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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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seine Frau.
    Wenn Matt hier gewesen wäre, hätte er eine Jammermiene aufgesetzt. Hätte die Stirn gerunzelt und sich gesorgt, dass hinter der Prophezeiung mehr stecke als nur die Tatsache, dass es einen Unschuldigen Magier gab. Er würde sie auch an mögliche Gefahren erinnern. Dass Asher geboren war, um sich einer Furcht erregenden Dunkelheit zu stellen. Dass die Prophezeiung sich sehr vage über das Was ausdrückte, über das Wer oder das Wie, und dass sie vielleicht lieber daran denken solle.
    Sie war es müde, daran zu denken. Sie hatte so viele Jahre ihres Lebens darüber nachgedacht, und was hatte es ihr eingetragen? Schlaflose Nächte und einen Bauch voller Furcht. Eine kleine, schäbige Wohnung über einem Laden voller Bücher und niemanden, der das Bett mit ihr teilte.
    Asher war hier. Das Kind der Prophezeiung. Schon bald würde er ihr seine letzten Geheimnisse anvertrauen, weil er sie liebte. Weil er ihr vertraute. Es war so bestimmt. Die Prophezeiung entfaltete sich, und sie würden ihr gehorchen. Asher griff nach ihrer Hand und riss sie aus ihrem Tagtraum. »Pellen hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es einen Aufruhr geben würde, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Jetzt schulde ich ihm ein Bier, dem Bastard.« Er lachte. »Da draußen sind sogar Doranen! Sie sind gekommen, um
mich
zu sehen! Was hätte mein Pa wohl gesagt, wenn er das erlebt hätte?«
    Sie hob seine Finger tollkühn an die Lippen. »Er würde sagen, dass er stolz auf dich ist«, flüsterte sie. »So wie ich stolz auf dich bin.«
    Die Kutsche holperte weiter.
    »Es tut mir so leid, Eure Majestät«, sagte Pother Nix unglücklich. »Ich habe so etwas schon früher erlebt, und weder ich noch irgendein anderer Pother können eine Erklärung dafür geben. Wenn ein Mann so schwer verletzt ist, entwickeln sich Dinge nicht mehr lehrbuchmäßig. Aus Gründen, die niemand kennt, hat Durms Körper den Kampf ums Überleben aufgegeben.«
    Gar, der dicht neben dem Bett saß, rieb Durms kalte, schlaffe Finger; es war so, als hielte er ein Bündel Stöcke in Händen. »Und Ihr seid ganz sicher, dass Ihr nichts mehr tun könnt, um ihn zu retten?«
    »Herr, wie ich Euch gestern Abend erklärt habe, ich habe ihm jedes Kraut unter der Sonne verabreicht, in mehr Mischungen, als ich es je für möglich gehalten hätte«, antwortete Nix. »Und ich habe meinen Vorrat an Heilzaubern und Beschwörungen restlos erschöpft. Bedauerlicherweise haben sich Meistermagier Durms Verletzungen trotz all seiner ehrfurchtgebietenden Fähigkeiten als zu groß erwiesen, um sie zu überleben.«
    Gar betrachtete Durms eingefallenes Gesicht. Betrachtete die würdelosen Falten leerer Haut, die von vorspringenden Wangenknochen herabhingen, die dünnen, ausgetrockneten Lippen, das herabhängende Doppelkinn. Durm war nie ein gut aussehender Mann gewesen, aber sein Gesicht hatte von Macht gezeugt. Von ei– ner unverhohlenen Brutalität des Charakters. Jetzt war keine Regung mehr in seinen Zügen zu erkennen, und man konnte nur noch mit Mühe den Mann erahnen, der er einst gewesen war.
    »Wie lange hat er noch, könnt Ihr das sagen?«
    Nix breitete die Hände aus. »Nein, Herr. Er ist in Barls Obhut.«
    »Wird er vor dem Ende noch einmal aufwachen?« »Vielleicht. Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, Eure Majestät.«
    Gar nagte an seiner Unterlippe. An dieser Stelle konnten die Dinge eine Spur… schwierig werden. »Nix, ich muss offen sprechen. Ich benötige dringend Durms Rat, bevor er stirbt. Da wäre zum einen die Frage, wen er sich als Nachfolger wünscht, außerdem andere Dinge, über die zu reden mir nicht freisteht. Gibt es eine Möglichkeit… sein Erwachen zu fördern? Irgendwelche anregenden Kräuter oder Beschwörungen, die Ihr einsetzen könnt und die ihn so weit ins Bewusstsein zurückholen, dass er sprechen kann?«
    Nix sog scharf die Luft ein, ein Geräusch, das in dem stillen Raum überlaut klang. »Eure Majestät! Mit einem solchen Eingreifen würde ich gegen alles verstoßen…«
    »Nix!«
Der Pother zuckte zusammen. Gar ließ Durms leblose Hand fallen und stand auf. »Ich bringe Eurer Berufung den größten Respekt entgegen, das wisst Ihr. Aber ich bin König eines neugierigen Landes. Eines Landes, dessen Gleichgewicht vielleicht heikler ist, als es irgendein Mensch ahnen kann. Wenn diese vergangenen Wochen mich etwas über die Königswürde gelehrt haben, dann dies: Kein Opfer ist so groß, dass man es nicht bringen kann. Kein Prinzip zu heilig, als dass

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