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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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hätte sich niemals an Lord Jarralt gewandt, hätte niemals für ihn spioniert, wenn ich die Angelegenheit mit größerem Taktgefühl gehandhabt hätte!«
    Nach einem langen Schweigen stieß Gar einen Seufzer aus. »Das könnt Ihr nicht wissen. Ich weiß es nicht. Und es spielt jetzt auch kaum noch eine Rolle. Falls es Euch ein Trost ist, Darran, ich mache Euch keine Vorwürfe. Ich denke, Willer und Asher wären ohnehin Feinde gewesen. Sie sind aus zu unterschiedlichem Holz geschnitzt.«
    Darran verschränkte bekümmert die Hände auf dem Schoß. »Ihr seid sehr großzügig, Herr.« Er räusperte sich. »Könnt Ihr irgendetwas für Asher tun?« »Nein«, antwortete Gar müde. »Ich wünschte, es wäre anders. Ich würde an seiner Stelle sterben, wenn Jarralt es mir gestattete. Aber das Königreich kommt an erster Stelle, und Euer Volk muss geschützt werden. Wenn Willer ihm nicht nachspioniert hätte –wenn unser wahnsinniger Plan nicht entdeckt worden wäre –, hätten wir dieses Unwetter vielleicht überstanden. Hätten einen Weg in ruhigere Gewässer gefunden oder eine Heilung für mein Gebrechen. Aber jetzt ist es zu spät. Ich kann Asher nicht retten. Ich kann nicht einmal mich selbst retten.«
    Darran schüttelte den Kopf. »Es übersteigt jedwedes Vorstellungsvermögen, Herr. Dass ein Olk so etwas
tun
kann…«
    »Ich weiß«, sagte Gar. »Und jetzt müsst Ihr vergessen, was ich Euch erzählt habe. Ich hätte den Mund halten sollen, statt Euch mit der Wahrheit zu belasten. Es ist nur…« Seine Stimme brach. »Er soll nicht sterben, ohne dass noch jemand davon erfährt, wie viel Gutes er zu tun versucht hat. Davon erfährt, dass er, ganz gleich, was man nach seinem Tod von ihm sagen mag,
niemals
ein Verräter war.« Darran befeuchtete sich die trockenen Lippen. »Ja, Herr. Ich verstehe. Es war ein großer Schock, das will ich nicht leugnen… aber ich bin froh, dass Ihr Euch mir anvertraut habt.«
    »Wirklich?« Der Prinz schüttelte den Kopf. »Wollen wir hoffen, dass sich das nicht ändert.«
    »Das wird es nicht«, versprach er. »Herr, dies alles ist in der Tat eine Tragödie, aber es ist nichts zu gewinnen, und es ändert sich nichts, wenn Ihr darüber krank werdet. Bitte. Wollt Ihr nicht essen?«
    Gar seufzte. »Ich werde es versuchen. Aber ich gebe keine Garantien, Darran. Ich muss eine Rede schreiben, und bei dem Gedanken daran würgt es mich in der Kehle. Lasst mich jetzt allein, und ich werde mein Bestes mit Eurem verdammten Huhn tun.«
    »Ja, Herr«, sagte Darran und verließ den Raum. Sein Herz war in Stücke geschnitten.
    Die Große Versammlungshalle des Palastes war erfüllt vom Summen etlicher verschiedener Gespräche, als Morg einige Minuten vor zwei Uhr mit dem Krüppel im Schlepptau eintrat. Sobald er die offenen Doppeltüren der Halle durchschritten hatte, hielt er inne und nahm die Szene um sich herum in sich auf. In den Bänken auf der linken Seite saßen doranische Edelleute von unterschied– lichem Talent und Einfluss, die sich einbildeten, ein Sitz im Großrat bedeute, sie hätten irgendeine Art von Macht. Er unterdrückte ein Lächeln; Unwissenheit konnte ein solcher Trost sein. In der Bank, die dem Stuhl des Sprechers am nächsten war, drängten sich wie gewöhnlich Nole Daltrie, Gord Hafar und Tobe Boqur: Jarralts irregeleitete Freunde. Wie enttäuscht sie sein würden, wenn sie er– fuhren, dass sie keinen Platz im nächsten Kronrat des Königreichs haben würden.
    Gord sah ihn und hob diskret eine Hand zum Gruß. Nole und Tobe, die die Geste beobachteten, folgten seinem Beispiel. Er nickte zurück und lächelte flüchtig.
    Die Bänke auf der rechten Seite der Halle waren wie immer besetzt von olkischen Gildemeistern und –meisterinnen. Jarralts geraubten Erinnerungen zufolge waren sie normalerweise eine lärmende Schar, aber an diesem Nachmittag saßen sie schweigend da oder unterhielten sich mit leisen, beklommenen Stimmen. Ihre Viehgesichter waren angespannt von Sorge, ihre Augen überschat tet, und ihre Blicke wanderten immer wieder beunruhigt durch die Halle zu den Doranen. Sie waren magielos, aber nicht vollkommen dumm. Die Nachricht von der Verhaftung des flegelhaften Asher hatte sich offenkundig bereits verbreitet. Hatte ihren Absichten einen Schlag versetzt und ungezählte Befürchtungen he– raufbeschworen.
    Und sie hatten Recht, Angst zu haben.
    Direkt gegenüber dem Eingang der Halle befanden sich der Stuhl des Sprechers und dahinter, auf einem erhöhten Podest,

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