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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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amüsieren.
    »Zunächst einmal«, fuhr der Krüppel, dessen Hände vor ihm auf dem Sprecherspult lagen, fort, »ist es meine traurige Pflicht, Euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass Meistermagier Durm aus dem Leben geschieden und in Barls Barmherzigkeit eingetreten ist. Ich bitte um eine Schweigeminute zu Ehren seiner Größe, zu Ehren eines Lebens, das ganz im Dienste unseres Königreichs stand.« Die Minute verstrich ermüdend langsam.
    »Danke«, sprach der Krüppel weiter. »Über sein Leben und seine Hingabe wird zu gegebener Zeit mehr gesagt werden. Darüber hinaus muss ich Euch mitteilen, dass ich aufgrund unbehebbarer gesundheitlicher Schwierigkeiten auf den Thron des Königreichs verzichte und mich auf unbegrenzte Zeit aus dem öffentlichen Leben zurückziehe. Ferner möchte ich bekannt geben, dass ich meinen gesetzmäßigen Erben und Nachfolger erwählt habe, Lurs neuen König und Wettermacher: Lord Conroyd Jarralt.«
    Aufruhr. Schreie. Klagen. Schock und eine aufbrandende Woge von doranischen wie olkischen Stimmen: »Nein! Nein! Das akzeptieren wir nicht! Ihr seid unser König!«
    Der Krüppel ließ sie für kurze Zeit ungehindert weiterlamentieren, dann nickte er Sorvold zu, der wieder an seine kleine Glocke schlug. Allmählich legte sich das Chaos.
    »Brave Männer und Frauen«, sagte der Krüppel, die Hände zu einer bittenden Geste erhoben. »Ich kann Euch nicht länger als Euer König dienen. Die Magie, die so spät in meiner Brust erblüht ist, ist verwelkt und gestorben. Im Gedenken an die Liebe, die Ihr meinem verstorbenen und so sehr betrauerten Vater erwiesen habt – die Ihr mir in seinem Gedenken erwiesen habt –, bitte ich Euch inständig, diese Entscheidung klaglos anzunehmen und Eure Ergebenheit auf König Conroyd I. zu übertragen. Und sollte irgendjemand hier mit dem Gedanken spielen, seine Thronbesteigung infrage zu stellen, seid gewarnt. Es ist mein Recht und meine Pflicht, einen Erben zu benennen, und das habe ich getan. Eine zweite Spaltung wird allen schaden und niemandem helfen. Wenn Ihr mich wahrhaft liebt, gebt Euch mit meiner Entscheidung zufrieden – und Barls Barmherzigkeit sei mit uns allen.«
    Weiteres Gesumm. Tränen und Bestürzung.
    »Und zuletzt«, fuhr der ehemalige König mit erhobener Stimme fort, um das Getöse zu übertönen, »möchte ich mich zu meinem Tribun für Olkische Angelegenheiten äußern.«
    Und Stille fiel herab wie die Klinge einer Axt.
    »Wie viele von Euch zweifellos wissen, wurde Asher wegen Verbrechen gegen Barl und dieses Königreich unter Arrest gestellt und wird schon bald den vollen Preis dafür zahlen. Ich brauche wohl nicht zu sagen, wie groß meine Trauer ist. Eines jedoch will ich sagen: Ganz gleich, wie grauenhaft sie sein mögen, die Taten eines einzigen Olken dürfen
niemals
allen anderen zur Last gelegt wer–den. Täte man dies, beginge man eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit und würde gegen Barls Absichten in diesem Land verstoßen. Hütet Euch vor Rache und Vergeltung, hütet Euch davor, weil Ihr den Preis dafür mit Euren Seelen bezahlen würdet. Ich weiß, dass König Conroyd es tun wird.«
    Ein Raunen lief durch die Reihen der Olken im Saal. Der Krüppel hatte jetzt Tränen in den Augen, und sie rannen über seine Wangen. Seine Hände zitterten auf dem Sprecherpult.
    »Ich hoffe, Ihr wisst, wie sehr ich Euch geliebt habe«, fügte er mit brechender Stimme hinzu. »Bitte, glaubt mir, dass meine heutigen Taten dieser echten Hingabe entspringen. Ich würde lieber sterben, als zuzulassen, dass Ihr und die Euren durch mich Schaden nehmt. Barl segne Euch alle und leite König Conroyd zu Weisheit und Barmherzigkeit.«
    Einer der Olken sprang auf. »Barls Segen sei mit Euch, Herr! Barls Segen sei mit unserem Prinzen Gar!«
    Sofort fielen sie alle in die Segenswünsche ein, Olken wie Doranen gleichermaßen. Morg beobachtete erheitert, wie alle Mitglieder des Rats auf ihre teuer bekleideten Füße sprangen und Gar zujubelten, während dieser auf den Ausgang der Halle zuging. Holze, der neben ihm saß, bemerkte widerstrebend: »Nun. Das hat er recht annehmbar geregelt.«
    Er tätschelte den Arm des Geistlichen. »Lieber Efrim. Denkt Ihr das wirklich?« Mit diesen Worten ließ er den Narren zurück, stieg auf den Boden des Saals hinunter und trat neben den großen Doppeltüren vor den Krüppel hin. »Dünnes Eis, Kümmerling«, murmelte er. »Sehr dünnes Eis.«
    »Es freut mich, dass Ihr erkennt, in welcher Gefahr Ihr schwebt,

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