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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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zurückverfrachtet wie Bauholz, unterdrückte Gar ein Stöhnen, als er sah, dass Darran ihn auf der Treppe zu seinem palastartigen Gefängnis erwartete. Er schaffte es sogar, ein Lächeln zu bewerkstelligen, als der alte Mann sich verneigte und darauf bestand, die Kutschentür für ihn zu öffnen. Die Geste fiel ihm jedoch schwer. Jedwede flüchtige Befriedigung, die er empfunden hatte, als er Conroyd vor dem Großrat getrotzt und ihn gewarnt hatte, die Olken in Ruhe zu lassen, war verebbt. Jetzt fühlte er sich nur noch krank und müde und verzweifelt bekümmert.
    »Nun, alter Freund, es ist geschehen«, sagte er, während Conroyds Kutsche davonholperte. »Ich bin wieder Prinz Gar, der ohne Magie Geborene.« In Darrans Augen standen Tränen. »Ja, Herr.«
    Mit aller Willenskraft gelang es ihm, dafür zu sorgen, dass seine eigenen Augen trocken blieben. Er zwang sich, mit starker, ruhiger Stimme zu sprechen. »Es ist das Beste so. Was kann dies schließlich anderes sein als Barls Wille? Meine Magie ist fort, und das dürfte wohl kaum Conroyds Schuld sein. In Wahrheit ist nichts von alledem seine Schuld. Ich mag ihn hassen, aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Zumindest nicht dafür, dass er der beste noch verbliebene Magier im Königreich ist.«
    »Nein, Herr.«
    »Ich werde jetzt zu den Ställen gehen. Um mich von den Pferden zu verabschieden, bevor…«
    Darran berührte seinen Ärmel. »Es tut mir so leid, Herr. Sie sind bereits fort. Männer von der Viehgilde. Ich konnte sie nicht aufhalten, sie hatten schriftliche Befehle von Lord Ja… vom König. Nur den kleinen Esel konnte ich vor ihnen verstecken. Wenn wir ihn auf einer Weide hinter dem Turm grasen lassen, wird niemand erfahren, dass wir ihn haben. Ich dachte nur… nun… er könnte vielleicht nützlich sein. Um den Rasen kurz zu halten, wenn schon zu nichts anderem.« Armer Darran. Er sah so erschüttert aus, so schuldbeladen. »Es ist schon gut«, erwiderte Gar sanft. »Natürlich konntet Ihr sie nicht aufhalten.«
Ballodair.
Oh, Ballodair. »Nun, wenn es keinen Sinn hat, die Ställe zu besuchen, werde ich stattdessen einen Spaziergang machen. Sorgt Euch nicht, wenn ich für einige Zeit fortbleibe, Darran. Ich muss über viele Dinge nachdenken.«
    »Ja, Herr«, sagte Darran. Als Gar sich abwandte, fügte er hinzu: »Herr?« Gar drehte sich um. »Ja?«
    »Seid vorsichtig. Geht nicht… zu weit fort. Gebt diesem Mann keinen Vorwand, Euch noch irgendetwas anderes zu nehmen.«
    Er lächelte. »Was könnte er mir denn noch nehmen, Darran?«
    Darran trat näher, das Gesicht verzogen von Schmerz und Furcht. »Euer Leben.« »Mein
Leben?«
Gar lachte ohne Humor. »Ah, ja. Mein Leben. Wisst Ihr was, Darran? Ich denke langsam, dass er es gern haben kann, mit Freuden.«
»Herr!«
    Er tätschelte dem alten Mann die Schulter. »Es ist schon gut«, sagte er und trat einen Schritt zurück. »Ich habe nur einen Scherz gemacht.«
    Darran drohte ihm mit dem Zeigefinger, geradeso, wie er es getan hatte, als er im Palast gearbeitet und einen jüngeren, glücklicheren Gar ausgescholten hatte. »Wirklich? Nun, für einen Scherz war es herzlich wenig komisch!« Gar wandte dem noch immer missbilligend dreinblickenden Darran den Rücken zu und ging fort, ging immer weiter, bis zwischen den Bäumen die Krypta seiner Familie erschien. Höchstwahrscheinlich brach er Conroyds Regeln, indem er sich so weit vom Turm entfernte, aber das scherte ihn nicht. Wenn Conroyd glaubte, er könne ihn von seiner Familie fernhalten, war er einem großen Irrtum aufgesessen.
    Die Krypta war kühl wie immer. Dunkel. Während er nach einer Laterne und Streichhölzern tastete und sich die Knöchel aufschürfte, versuchte er zu vergessen, dass er früher einmal mit einem Fingerschnippen Licht hatte heraufbeschwören können.
    Das Kerzenlicht warf in die Länge gezogene Schatten auf die Wände und über die Gesichter seiner Familie. Er küsste seinen Vater und seine Mutter, dann kitzelte er seine Schwester an den Füßen und ließ sich auf dem unbequem Boden nieder.
    »Es tut mir leid«, sagte er in die Stille hinein. »Ich wäre eher gekommen, aber… es ist eine Menge geschehen, seit Ihr fortgegangen seid.«
    Seine Mutter flüsterte:
Es ist schon gut, mein Junge. Du bist ein vielbeschäftigter Mann.
    »Nicht so beschäftigt, wie du vielleicht denkst«, antwortete er. »Vater, ich muss ein Geständnis ablegen. Ich habe die beiden besten Dinge verloren, die Ihr mir je gegeben habt: Eure Krone und Euer

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