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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Das ganze Wochenende Schlägereien, wildfremde Männer, die einen auf dem Nachhauseweg ansprachen und wer weiß was von einem wollten. Das war nicht schön.«
    »Heute ist es besser?«
    »Viel besser. Heute sind hier nette Leute unterwegs, freundlich, höflich.« Sie entblößte zwei unvollständige Reihen schlechter Zähne. »Wie du!«
    Marius musste lachen. »Trifft man hier denn noch irgendwen aus den alten Zeiten?«
    Die Toilettenfrau schüttelte den weiß blondierten Kopf mit der alterstypischen, praktischen Kurzhaarfrisur. »Gott bewahre! Zum Glück nicht! Die alten Zuhälter können sich das nicht mehr leisten. Haben alles versoffen und verspielt!« Sie grinste sehr zufrieden, als wäre der Gerechtigkeit auf diese Weise ein Stück weit gedient.
    »Wenn ich jemanden aus der Zeit suche, wo könnte ich den finden?«, fragte Marius unbeirrt weiter und holte das zusammengerollte Chargesheimer-Foto aus der Sakkotasche.
    »Ein netter, junger Mann wie du? Was will der denn mit den alten Gestalten? Das ist nix für dich«, antwortete die Frau und tätschelte erneut Marius’ Hand.
    »Ich suche einen bestimmten Mann. Vielleicht darf ich Ihnen einmal kurz ein Foto zeigen?« Während er das sagte, entrollte er das Bild und hielt es der Frau unter die Nase. Sie nahm es tatsächlich.
    »Warte, da brauch’ ich meine Brill’.« Sie hing an einer Kette vor ihrer Brust. Die Toilettenfrau setzte sie auf und schaute sich das Foto konzentriert an. »Das Bild kenne ich! Das ist dieser Kölner Fotograf, der ›Unter Krahnenbäumen‹ fotografiert hat, oder?«
    Marius nickte. »Woher kennen Sie Chargesheimer?«
    »Ach ja, Chargesheimer hieß der. Das Bild habe ich mal zusammen mit meiner Schwester im Museum gesehen.«
    »Mir geht es um einen der Männer auf dem Bild. Der links mit dem Kopftuch.«
    Erneut schaute die Frau auf das Foto, bevor sie es Marius zurückgab. »Nee, tut mir leid, kenn ich nicht. Ist schließlich schon älter, das Bild, oder?«
    »Aus den 50ern. Wenn ich ihn suche und der hier früher aktiv war: Wo finde ich jemanden, der mir weiterhelfen kann?«
    »Versuch dein Glück im ›GrünEck‹ auf der Palmstraße! Da treffen sich die alten Luden manchmal. Allerdings schmeißen die dich wahrscheinlich raus, wenn du fragst. Bessere Chancen hättest du vielleicht auf der anderen Seite.«
    »Auf der anderen Seite?«
    »Bei der Polizei. Wenn der hier mitgemischt hat, haben die den irgendwann einmal hochgenommen. Also würde ich mich an die Polizei wenden.«
    Die Frau gab Marius das Bild zurück. Ihre Antwort ergab Sinn und die Schlagzeile, die ihm ein Zeitungsverkäufer entgegenhielt, als er von der Toilette zurück zum Tisch ging, erinnerte ihn daran, dass er ohnehin mit der Polizei würde reden müssen. ›Erste Beschreibung des Rollstuhlkillers!‹ stand da in großen weißen Buchstaben auf schwarzem Grund.
     
    Statt zur Geburtstagsfeier zurückzugehen, winkte er Verena aus dem schmalen Gang an der Theke kurz zu und ging. Über den Friesenwall gelangte er auf die Palmstraße. Mit einem mulmigen Gefühl öffnete er die Tür zum ›GrünEck‹ und trat ein. Zwei Mal war er vor den alten Zuhältern gewarnt worden. Selbst wenn er körperlich fit genug war, um sich eines möglichen Angriffs zu erwehren, wusste er aus schmerzhafter Erfahrung, dass er mit körperlicher Gewalt nicht umgehen konnte. Sie ließ ihn ängstlich erstarren, seine Kraft half ihm dann gar nichts mehr.
    Ein oder zwei Tische in der altmodisch eingerichteten Kneipe waren besetzt. Das Hipstertum, das die Friesenstraße in den letzten Jahren von Grund auf verändert hatte, war noch nicht bis hier vorgedrungen. Marius stellte sich an die Theke und bestellte unter dem missbilligenden Blick des Wirts ein Wasser. Seine Getränkewahl zementierte gleich seinen Außenseiterstatus. An einem Tisch saßen drei alte Männer und würfelten unter einer gelblich schimmernden, niedrig hängenden Lampe. Marius beobachtete sie eine Weile, während er an seinem Wasser nippte, zog das laminierte Foto Chargesheimers aus der Jackentasche und ging hinüber.
    »Entschuldigt bitte, wenn ich kurz mit einer ungewöhnlichen Frage störe.« Er legte das Foto auf den Tisch. Keiner der Männer würdigte das Bild oder den Detektiv eines Blickes. Sie spielten einfach weiter. Marius hüstelte kurz. »Kennt einer von euch vielleicht diesen Mann hier auf dem Bild?« Mit dem Zeigefinger tippte er auf den Jungen mit dem Piratentuch. Keine Antwort. Lautstark polterten die fünf Würfel im

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