Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
schloss die Tür hinter sich.
»Gehen wir eine Runde spazieren.
Meine Frau und meine Jüngste brauchen Ruhe.«
Marius nickte nur und die beiden
Männer gingen in Richtung Klettenbergpark, den sie nach einem kurzen, schweigsamen
Marsch erreichten. Dort setzte sich Binhold auf eine Bank. Marius blieb neben ihm
stehen und schaute ein paar gelangweilten Schwänen zu, die auf einem kleinen Teich
ihre Runden drehten.
»Kennen Sie Rolf Schuster? Haben
Sie etwas von ihm gehört?«, fragte ihn Anjas Vater schließlich. Marius schüttelte
den Kopf. Der Vater der Toten suchte nach den passenden Worten. »Er hat ihr sehr
geholfen. Meine Frau und ich, wir waren sehr glücklich, dass es ihn gab.«
»Ich stelle mir vor, dass sein Job
die Beziehung nicht einfach gemacht hat?« Marius sah Binholds überraschten Blick
und fuhr fort. »Seine Auslandsaufenthalte, die langen Trennungszeiten …«
»Sie haben recht, das war nicht
immer leicht. Die beiden haben das aber super hingekriegt.«
»Können Sie mir vielleicht sagen,
wie ich Rolf Schuster finde? Ich würde gerne mit ihm reden.«
»Das wissen wir nicht.«
»Das wissen Sie nicht?« Marius konnte
sein Erstaunen nicht verhehlen.
»Nein, tut mir leid, seit dem …
dem … also seit dem schrecklichen Tag haben wir nichts mehr von ihm gehört. Soweit
ich weiß, haben sich Anja und er davor noch gesehen. Vielleicht wurde er kurzfristig
wohin geschickt?«
»Weiß Rolf Schuster überhaupt, was
geschehen ist? Haben Sie ihn über den Tod Ihrer Tochter informiert?«
»Natürlich. Zunächst haben wir ihn
nur um Rückruf gebeten, als keine Antwort kam, haben wir ihm geschrieben, was geschehen
ist.«
»Und?«
»Keine Reaktion. Er hat sich nicht
ein einziges Mal seitdem gemeldet.«
31
Nachdem sich Marius Sandmann in der Innenstadt mit neuem Sportzeug
ausgestattet und einige weitere dringend notwendige Sachen besorgt hatte, fuhr er
nach Nippes. Er war etwas zu spät, der Krav-Maga-Kurs hatte bereits begonnen, aber
das war ihm nur recht.
Er parkte den Wagen auf dem für
den Abend geöffneten Schulhof und sah an der Mauer Kurt Maassens Range Rover stehen.
Der blonde Hüne war wieder mit von der Partie. Alles lief perfekt. Mit der Sporttasche
in der Hand verließ er den Renault und eilte leise in die Umkleidekabine der Turnhalle.
Aus der Halle hörte er die typischen Geräusche des Kurses, das Quietschen von Turnschuhen
auf dem Parkettboden, die Tritte und die mit Schreien begleiteten Aufschläge auf
dem harten Holzboden. Schnell hatte er die Sachen der Polizisten gefunden und machte
sich an die Arbeit, um Härchen für Paula Wagners DNA-Proben zu sammeln. Leise wie
er gekommen war, verließ er die Umkleidekabine. Im Hinausgehen meinte er, Jessica
drinnen rufen zu hören.
Auf dem Schulhof bildete sein Atem
eine kleine Wolke, durch eine einsame Laterne beleuchtet. Er zog sich ein paar Lederhandschuhe
über und machte sich ans Werk. Dies war in seinen Augen der kritischste Punkt in
Paula Wagners Plan, und sie hatten lange darüber diskutiert, ob Risiko und Gewinn
in einem adäquaten Verhältnis zueinander stünden.
»Schaden kann es halt nicht«, hatte
sie gesagt und lakonisch ein »darfst dich nur nicht erwischen lassen« hinzugefügt.
Nun gut, dann würde er jetzt im Auftrag einer Beamtin der Kölner Kriminalpolizei
ein Auto knacken. Er zog sich die Kapuze über den Kopf und ging hinüber zu Maassens
Auto. Paula hatte ihm eine Art Universalschlüssel mitgegeben. Sie war sich sicher,
dass der auch hier passen würde. Natürlich tat sich gar nichts, als Marius ihn in
das Schloss des Kofferraums steckte. Es war eine gute Idee gewesen, die Handschuhe
zu kaufen. Denn nun würde er Spuren hinterlassen. Aus der Sporttasche holte er ein
Brecheisen und trotz aller Kraft gelang es ihm nicht, den Kofferraum des alten Range
Rover zu öffnen. Erst als er mit den Beinen nachhalf und tretend und ziehend an
dem Eisen arbeitete, sprang die Klappe schließlich mit einem lauten Knall auf.
Einen Moment hielt er inne, ob er
auf der Straße oder in den umliegenden Häusern irgendeine Reaktion hörte. Suchend
blickte er die Fassaden und die erleuchteten Fenster entlang. In keinem Fenster
regte sich etwas. Rasch öffnete er die Tür ganz und warf einen Blick in den Kofferraum.
Der Wagen war voll mit diversen Werkzeugen, Kisten, großen Plastikdosen, Sportgeräten
und Klamotten. Was, zum Teufel, sollte er davon mitnehmen? Mit schnellen, aber ruhigen
Bewegungen durchsuchte er den Kofferraum. Plötzlich
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