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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Männer solche Summen früher in nicht einmal einer Woche verdient und verjubelt hatten. Und dass die meisten heute von der Stütze lebten. Dennoch zögerten sie. Münzenberg hatte eigentlich auf die Kraft seiner Worte, auf seine alte Autorität gebaut und das Geld als Notlösung mitgenommen. Nun schien es, als würde weder das eine noch das andere ihm dabei helfen, Alis Mörder zu fassen. Vor wenigen Minuten noch hatte er sich wie ein König gefühlt, jetzt, wo er sah, dass die ersten Zuhörer den Saal verließen, kochte Wut in ihm hoch. So wandte man sich von Helm Münzenberg nicht ab! Nur der Hitzkopf schien echtes Interesse an den Tag zu legen. Bashkim deutete mit dem Zeigefinger auf Münzenberg, grinste, zwinkerte mit dem Auge und sagte: »Du bist ein Mann nach meinem Geschmack, Alter!«
    Münzenberg nickte dem Albaner beifällig zu, während er zusah, wie viele der alten Recken ihn im Stich ließen. Wenn es sein musste, würde er Alis Mörder mit Pit und dem Albaner allein finden. Sein Stolz verbot ihm, sein Angebot an die anderen Männer aufrecht zu erhalten.
    Zu seinem Glück war Pit aus anderem Holz geschnitzt. »Es bleibt dabei: Jeder, der uns Hinweise auf Alis Mörder geben kann, ist willkommen. Wir kriegen ihn und wir zählen auf eure Hilfe!«
    Ein paar der Älteren drehten sich um und hoben den Daumen als Zeichen ihrer Zustimmung. Vermutlich würden sie sich vor Angst nie wieder melden, hätten sie auf die Entfernung von der Eingangstür des Billardsalons Münzenbergs vor Zorn verkrampfte Faust sehen können.

8
     
    Sie hatten ihren Abend in der Kneipe ›Klein Köln‹ auf der Friesenstraße begonnen. Früher hatte sich hier das Milieu getroffen, doch statt auf Zuhälter, ›Mädchen aus dem Leben‹, wie die Prostituierten genannt wurden, Glücksspieler und Glückssucher, Halb- und Viertelpromis trafen Marius und Verena auf Touristen und Studenten. Der Detektiv versuchte, mit der Kellnerin ein Gespräch über die alten Zeiten zu beginnen, sie winkte entnervt ab. Verena erfuhr derweil von ein paar älteren Männern, dass sie Besucher aus Koblenz waren und sich einen ›netten Abend‹ in Köln machen wollten. »Ohne die Ehefrauen«, wie einer der Männer ihr augenzwinkernd erklärte, während er ihr den Hintern tätschelte. Verena hatte kurz gelächelt, ihm einen schönen, frauenlosen Abend gewünscht und war zu Marius an die Theke zurückgekehrt.
    Nach einem Blick auf die Uhr griff sie ungeduldig nach ihrer Handtasche, die sie bei Marius an der Theke hatte stehen lassen. »Lass uns gehen! Spätestens um neun muss ich beim 50. meines Chefs sein. Und du ebenfalls!«, betonte sie.
    Marius verzog leicht das Gesicht. Auf die Geburtstagsfeier eines Medienheinis konnte er gut verzichten. Eigentlich hatte er nur eingewilligt mitzukommen, weil sich die Party in einer der teureren Bars auf der Friesenstraße gut mit seiner Recherche verbinden ließ. »Vorher würde ich gerne noch einen anderen Laden versuchen.«
    Jetzt war es an Verena, genervt das Gesicht zu verziehen. Marius blieb stur. Er meinte sich zu erinnern, dass in den Seitenstraßen noch die ein oder andere Rotlichtkneipe zu finden sei. Doch nur am Friesenwall entdeckte er noch eine letzte schummrige Bar. Filialen von Sushi-Imbissen und sündhaft teure Cocktaillounges hatten die alten Nachtclubs fast ausnahmslos verdrängt und ein jüngeres, schickeres Publikum angezogen.
    An der Tür der Bar tauchte ein Problem auf. Der Türsteher weigerte sich, Verena hereinzulassen. Mit unverkennbar russischem Akzent erklärte er, sie würde den Damen das Geschäft ruinieren. Nach kurzer Diskussion ging Marius allein hinein, misstrauisch vom Türsteher beäugt. Verena nutzte die Gelegenheit und setzte sich zu ihrem Termin ab.
    Beim Eintreten dachte Marius, er sei in eine Filmkulisse gestolpert. Die Wände waren mit violettem Samt verkleidet, eine schwarz lackierte Theke mit ein paar markanten Spots bildete das Herzstück des Raumes und lenkte von den Separees ab, die auf der anderen Seite des Raumes in gedämpften Licht vertraulichere Gespräche ermöglichen sollten. An der Decke baumelte eine sich langsam und gleichmütig drehende Discokugel. Unter ihr tanzte ein Mann mittleren Alters in blauem Anzug mit einem jungen Mädchen in knappem Paillettenkleid. Ein zweiter saß mit auf die Brust herunter gesunkenem Kopf an einem der Tische, neben sich eine Frau, die gelangweilt an ihrer Champagnerflöte nippte und Marius wie ein sattes – und deswegen nicht sonderlich

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