König 01 - Königsmörder
gewähren.
Niemals.
Es sei denn…
Eine Idee glomm auf. Ein flackernder Funke der Eingebung. Er hielt den Atem an, aus Furcht, dass selbst die leiseste Bewegung die Hoffnung zunichte machen konnte. Ließ es sich bewerkstelligen? War es
möglich?
Konnten Morg und Conroyd gerade lange genug zu einem einzigen Wesen verschmelzen, um zu verhindern, dass die Wetterkugel Barls erbittertsten Feind erkannte? Um ihm ihre Wettermagie zu gewähren, die er vielleicht benutzen konnte, um ihre Mauer zu Fall zu bringen?
Wenn er Durm benutzt hätte, hätte es niemals funktioniert. Trotz all seiner weinerlichen Verzweiflung war der fette Narr viel zu stark gewesen. Und ihre Geister waren im Kern absolut unvereinbar gewesen. Er hatte ihn nur dadurch unter Kontrolle halten können, dass er ihn unbarmherzig in seinem Gefängnis festhielt. Hätte er ihn hinausgelassen, und sei es auch nur ein klein wenig, wäre es fatal gewesen.
Aber Conroyd? Ah, Conroyd. Dies war eine Seele aus anderem Holz. Eine mit schwachen Echos seiner eigenen Dunkelheit. Und besser noch, er und Conroyd waren Blutsverwandte, und Familienbande wisperten über die Jahrhunderte hinweg. Sie gehörten zusammen, wie er und Durm niemals zusammengehört hatten.
Und Conroyd wurde von Barl akzeptiert.
Er lehnte sich zurück, schloss die Augen, griff in sich hinein und berührte den Geist des kleinen Conroyd, so sanft wie Sonnenschein.
Es ist dein Wunsch, mir zu helfen, Cousin? Du möchtest einen Schluck aus dem Kelch der Macht, den nur ich an deine Lippen halten kann?
Conroyd wimmerte, plötzlich unsicher.
Habe keine Furcht, Blut von meinem Blut. Du wurdest zu Größe geboren. Geboren, um die Doranen auf den Höhepunkt aller bekannten Meisterschaft zu erheben. Hilf mir, und wir werden gemeinsam ein Zeitalter des Ruhms hervorbringen, wie dieses Land es zuvor nie gekannt hat!
Die Habgier und der Ehrgeiz des kleinen Conroyd loderten auf wie eine Fackel um Mitternacht.
Komm zu mir, Conroyd,
flüsterte er.
Wir wollen uns für einen Moment miteinander vermischen.
Ohne nachzudenken, ohne Verdacht zu schöpfen, kam Conroyd zu ihm. Morg ließ die Gitterstäbe des Käfigs um ihn herum sinken. Ließ ihn heraus. Ließ ihn
atmen…
… und atmete ihn im selben Augenblick ein. Schmolz Conroyd wie Butter, sog ihn mit allen Poren seines Wesens in sich auf und würzte seinen Geist mit der Essenz Jarralts. Dann versteckte er sich wie ein Fuchs, der im fließenden Wasser den Jagdhunden auswich.
Conroyd kreischte ein einziges Mal auf und schwieg dann.
Die Zeit verstrich. Schließlich richtete sich etwas, das nicht ganz Conroyd war und nicht ganz Morg, im Sessel auf, nahm die Wetterkugel aus ihrer hölzernen Schatulle und hielt sie hoch. Seufzend lächelte das Wesen angesichts des herrlichen Kreisels von Farben. Des Versprechens von Tod und Zerstörung, das diese Kugel barg.
Der Zauber, der notwendig war, um die Magie aus der Kugel in den wartenden Geist zu übertragen, war noch da, ein Vermächtnis Durms. Jetzt brauchte das Wesen nur noch die Worte zu rezitieren und den Akt der Übertragung auszulösen. Die kostbare Macht der Hure zu stehlen.
Der Teil dieser neuen Kreatur, die Morg war, brauchte einen Moment, um sich vorzubereiten. Um sicherzustellen, dass er auch weiterhin eins war mit Conroyd. Als er sich davon überzeugt hatte, ließ er sich wieder tief unter die Oberfläche sinken und hielt sich die Wetterkugel vor die leuchtenden Augen. Sprach die Worte des Übertragungszaubers…
… und wartete auf seinen Sieg.
Die Farben in der Wetterkugel wirbelten durcheinander. Vertieften sich. Nahmen Glanz und Leben an. Die Kreatur sah voller Jubel zu, während sie aus der Kugel und über ihre Hände glitten. In ihre Hände hinein. Während sie das taten, füllten sie die Kreatur mit Wissen, mit Macht. Mit dem Schlüssel zur Zerstörung dieses Königreichs.
Und dann… ein Zögern. Die pulsierende Kugel erzitterte, die Farben verlagerten sich. Wurden dunkler. Blutrot und Gold verwandelten sich in Purpur und Schwarz und begannen sich zu krümmen, als lebten sie, als seien sie zornig und voller Schmerz.
Barls lange tote Stimme rief:
Nein! Nein! Dies ist nicht für dich bestimmt, Morg! Niemals für dich!
Aber die Wetterkugel versuchte noch immer, sich ihrer Magie zu entleeren, spürte die Gegenwart eines unbesudelten Gefäßes. Die Kreatur sprang heulend auf, während das Fleisch ihrer Finger kochte. Brannte. Während die Dunkelheit in der Kugel nach außen flutete, die Arme der
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