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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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waren nirgends zu finden.
    Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und zog die Brauen noch fester zusammen. Was hatte ihr Verschwinden zu bedeuten? War es ein Zufall? Unwahrscheinlich. Waren sie lediglich entsetzt darüber, dass ihr Freund als Verräter überführt worden war? Möglich. Oder waren sie ebenfalls verwickelt in diese Ketzerei und jetzt verzweifelt darauf bedacht, ihr eigenes verkommenes Le– ben zu retten? Ebenfalls möglich. Vielleicht sogar wahrscheinlich. Was bedeutete, dass König Conroyd Recht hatte und dies eine Verschwörung war. Es war ein furchtbarer Gedanke mit Konsequenzen, die zu schrecklich waren, um sie sich auszumalen. Nur dass er der Hauptmann der Stadt war und es seine Aufgabe, seine Pflicht war, sich solche Dinge auszumalen. Fröstelnd lehnte Orrick sich auf seinem Stuhl zurück und blickte aus dem Fenster zum Marktplatz hinüber. Er konnte über dem Gedränge von Menschen, die sich nach wie vor dort versammelten, um zu staunen und sich an dem Spektakel zu weiden, gerade noch die obere Kante von Ashers Käfig sehen. Jetzt, da praktisch jeder von seinem Verbrechen und seinem unmittelbar bevorstehenden Tod wusste, befanden sich in der Stadt ebenso viele Besucher wie während des Trauermonats für die verstorbene Königsfamilie. Die Gasthäuser waren wieder voll. Die Hotels und alle ländlichen Herbergen ebenfalls. Der Tod war heutzutage ein blühendes Geschäft.
Verschwörung.
Wie weit reichten ihre Tentakel? Wie tief hatte sich ihr fauliger Abszess ins Fleisch der olkischen Gesellschaft eingegraben, und wie viel Blut würde vergossen werden müssen, um das Geschwür herauszuschneiden? Würde Ashers Blut genügen? Oder mussten die Wachleute des Königreichs sich vereinen, um genug Blut zu vergießen, um einen Fluss zu schaffen?
    Angefangen mit dem Blut von Dathne und Stallmeister Matt.
    Von jäher Übelkeit befallen, verließ Orrick seine Amtsstube und das Wachhaus und ging über den Platz zu Asher in seinem Käfig. Die vier diensthabenden Wachen neigten zu einem höflichen Gruß den Kopf und zogen sich so weit wie möglich zurück, damit er ungestört war.
    Er sprach den Gefangenen ohne Vorrede an. »Eure Freunde, Dathne und Matt, sind verschwunden. Wenn Ihr sie liebt, sagt mir, wohin sie gehen würden, damit ich sie herbeischaffen und sie fragen kann, inwiefern sie Euch in Euren Verbrechen unterstützt haben.«
    Ashers Augen waren umringt von dunklen Schatten und eingefallen, und all seine Wunden hatten zu eitern begonnen. Ohne sich die Mühe zu machen, den Kopf zu heben oder auch nur aufzublicken, krächzte er: »Verzieht Euch, Pellen.« Trotz des widerwärtigen Gestanks des Käfigs, des Strohs und Ashers ungewaschenen Leibs trat Orrick näher. »Wenn ich dem König mitteile, dass ich sie nicht finden kann, wird er eine unbarmherzige Suche anordnen. Es könnten unschuldige Menschen verletzt oder aus falschen Gründen verhaftet werden. Am Ende wird man sie finden, Asher. Sie können nirgendwohin fliehen, sich nirgendwo verstecken, wo nicht ich oder jemand wie ich sie finden wird. Und dann werde nicht ich es sein, der die Fragen stellt, es wird Seine Majestät sein… und Ihr wisst am besten, was dann geschehen wird. Also, sagt mir, wo sie sind. Nicht um meinetwillen oder um seinetwillen. Um ihretwillen.«
    Jetzt blickte Asher doch auf. »Ich weiß nicht, wo sie sind, außerdem hatten sie niemals etwas damit zu tun, und Jarralt weiß es. Wenn er sie haben will, dann nur, um mich zu verletzen. Nicht dass Euch das interessieren würde.« »Das ist nicht wahr!«
    Asher lachte, ein raues, schnarrendes Geräusch. »Ach nein?«
    »Ihr denkt, Ihr hättet Grund zur Klage?«
    Asher hob eine aufgerissene, eitrige Hand, ließ die Ketten, mit denen er gefesselt war, klappern und sah ihm zum ersten Mal direkt ins Gesicht. »Würdet Ihr das nicht tun?«
    »Ihr glaubt nicht, dass Ihr dies hier verdient habt? Ihr haltet es nicht für gerecht? Warum nicht? Ihr wart durchaus erpicht auf Gerechtigkeit, als es Timon Spake war, der auf die Axt wartete!«
    Asher zuckte zusammen. »Timon Spake ist niemals mit Magie verletzt worden. Ihr habt ihn nicht wie ein Tier angekettet oder ihn zur Schau gestellt. Obwohl er ein Verbrecher war, habt Ihr Timon Spake anständig behandelt!«
    Orrick biss die Zähne zusammen, und mehr als nur der Gestank setzte ihm zu. »Ich nehme meine Pflicht ernst, Asher. Eure Verhaftung entspricht dem Gesetz, Eure Schuld ist über jeden Zweifel hinaus erwiesen. Ihr habt Euer

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