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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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die eigens reservierten Plätze für den König und seinen Kronrat. Wie kahl das Podest jetzt aussah, da nur ein einziger weiterer Stuhl besetzt war. Kein Borne. Kein Durm. Nur Holze, der früher eingetroffen war und jetzt schweigend dasaß, den kahlen Kopf zum Gebet oder im Schlaf gesenkt.
    Eine solche Verringerung von Macht. Eine Ausdünnung der Reihen. Aber sie würden nicht fetter werden. König Morg würde keinen Kronrat haben, keinen Chor von Narren. Seine Herrschaft würde absolut sein. Keine abweichenden Meinungen, keine plärrenden Neinsager. Jetzt… und sobald die Mauer gefallen war. Ein einziger König, eine einzige Stimme. Dies war die einzige sichere Methode zu herrschen. Sechshundert Jahre absoluter Macht hatten ihm das bewiesen.
    Jarralts anderer lieber Freund, Payne Sorvold, der gegenwärtige Ratssprecher, bemerkte ihr Erscheinen und kam ihnen auf halbem Weg entgegen. »Eure Majestät. Conroyd. Willkommen.«
    Der Krüppel nickte. »Lord Sorvold.«
    »Vergebt mir, Herr, aber wir hatten Euch nicht erwartet. Es war Lord Jarralt, der um diese außerordentliche Zusammenkunft gebeten hat und…«
    »Ich weiß. Ich wünsche, ein kurzes Wort an den Rat zu richten«, sagte der Krüppel. »Bevor Ihr Euch um… andere Angelegenheiten kümmert.« »Gewiss, Eure Majestät. Conroyd, wenn ich Euch bitten dürfte, mir einen kleinen Wink zu geben, welche Angelegenheit Ihr zu besprechen wünscht, dann…« »Sobald Seine Majestät gesprochen hat«, erwiderte Morg mit einem sanften Lächeln, »denke ich, werdet Ihr feststellen, dass die andere Angelegenheit sich von selbst erklärt.«
    Sorvolds blassgrüne Augen wurden schmal, und er schürzte die dünnen Lippen. »In der Tat? Bei allem Respekt, aber als Sprecher sollte ich…«
    »Die Fähigkeit des Schweigens besitzen«, fiel er ihm ins Wort.
    Solchermaßen vor den Kopf gestoßen, wandte Sorvold sich an den Krüppel. »Eure Majestät, wenn ich Euch um ein kurzes Wort unter vier Augen bitten dürfte?«
    »Das dürft Ihr nicht«, sagte Morg, bevor der Krüppel antworten konnte. »Ruft den Rat zur Ordnung, Payne. Wir sind alle vielbeschäftigte Männer.« Als Sorvold sich gekränkt zurückzog, sagte der Krüppel: »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr noch nicht für mich sprechen würdet. Noch bin ich hier der König, Conroyd.«
    Er lächelte. »So eifersüchtig hütet Ihr Euren kurzlebigen Rang, kleiner Kümmerling?«
    Dann überließ Morg es dem Krüppel, zum Podest des Sprechers zu gehen, und gesellte sich zu Holze. Der Barlsmann richtete sich auf, als er näher trat. Sein Gesicht war hohl. Von Sorge gezeichnet. Zweifellos war er direkt hierhergekommen, nachdem er sich um die Riten an Durms Leichnam gekümmert hatte. Der Ausdruck in seinen Augen und die Art, wie er die Hände auf dem Schoß fest umeinandergeschlungen hielt, verrieten Trauer. Ein so sinnloses Gefühl.
    »Conroyd.«
    »Efrim.«
    Direkt unter ihnen griff Sorvold nach seinem kleinen Hammer und schlug damit gegen die Versammlungsglocke. Alle verstohlenen Gespräche im Raum verebbten. Die Männer und Frauen, die noch standen, nahmen ihre Plätze ein. Die Atmosphäre unterdrückten Grauens und wachsamer Neugier verstärkte sich. Nachdem Stille eingekehrt war, schlug Sorvold noch dreimal gegen die Versammlungsglocke. Er nickte der jungen Frau zu, die als Sekretärin fungierte, damit sie den Aufzeichnungszauber für die Versammlung auslöste, dann räusperte er sich.
    »Kraft der mir als Sprecher verliehenen Autorität erkläre ich diese Versammlung für eröffnet. Möge Barls Barmherzigkeit mit uns sein, möge ihre Weisheit uns leiten, ihre Stärke uns stützen. Wenn ich jetzt um Schweigen bitten darf, wird Seine Majestät zu diesem erhabenen Gremium sprechen.«
    »Vielen Dank, Lord Sorvold«, sagte der Krüppel. Auch sein Gesicht war hohl und wirkte noch bleicher durch die schwarzen Roben, die er noch immer zu Ehren dieser toten Narren, seiner Familie, und dem dankenswerterweise verblichenen Durm trug. »Meine geschätzten Ratgeber, ich erscheine heute mit schwerem Herzen vor Euch und bringe eine Kunde, von der ich weiß, dass sie Euch nicht willkommen sein wird, ebenso wenig wie sie mir willkommen ist. Aber ich vertraue auf Eure Selbstbeherrschung und auf Eure Fähigkeit, Barls Willen zu akzeptieren – wie schwer es auch fallen mag.«
    Nun, er hatte gewiss ihre Aufmerksamkeit erregt. Morg, dem ein gutes Theaterstück lange verwehrt geblieben war, lehnte sich zurück und schickte sich an, sich zu

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