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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Name.
Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie unbekannterweise anrufe. Es gibt einige wichtige
Fragen, die ich Ihnen stellen möchte.«
    »Wir reden nicht mit Journalisten.
Nicht mehr. Tut mir leid.« In der Stimme des Mannes lag nicht der geringste Vorwurf
und jetzt wusste Marius, was ihn an dieser Stimme verstört hatte: ihre Tonlosigkeit.
    »Keine Sorge, ich bin kein Journalist.
Ich arbeite für die Angehörigen eines der Opfer des Anschlags, dem auch ihre Tochter
zum Opfer fiel.«
    »Trotzdem möchten wir darüber nicht
mehr reden. Das werden Sie sicher verstehen.«
    »Selbstverständlich verstehe ich
das. Nur wüsste ich nicht, mit wem ich sonst reden könnte. Es ist wirklich sehr
wichtig.«
    »Bitte, rufen Sie nicht wieder an.«
Ohne ein weiteres Wort legte Anja Binholds Vater auf.
    Nach kurzem Zögern wählte der Detektiv
eine andere Nummer. Verena Talbot meldete sich umgehend.
    »Guten Morgen, Terrorverdächtiger!
Wo bist du abgetaucht?«
    »Gerade sitze ich im Philosophikum.«
    »Du kommst im Leben auch nicht wirklich
weiter. Da hast du vor fünf Jahren schon gesessen!«
    Marius wusste, wann Verena Talbot
zu Gehässigkeiten neigte. »Scheinbar hast du gute Laune.«
    »Es könnte kaum besser sein. Ich
nehme an, du wirst dein Bestes geben, mir den Tag zu versauen.«
    »Das würde ich nie tun. Zumindest,
solange du mir verrätst, wen ich nach Anja Binhold fragen kann. Außer ihren Eltern.
Die reden mit niemandem.«
    »Ich weiß, ein Kollege vom Privatfernsehen
hat sich in ihren Vorgarten gestellt und die heulende Familie durchs Küchenfenster
gefilmt. Das schafft kein Vertrauen. Warum interessierst du dich für Anja Binhold?«
    »In erster Linie, weil ich nichts
über sie weiß. Ich habe mir die Opfer des Attentats angeschaut, und bis auf einen
gewissen Dennis Merk mit seinem Vorstrafenregister ist keiner irgendwie verdächtig.
Und Merk gibt irgendwie kein Opfer ab für einen Anschlag dieser Größenordnung.«
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass
Anja Binhold das Attentat verübt hat?«
    Daran hatte Marius tatsächlich keinen
Gedanken verschwendet. Ein weiblicher Täter war ihm bisher nicht in den Sinn gekommen.
»Nein, das glaube ich nicht. Wenn wir einen Moment davon ausgehen, dass das Motiv
für den Anschlag nicht terroristisch war, sondern vielleicht mit einem der Opfer
zu tun hat, dann ist sie die Einzige unter den sieben, die ich nicht ausschließen
kann.«
    »Neben Ali Ökçan.«
    »Neben Ali Ökçan«, bestätigte Marius.
»Aber über Ali Ökçan weiß ich inzwischen einiges. Über Anja Binhold weiß ich nichts.«
    »Oh, ist der Detektiv an seine Grenzen
gestoßen?« Marius hörte ein leises Kichern am anderen Ende der Leitung. »Jetzt willst
du wissen, ob es jemand anderen gibt, den du über Anja Binhold ausfragen kannst.«
Eine Feststellung, keine Frage.
    »Ich bin mir sicher, die Meisterjournalistin
hat noch eine Quelle in der Hinterhand.«
    »Wie hübsch, du versuchst es mit
Schleimen. Das konntest du noch nie, Marius.«
    »Ich weiß, ich wollte nur nett sein.«
    »Auch das konntest du nie.«
    »Jetzt übertreibst du!«
    »Ich habe die Fakten auf meiner
Seite.«
    »Vielleicht bist du einfach nicht
die Frau, zu der man nett ist.«
    »Willst du jetzt eine andere Quelle
oder doch nicht?«
    »Ja, natürlich!«
    »Sag: Ja, ich will.« Wieder Kichern.
    »Warum können Telefongespräche mit
dir nicht einfach sein? Warum muss es immer ein Drama werden? Gib mir einfach Namen
und Nummer, du hast schließlich auch etwas davon. Wir haben eine Vereinbarung. Schon
vergessen?«
    Jetzt lachte die Journalistin laut.
Marius’ Ausbruch hatte die Aufmerksamkeit einiger Studenten hervorgerufen, die inzwischen
im Gebäude eingetrudelt waren und die benachbarten Tische für Frühstück und Gesprächsrunden
nutzten.
    »Natürlich habe ich das nicht vergessen.
Aber Informationen haben ihren Preis. Wir leben in der Wissensgesellschaft.« Selbst
wenn Marius dieses Mal kein Kichern hörte, sah er das verspielte, zufriedene Grinsen
der Journalistin vor sich. »Sag es!«
    Entnervt rollte Marius die Augen.
Was tat er nicht alles, um der Wahrheit ein Stückchen näher zu kommen. »Ja, ich
will!«, spie er mehr aus, als dass er es sagte.
    »Das geht romantischer. Wir üben
das bei Gelegenheit noch einmal. Marie Lundmann, beste Freundin von der Binhold,
die ich im Übrigen völlig langweilig fand. Wenn du glaubst, da eine Spur zu finden:
viel Glück!« Damit beendete Verena das Gespräch und Marius wusste wieder sehr genau,
warum er sich

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