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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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man es nicht zum Wohle des größeren Ganzen verletzen könnte. Ich habe gelernt, dass es auf der einen Seite Theorie gibt und auf der anderen Praxis, und ein König, der pragmatische Erwägungen nicht über alle anderen Tugenden stellen kann, ist ein König, der seiner Krone nicht würdig ist.
Ich muss mit Durm sprechen.
Könnt Ihr das möglich machen?«
    Im Raum war es kühl, aber dennoch rann eine Schweißperle über Nix' Wange. In seinen Zügen offenbarte sich ein schrecklicher Kampf. »Eure Majestät, ich… ich kann es versuchen. Wenn Ihr mir bei dem Heiligsten, das Ihr kennt, schwören könnt, dass es wahrhaft keinen anderen Weg gibt.«
    »Dann werde ich es schwören, bei den verstummten Herzen meiner Familie.« Nix sackte in sich zusammen, und ein tiefer, klagender Seufzer entrang sich ihm. »Es gibt eine Kräuterpaste, die das erwünschte Ergebnis erwirken sollte. Ich werde einen Moment brauchen, um sie zuzubereiten.«
    »Dann geht«, sagte Gar und nahm wieder Platz. »Durm und ich werden warten.« Nix verließ den Raum, und die Tür fiel leise hinter ihm zu. Gar ergriff abermals Durms Hand und drückte sie. »Ich weiß, dass Ihr damit einverstanden seid«, sagte er und versuchte zu lächeln. »Mein Leben lang hat Euch meine Weichlichkeit zur Verzweiflung gebracht. Meine große Verletzbarkeit. Ihr solltet jetzt stolz auf mich sein, alter Freund, alter Feind. Denn was könnte skrupelloser sein als der Vorsatz, einen Sterbenden vom Abgrund des Todes zu– rückzureißen?«
    Einzig das kaum merkliche Heben und Senken von Durms Brust bezeugte sein schwaches Festhalten am Leben. Nicht einmal mit einem Flackern seiner Lider verriet er, ob er hören oder spüren konnte, dass jemand an seiner Seite war. Gar ließ die Hand des Sterbenden los und drückte sich die Fingerspitzen auf die Augen.
    Sein Kopf schmerzte. Er schmerzte neuerdings immer. Sein Kopf… sein Herz… Hinter ihm wurde die Tür des Raums wieder geöffnet und kurz darauf geschlossen. Nix kam herbeigetappt, einen kleinen Mörser in der Hand. Ein beißender Geruch, so scharf wie die Tiefen des Winters und so schneidend wie Rauch verbrannte die Luft.
    »Ich wage es nicht, zu viel davon zu benutzen«, sagte Nix vorsichtig, während er eine kleine Menge des Stärkungsmittels auf die Spitze eines winzigen Holzspatels gab und die Paste unter Durms linkes Nasenloch strich. »Ich wünschte, ich würde nicht wagen, es überhaupt zu benutzen.« Er warf einen flackernden Blick über die Schulter, und Gar konnte die Sorge darin lesen. Die Wut. Die Bitternis der Notwendigkeit.
    »Ihr benutzt die Paste auf mein Geheiß«, erwiderte er sanft. »Euch trifft kein Tadel, Nix.«
    »Wenn ich ein Messer in Eurer Faust wäre, vielleicht«, gab Nix zurück. Jetzt strich er noch mehr von der blauen Paste auf die Schleimhäute von Durms Lippen und Kiefer. »Aber ich bin Fleisch, nicht Stahl, und ich habe einen eigenen Willen und ein Gewissen, vor dem ich mich verantworten muss.« Er zögerte. »Belastet es nicht mehr als notwendig, Eure Majestät.«
    Gar musterte ihn mit kaltem Blick. »Seid versichert, Königlicher Pother, wie immer Eure Lasten auch beschaffen sein mögen, sie sind winzig im Vergleich zu meinen.«
    Solchermaßen zurechtgewiesen, senkte Nix für einen Moment den Blick, dann sah er wieder auf. »Wenn das Stärkungsmittel überhaupt funktioniert, und ich kann nicht dafür garantieren, dass es das tun wird, werdet Ihr in den nächsten Minuten eine Veränderung bemerken. Wenn er tatsächlich wach wird, dann stellt Eure Fragen um der Barmherzigkeit willen schnell, drängt ihn nicht weiter, als er zu gehen vermag, und erlöst ihn, sobald Ihr könnt.«
    »Das werde ich tun«, versprach er. »Geht jetzt. Verriegelt die Tür hinter Euch und versiegelt den Raum gegen jedwede Geräusche.« Als er die Überraschung in Nix' Augen bemerkte, fügte er hinzu: »Ich muss meine Kräfte für das Wettermachen schonen, und höchste Geheimhaltung ist unvermeidbar.« Nix verneigte sich. »Eure Majestät.« Mit einem letzten, ärztlich besorgten Blick auf Durm zog er sich zurück.
    Es fühlte sich an, als seien Jahrhunderte vergangen, bevor Durm eine Reaktion auf Nix' stinkendes Gebräu zeigte. Seine flachen Atemzüge wurden tiefer, die Finger zuckten. Durms Kopf bewegte sich auf dem Kissen. Mit hämmerndem Herzen beugte Gar sich vor.
    »Durm«, flüsterte er. »Durm, könnt Ihr mich hören?«
    Ein schwaches Stöhnen, kaum mehr als ein Seufzen. Die Andeutung eines Stirnrunzelns auf

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