seine Strafe bekommt!«
    Einer der jungen Schwarzhaarigen steckte sein Handy zurück in die Tasche und hob die Hand, als wäre er in der Schule. Huldvoll nickte Münzenberg ihm zu.
    »Warum überlässt du das nicht der Polizei? Mörder fangen ist nicht unser Job. Ganz im Gegenteil!« Er lachte, als er den letzten Satz sagte und sich nach Zustimmung heischend im Raum umschaute. Einige lachten mit. Die Alten stimmten zwar nicht ein, allerdings begann nun einer von ihnen zu sprechen. Den ›Schälen Franz‹ hatten sie ihn früher genannt. Hätte Altmann, der die ganze Zeit wie ein guter Adjutant hinter Münzenberg gestanden hatte, es Helm nicht gesagt, er hätte Franz nicht erkannt. Aus dem muskelbepackten, sonnengebräunten Blondschopf war ein aufgeschwemmter Glatzkopf mit talgiger Haut geworden, dessen Tätowierungen wie blauer Schimmel auf seiner Haut lagen und mit den rötlichen Äderchen völlig neue Muster bildeten.
    »Unser Iwan hier hat recht. Warum sollen wir uns um Alis Tod kümmern? Das ist Sache der Polizei. Nicht unsere.«
    »Der Iwan heißt Bashkim, Fettarsch.«
    »Mir scheißegal, wie der Iwan heißt. Nennst du mich noch einmal Fettarsch, reiß ich dir selbigen auseinander, dass deine russische Mutter ihre Hurenfreundinnen drin stapeln kann!«
    Bashkim sprang auf und wollte auf Franz losgehen. Zwei Männer hielten ihn mühsam zurück. Ein dritter redete in einer Sprache auf den Hitzkopf ein, die Münzenberg nicht verstand. Der junge Zuhälter beruhigte sich und Franz schien ebenfalls nicht weiter auf Streit aus. Schließlich wandte sich der Schlichter, offenbar in der Rangordnung höher angesiedelt als Bashkim, an Franz.
    »Er ist Albaner, merk dir das. Wir alle sind Albaner und das nächste Mal, wenn du dein Maul aufmachst, reiche ich ihm das Messer, mit dem er dir den Wanst aufschneidet.« Franz wollte antworten, eine einzige Handbewegung des Mannes genügte jedoch, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Münzenberg betrachtete den Albaner aufmerksamer. Das war ein Mann, mit dem man etwas anfangen konnte.
    Einer der alten Luden ergriff das Wort. »Der Einwand ist nicht falsch: Warum sollen wir die Arbeit der Polizei erledigen?«
    Zu Münzenbergs Enttäuschung stimmten die meisten älteren Zuhälter ein. Altmann beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Münzenberg griff es auf.
    »Irgendwann kommt die Polizei dahinter, wer Ali Albertz war. Ihr kennt das: Sie fangen an Fragen zu stellen, von denen wir alle nicht wollen, dass sie gestellt werden. Jeder von Euch hat ein Interesse daran, dass sich die Polizei nicht mit euch beschäftigt oder dem, was ihr tut oder getan habt. Es ist in eurem Interesse, dieses Schwein zu fassen. Außerdem«, Münzenberg griff nach einer Sporttasche, die Altmann ihm von hinten reichte, und hielt sie hoch, »befinden sich hier drin 50.000 Euro. In bar. Sie bekommt derjenige, der mir Alis Mörder liefert.«
    Es hatte einige Auseinandersetzungen mit Magnus wegen des Geldes gegeben. Am Ende hatte sich Helm gegen seinen Sohn durchgesetzt. Wie immer. Sprachlos blickten die Männer auf die Tasche. Mu ̈ nzenberg zeigte die Tasche herum wie eine Trophäe, stellte sie auf einen Billardtisch und öffnete den Reißverschluss. Begierig drängten sich die Männer um ihn und starrten auf die Scheine. Er wusste, dass nicht wenige der alten

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