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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Viertelstunde später trat Marius aus der U-Bahn-Station Kalk-Post
hinaus in das in den letzten Jahren um die U-Bahn herum erneuerte Viertel, blickte
auf ein paar leerstehende Ladenlokale, ging an dem neuen Einkaufszentrum der Köln
Arcaden vorbei, zwischen dessen vorweihnachtlicher Dekoration sich die Menschen
drängelten. Gegen die Kälte zog er sich die Kapuze über den Kopf und erreichte nach
fünf Minuten das Parkhaus und seinen Treffpunkt mit der Kommissarin.
    Ein Werbeplakat für den Polizeiberuf
reichte über zwei Etagen fast auf den Boden hinab. ›Polizeiberuf. Alles außer Alltag‹
stand dort zu lesen und das freundliche Gesicht einer jungen Polizistin in grüner
Uniform und weißer Mütze blickte Marius an.
    Paula Wagner winkte ihm von einem
Parkplatz ganz in der Nähe des Treppenhauses zu und gab ihm zur Begrüßung die Hand.
Dann deutete sie zu Marius’ Überraschung auf einen schwarzen Honda Civic neueren
Baujahrs.
    »Fährst du nicht einen Vectra?«
    »Das ist Bergkamps Wagen. Unser
Dienstwagen, um genau zu sein. Das hier ist mein privates Auto. Was ist eigentlich
mit deinem Renault?«
    »Vermutlich steht er noch auf der
Vogelsanger Straße vor dem Büro. Ich bin die letzten Jahre immer ohne Auto unterwegs
gewesen, meist denke ich gar nicht daran, dass ich eins habe.«
    Paula Wagner lenkte den Wagen flott
aus der Parklücke in Richtung Ausfahrt. Draußen bog sie auf die Kalker Hauptstraße
in Richtung Innenstadt ab.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Zu mir«, antwortete die Kommissarin.
»Du brauchst einen Ort, wo du bleiben kannst. Von mir aus kannst du da auch arbeiten.
Zumindest fürs Erste, bis du wieder etwas Eigenes gefunden hast.«
    »Danke«, sagte Marius einfach und
schwieg eine Weile, während Paula Wagner im Straßenverkehr leise vor sich hin fluchte,
bevor sie das Gespräch fortsetzte.
    »Normalerweise lasse ich nicht einfach
jemanden in meine Wohnung.«
    »Warum dann mich?«
    »Vermutlich komme ich in das Alter,
in dem ich mütterliche Gefühle entwickle.« Fluchend und hupend kommentierte die
Kommissarin den Spurwechsel eines VW Golf unmittelbar vor ihr. Marius genoss das
Kölner Rheinpanorama. Links setzten die Kranhäuser im Rheinauhafen einen markanten
Akzent, rechts streckte der Dom seine schwarzen Türme über das graue Wellendach
des Museum Ludwig. Ihm allerdings war der Blick auf die alte romanische Silhouette
der Kirche Groß Sankt Martin immer noch der meist geliebte Blick vom Rhein aus.
Vielleicht war Marius doch zu sehr Kunsthistoriker.
    Ein paar Minuten später parkte Paula
Wagner vor einem Hochhaus am Rhein und führte ihn in ihre Wohnung. Es kostete die
Kommissarin einige Überredungskunst, um Marius von ihrem Plan zu überzeugen.
     
    Nach einer kurzen Fahrt über den Gürtel bog Marius in die Petersbergstraße
ab, die Suche nach einem Parkplatz kostete ihn ungefähr so viel Zeit wie die Fahrtstrecke
von Ehrenfeld nach Klettenberg, eines der stadtnahen, gehobeneren Viertel Kölns.
Von seinem Parkplatz lief er ein paar Minuten die Petersbergstraße zurück, an Vorgärten
vorbei, in denen erste, am helllichten Tag leuchtende Lichterketten Weihnachtsstimmung
verbreiten sollten. Von der Straße aus betrat er den Vorgarten eines kleinen zweistöckigen
Hauses aus den 30er-Jahren mit einer hellgrauen, gepflegten Fassade. Er zögerte,
bevor er die Klingel drückte. Drinnen erklang eine helle Glocke, kurze Zeit später
hörte Marius, wie sich Schritte der Tür näherten und dahinter stehen blieben. Offenbar
schaute jemand durch den Spion. Dann erst wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet
und ein bärtiger Mann blickte Marius an.
    »Marius Sandmann ist mein Name.
Wir haben vor Kurzem telefoniert.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass
ich nicht mit Ihnen reden möchte.«
    »Es tut mir aufrichtig leid, dass
ich Sie dennoch störe. Es ist wichtig und ich habe nur ein oder zwei kurze Fragen.«
    »Sie sollten unsere Trauer respektieren.
Wir möchten wirklich nicht mit Fremden über unsere Tochter reden.«
    »Vielleicht würden Sie sich die
Zeit nehmen, mir ein paar Fragen über den Freund Ihrer Tochter zu beantworten?«
    »Rolf? Was ist mit ihm?«
    »Das möchte ich herausfinden.«
    »Warten Sie einen Moment.« Der Mann
schloss die Tür und Marius hörte, wie er ins Haus hineinging. Höflich trat der Detektiv
von der Tür zurück, bis sie sich nach einigen Minuten wieder öffnete. Eckhard Binhold
stand in einem hellbeigen Dufflecoat, der ihn noch blasser wirken ließ, vor ihm
und

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